Mehr Bildqualität mit weniger Bit - MPEG-4 etabliert sich als Nachfolger für MPEG-2
Aus ELVjournal
05/2005
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Digitales
Video hat eine Reihe von Vorteilen: Die Qualität hängt nicht mehr von
den spezifischen Eigenschaften des Übertragungskanals ab, es gibt
vielfältigere Methoden für Fehlerschutz und -korrektur, Speicherung und
Kopieren ist ohne Qualitätsverlust mit unbeschränkter Lebensdauer
möglich, die Methoden zur Bildbearbeitung und -manipulation sind
vielseitiger, besser und kostengünstiger. Dem steht ein großer Nachteil
entgegen: Die erforderliche Bandbreite ist bis zu 200-mal höher als bei
analogen Video-Signalen. Schon zu Beginn der Digitalisierung von
Video-Signalen hat man deshalb erkannt, dass kein Weg an der
Videokompression vorbeiführt.Größe eines Roh-Videos
Die Formel zur Berechnung der Größe eines Roh-Videos (RVG) lautet:mit
- f: Bildgröße (frame size) in Bildpunkten (pixel), Höhe x Breite
- r: Bildwiederholrate (frame rate) in Bildern pro Sekunde (fps)
- c: Farbtiefe (colour depth) in Byte pro Pixel
- t: Länge des Videos in Sekunden
- A: Volumen des Audio-Soundtracks in Byte
Für ein zweistündiges Roh-Video in VGA-Auflösung ohne Ton ergibt sich also eine Größe von: wobei
1 GByte = 1024 x 1024 x 1024 Byte sind. Es ist offensichtlich, dass
Datenraten von über 20 MByte/s und Dateigrößen von mehr als 150 GByte
die heute verfügbaren Übertragungs- und Speichermedien weit überfordern.
Das „Eindampfen“ des Datenstroms tut also Not! Datenreduktion mit MPEG
Die
Motion Pictures Experts Group (MPEG, gegr. 1989, sprich „empeg“)
entwickelte einen CODEC (Coder/Decoder oder auch
Compressor/Decompressor) für die bitsparende Übertragung und Speicherung
von Videos mit Ton. Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts
(also vor gut 15 Jahren) wurde der erste Entwurf eines
Bildkompressionsalgorithmus veröffentlicht, der im August 1993 als
Standard ISO/IEC 11172 (MPEG-1) verabschiedet wurde. Es folgte 1996
MPEG-2, das bis heute beim digitalen Fernsehen und der Filmspeicherung
auf DVD eingesetzt wird. MPEG-4 (Anfang 1999) ist dessen Erweiterung,
die bei höherer Kompressionsrate bessere Darstellungen ermöglicht.Alle
MPEG-Standards bauen aufeinander auf. Ihnen gemeinsam ist das Ausnutzen
von Irrelevanz und Redundanz in einem Bild. Dabei wird das codierte
Bild an die Eigenheiten des menschlichen Sehens angepasst, indem man ihm
für das Auge nicht wahrnehmbare Bestandteile entzieht und die
Ähnlichkeiten innerhalb eines Bildes oder in einer Folge von Bildern
ausnutzt. Die Schritte des Verfahrens Chroma- Subsampling, zeitliche und
räumliche Redundanzreduktion, Diskrete Cosinustransformation,
Codierung, Prädiktion und Bewegungskompensation, Datenstrombildung,
Fehlerkorrektur … wurden bereits im „ELVjournal“ 1/05:
„Satellitenempfang, Teil 3“ und „ELVjournal“ 2/05: „Satellitenempfang,
Teil 4“ ausführlich beschrieben. Deshalb geht dieser Artikel nur auf die
spezifischen Eigenheiten von MPEG-4 ein. Der
MPEG-2-Standard hat sich weltweit als Standard für digitales Fernsehen
etabliert. Schätzungsweise 50 Millionen digitale Receiver
(Set-Top-Boxen) arbeiten nach dem internationalen DVB-Standard (Digital
Video Broadcast: Digitales Fernsehen), der wie ATSC (Advanced Television
Systems Committee – digitales hochauflösendes Fernsehen in den USA),
DVD (Digital Versatile Disc) und MP3 als Audiokompressionsstandard
(MPEG-1, Layer 3) auf MPEG-2 beruht. Aber der technische Fortschritt hat
neue Anwendungen ermöglicht: Vom hochauflösenden Fernsehen (HDTV:
High-Definition TV) über IP-basiertes Videostreaming bis zum „Mäusekino“
auf dem Handy-Display (DVB-H) – stets sind die Datenraten für die zur
Übertragung verfügbaren Kanäle zu groß. Damit hat die Stunde von MPEG-4
geschlagen. MPEG-4 AVC/H.264
Der
MPEG-4-Standard (AVC: Advanced Video Coding = H.264) zielt auf die
möglichst effiziente Übertragung herkömmlicher A/V-Inhalte,
strukturierter synthetischer 2D/3D-Grafiken und Audio über
Breitbandnetze, das Internet, DVD, PDAs, Mobiltelefone und
Set-Top-Boxen. Als Anwendungen kommen in Frage: Unterhaltung,
Kommunikation zwischen einzelnen Personen oder Gruppen (Bildtelefon,
Videokonferenzen), Produktmarketing, Fernunterricht, interaktive
Videospiele, Multimedia-Mailing, Fernüberwachung durch Webcams usw.MPEG-4
entspricht den Eigenheiten der menschlichen visuellen Wahrnehmung
(Human Visual System HVS) besser als MPEG-2. Der Mensch nimmt eine Szene
durch Umrisse (shapes), Bewegung, Texturen und Farbe wahr. MPEG-4 trägt
dem durch die Verwendung visueller Objekte Rechnung. Die Realität wird
dadurch HVS-freundlicher abgebildet, als es Makroblöcke und Pixel
vermögen. Und nicht zuletzt ist das Schneiden und Nachbearbeiten von
MPEG-2-komprimiertem Material nur in geringem Umfang möglich. MPEG-4
wurde 2000 formell als Standard ISO/IEC 14496 verabschiedet. Die
Arbeiten daran halten an und berücksichtigen die Entwicklungen auf dem
Gebiet der Codierungsforschung und der verfügbaren Hard- und Software.
Neben einer höheren Datenverdichtung bietet MPEG-4 einen Baukasten von
Technologien, die zu anwendungsspezifischen „Profiles“ zusammengefasst
werden und gleichermaßen nützlich sind für Autoren von Inhalten,
Diensteanbieter und Endanwender:
- Autoren
können mit MPEG-4 Inhalte flexibler und mit höherer
Wiederverwendbarkeit erstellen bei besseren Möglichkeiten zum Verwalten
ihrer Urheberrechte.
- Für Diensteanbieter bietet MPEG-4
transparente Informationen über die Servicequalität (QoS – Quality of
Service), die auf die verwendete Übertragungsnetzart umgesetzt werden
müssen. So wird der Transport über heterogene Netze optimiert. Die
verbesserte Interaktion mit dem Endanwender erschließt neue
Geschäftsmodelle.
- Für Endanwender steigert ein höherer Grad an
Interaktion mit den Diensten (nach Maßgabe des Inhalteautors) deren
Attraktivität. Der Zuwachs an Multimedialität erstreckt sich auch auf
neue Übertragungsstrukturen, insbesondere solche mit relativ niedrigen
Bitraten wie Mobiltelefone, Wireless LANs usw., und lässt völlig neue
Anwendungen zu.
Teile und herrsche!
![Bild 1: Qualitätsvergleich MPEG-4-2 gegen MPEG-4-10 (Version 2). Ca. 1,5 Stunden Film passen in MPEG-4-Qualität damit auf eine normale Daten-CD. (Quelle: Luke J. Crook, http://www.balooga.com/mpeg4.php3) So funktioniert´s Bild 1: Qualitätsvergleich MPEG-4-2 gegen MPEG-4-10 (Version 2). Ca. 1,5 Stunden Film passen in MPEG-4-Qualität damit auf eine normale Daten-CD. (Quelle: Luke J. Crook, http://www.balooga.com/mpeg4.php3) So funktioniert´s](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_009.jpg)
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Bild
1: Qualitätsvergleich MPEG-4-2 gegen MPEG-4-10 (Version 2). Ca. 1,5
Stunden Film passen in MPEG-4-Qualität damit auf eine normale Daten-CD.
(Quelle: Luke J. Crook, http://www.balooga.com/mpeg4.php3) So
funktioniert´s |
Schon
die alten Römer hatten die Macht dieses Prinzips erkannt. Auch bei
MPEG-4 sorgt es für eindrucksvolle Resultate. Ein Wesensmerkmal von
MPEG-4 ist die Zerlegung des Bildinhalts in statische und bewegte Bild-
und Tonobjekte (natürliche und synthetische!) sowie räumliche Ebenen und
deren getrennte Bearbeitung und zeitgleiche Übertragung. Die
resultierende Bildqualität verblüfft in Anbetracht des geringen
Speicherbedarfs bzw. der niedrigen Übertragungsrate (s. Bild auf erster
Seite dieses Artikels und Abbildung 1).Alles nur Theater
Gewiss:
Vergleiche hinken! Aber ein MPEG-4-Empfangsgerät, mit dem sich der
Zuschauer audiovisuelles Programmmaterial zeigen lässt, hat Ähnlichkeit
mit einem Puppentheater. Der Programmanbieter überträgt zunächst das
Bühneninventar (Hintergründe, Mobiliar, Schauspieler usw.) und dann das
Drehbuch, welches vorschreibt, wie damit zu verfahren ist. Im
MPEG-4-Empfänger kommt nun das Schauspiel zur Aufführung. Dabei hat der
Zuschauer Eingriffsmöglichkeiten in das Geschehen, indem er das Drehbuch
oder die Regieanweisungen entsprechend abändert.Das Visual-Decoder-Modell
![Bild 2: MPEG-4 Visual Decoder (Quelle: Kazem Najafi) Bild 2: MPEG-4 Visual Decoder (Quelle: Kazem Najafi)](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_008.jpg)
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Bild 2: MPEG-4 Visual Decoder (Quelle: Kazem Najafi) |
Die
Umsetzung des MPEG-4-Programmstroms in Szenenbilder geschieht im
MPEG-4-Visual-Decoder-Modell (Abbildung 2). Es sind die zum Coder
inversen Baugruppen, die aus den übermittelten Bildbestandteilen wieder
das Ausgangsbild herstellen. Die Werkzeuge zur Darstellung von
Video-Aufnahmen im MPEG-4-Standard erlauben das effiziente Speichern,
Übertragen und Manipulieren kleinster Einheiten von Bild- und
Video-Inhalten, den Video- Objekten (VO). Ein Video-Objekt kann z. B.
eine sprechende Person ohne Hintergrund sein, die dann mit anderen
audiovisuellen Objekten zu einer Szene zusammengeführt wird. Die
Szenenkomposition erfolgt durch die MPEG-4-Szenenbeschreibungssprache
BIFS (BInary Format for Scenes).![Bild 3: Aus Objekten und Kompositionsanweisungen wird das Szenenbild „zusammengebaut“. Bild 3: Aus Objekten und Kompositionsanweisungen wird das Szenenbild „zusammengebaut“.](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic.jpg)
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Bild 3: Aus Objekten und Kompositionsanweisungen wird das Szenenbild „zusammengebaut“. |
Abbildung
3 erläutert dies. Aus dem MPEG-4-Datenstrom werden durch Demultiplexen
die Elementarströme gewonnen, welche die primitiven AV-Objekte
(Hintergrund, Golfspielerin, Ball, Flagge und Ton) repräsentieren.
Ebenfalls im MPEG-4-Datenstrom eingebettet ist die Szenenbeschreibung in
Gestalt eines hierarchischen Szenenbaums. Damit kann der Decoder die
Szene wiederherstellen. Als Interaktion ist z. B. die Zahlung einer
Gebühr für das Sehen der Sendung denkbar, die das Video-Objekt Golfball
sichtbar macht und so dem Betrachten des Matches erst einen Sinn gibt.
Weil die Objekte einzeln codiert sind, können sie unabhängig voneinander
manipuliert werden. So ist eine objektabhängige Auflösung denkbar, der
Austausch, das Einbinden oder Löschen von Objekten, die Wahl der
Perspektive, des Ausschnitts und vieles mehr.Mesh, Morph, Render und Co.
![Bild 4: Ein Objekt mit Maschennetzoberfläche (Quelle: Bill Henshaw, Lawrence Livermore National Laboratory, http://www.llnl.gov/ CASC/Overture/henshaw/ publications/using_mappings.pdf) Bild 4: Ein Objekt mit Maschennetzoberfläche (Quelle: Bill Henshaw, Lawrence Livermore National Laboratory, http://www.llnl.gov/ CASC/Overture/henshaw/ publications/using_mappings.pdf)](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_012.jpg)
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Bild
4: Ein Objekt mit Maschennetzoberfläche (Quelle: Bill Henshaw, Lawrence
Livermore National Laboratory, http://www.llnl.gov/
CASC/Overture/henshaw/ publications/using_mappings.pdf) |
Zur
Codierung synthetischer, d. h. im Computer erstellter Objekte wird die
Mesh- Technologie eingesetzt. Dabei bildet man das Objekt durch eine
Hülle aus Polygonen (mesh = Maschennetz) ab, die mit Texturen ausgefüllt
werden (Rendern) (Abbildung 4). Aber auch reale Video-Objekte lassen
sich durch ein gerendertes Maschennetzmodell darstellen. Die
erforderliche Auflösung bestimmt die lokale Maschengröße (progressive
mesh). Bewegungen und Geometrieänderungen werden nachgebildet durch
Morphing-Befehle. Je nach Komplexität der Oberfläche des Objekts und
seiner Aktionen sind extreme Einsparungen gegenüber den herkömmlichen
Verfahren zur Digitalisierung von Bildausschnitten möglich.![Bild 5: Mit wenigen Animationspunkten lässt sich der Gesichtsausdruck verändern. (Quelle: Ken Perlin) Bild 5: Mit wenigen Animationspunkten lässt sich der Gesichtsausdruck verändern. (Quelle: Ken Perlin)](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_003.jpg)
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Bild 5: Mit wenigen Animationspunkten lässt sich der Gesichtsausdruck verändern. (Quelle: Ken Perlin) |
Ein
schönes Beispiel für diese Technik sind dreidimensionale Humanoiden
(auch Avatare genannt), die den natürlichen Menschen durch intelligente
Geometriedefinitionen (BDP: Body Definition Parameter Set) und
Parametersets zur Änderung der Körperstellung (BAP: Body Animation
Parameter Set) oder des Gesichtsausdrucks (FAP: Face Animation Parameter
Set) verblüffend echt nachbilden. Auf der Homepage der Humanoid
Animation Working Group, http://www. h-anim.org, kann man sich einen
Eindruck verschaffen, wie die mathematische Beschreibung eines
Humanoiden funktioniert. Wer selber einmal ein Gesicht animieren will:
Auf http://mrl.nyu.edu/~perlin/de mox/Face.html kann er mit wenigen
Tastenanschlägen traurige, wütende, lachende, erstaunte usw.
Gesichtsausdrücke zaubern (Abbildung 5). 68 in Gruppen eingeteilte FAPs,
die in unterschiedlicher Intensität miteinander kombiniert werden
können, erlauben die Belebung eines künstlichen Gesichts bis in die
Feinmotorik. Wie man solche Animationen in die
MPEG-4-Szenenbeschreibungssprache BIFS umsetzt, kann man auf http://www.
research.att.com/projects/AnimatedHead/ joern2.html nachlesen.Mehr Kompressionseffizienz durch objektorientierte Bewegungskompensation
MPEG-4 erlaubt die Anwendung unterschiedlicher Verfahren zur Bewegungskompensation:
- Standard 8x8- oder 16x16-Pixel-Block (wie bei MPEG-2)
- Global
Motion Compensation (GMC) Mit Hilfe weniger zu übertragender Parameter
kann die Bewegung eines ganzen Objekts beschrieben werden. Durch
Techniken wie Image Warping (schrittweise Veränderung von Bildern),
Motion Trajectory Coding (Codierung einer Bewegungsspur) und
Texturcodierung sind erhebliche Codierungsgewinne möglich.
![Bild 6: Spritecodierung einer Videosequenz (Quelle: Overview of the MPEG-4 Standard, http://www.chiariglione.org/ride/inside_MPEG-4_part_B/ inside_MPEG-4_part_B.htm) Bild 6: Spritecodierung einer Videosequenz (Quelle: Overview of the MPEG-4 Standard, http://www.chiariglione.org/ride/inside_MPEG-4_part_B/ inside_MPEG-4_part_B.htm)](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_002.jpg)
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Bild
6: Spritecodierung einer Videosequenz (Quelle: Overview of the MPEG-4
Standard, http://www.chiariglione.org/ride/inside_MPEG-4_part_B/
inside_MPEG-4_part_B.htm) |
- Global
Motion Compensation für statische „Sprites“ Ein Sprite ist ein
grafisches Bild, welches bewegt oder animiert werden kann. Ein Beispiel:
Wird ein Panorama-Hintergrund (Zuschauer auf Tribüne) als Sprite hinter
einem Objekt (Tennisspieler) verschoben, hat der Betrachter den
Eindruck, der Tennisspieler bewegt sich vor einem Ausschnitt der
Zuschauerkulisse (Abbildung 6).
![Bild 7: MPEG-typische Blockbildung (blocking) Überschwingen an Kontrastgrenzen ringing). (Quelle: Mitsubishi Research Institute) Bild 7: MPEG-typische Blockbildung (blocking) Überschwingen an Kontrastgrenzen ringing). (Quelle: Mitsubishi Research Institute)](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_005.jpg)
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Bild 7: MPEG-typische Blockbildung (blocking) Überschwingen an Kontrastgrenzen ringing). (Quelle: Mitsubishi Research Institute) |
- Formangepasste
DCT (Shape-adaptive DCT: SA-DCT) Im Bereich der Texturcodierung von
Objekten mit beliebigen Umrissen verbessert die SA-DCT die
Codierungseffizienz erheblich. Durch eine 4x4-DCT mit einer
Integer-Arithmetik (anstelle der bei MPEG-2 üblichen 8x8-DCT mit
Floating- Point-Arithmetik) werden unerwünschte Effekte wie Blockbildung
und Überschwingen an Kontrastgrenzen (ringing) (Abbildung 7) sowie
Driftartefakte infolge von Rundungsfehlern verringert. Das „Ringing“ ist
übrigens das sichtbar gewordene Gibb’sche Phänomen, welches besagt,
dass die harmonische Synthese an Unstetigkeitsstellen der
nachzubildenden Funktion stets Überschwinger produziert.
Weitere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung
CABAC
(Context-adaptive Binaryarithmetic Coding) als effizienterer Ersatz für
die variable Lauflängencodierung (VLC) passt sich an die vom Bildinhalt
abhängige Wahrscheinlichkeitsverteilung der Symbole an, indem es die
Korrelationen zwischen den Symbolen auswertet. Damit ist eine erhebliche
Steigerung der Kompressionsrate möglich. Die Auffälligkeit von
Blockartefakten verringert eine so genannte Inloopfilterung. Dabei wird
in den Randbereichen der Blöcke eine Angleichung an die Nachbarn
vorgenommen. Eine adaptive Quantisierung macht sich die geringere
Detailauflösung des menschlichen Auges in hellen und dunklen
Bildbereichen zunutze. In solchen Bereichen wird durch Wahl einer
gröberen Quantisierungskennlinie stärker komprimiert.Resistenz gegen Übertragungsfehler
Durch
ausgefeilte Methoden zur schnellen Resynchronisation,
Datenwiederherstellung und Fehlerverdeckung wird in MPEG-4 eine hohe
Robustheit gegen Übertragungsfehler sichergestellt. Diese ist natürlich
auch wieder abhängig vom Bildmaterial. Bei sich schnell und stark
verändernden Bildfolgen wirken sich Paketverluste stärker aus als in
ruhigen Szenen (Abbildungen 8 bis 11). (Quelle: Peter Parnes,
www.cdt.luth.se/projects/siram/mP4)![Bild 8: Fehlerfreie Übertragung einer Bildfolge mit relativ geringen Inhaltsänderungen Bild 8: Fehlerfreie Übertragung einer Bildfolge mit relativ geringen Inhaltsänderungen](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_007.jpg)
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Bild 8: Fehlerfreie Übertragung einer Bildfolge mit relativ geringen Inhaltsänderungen |
![Bild 9: Übertragung einer Bildfolge mit relativ geringen Inhaltsänderungen bei 5 % Paketverlusten => geringe Auswirkungen Bild 9: Übertragung einer Bildfolge mit relativ geringen Inhaltsänderungen bei 5 % Paketverlusten => geringe Auswirkungen](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_011.jpg)
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Bild 9: Übertragung einer Bildfolge mit relativ geringen Inhaltsänderungen bei 5 % Paketverlusten => geringe Auswirkungen |
![Bild 10: Fehlerfreie Übertragung einer Bildfolge mit starken Inhaltsänderungen Bild 10: Fehlerfreie Übertragung einer Bildfolge mit starken Inhaltsänderungen](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_004.jpg)
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Bild 10: Fehlerfreie Übertragung einer Bildfolge mit starken Inhaltsänderungen |
![Bild 11: Übertragung einer Bildfolge mit starken Inhaltsänderungen bei 5 % Paketverlusten => starke Auswirkungen Bild 11: Übertragung einer Bildfolge mit starken Inhaltsänderungen bei 5 % Paketverlusten => starke Auswirkungen](Mehr%20Bildqualit%C3%A4t%20mit%20weniger%20Bit%20-%20MPEG-4%20etabliert%20sich%20als%20Nachfolger%20f%C3%BCr%20MPEG-2%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_006.jpg)
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Bild 11: Übertragung einer Bildfolge mit starken Inhaltsänderungen bei 5 % Paketverlusten => starke Auswirkungen |
Extreme Skalierbarkeit
Vom
Sub-QCIF mit 172 x 144 Pixel (Quarter Common Intermediate Format für
Videoconferencing und -telefonie) bis HDTV mit 1440 x 1152 Pixel
(High-Definition TV: hochauflösendes Fernsehen), entsprechend Bitraten
von 5 KBit/s bis 10 MBit/s, ist MPEG-4 für alle Qualitätsanforderungen
geeignet. Aus der Vielzahl der Parameter, welche die Eigenschaften der
MPEG-4-Codierung und Übertragung (Videoauflösung, Datenraten …)
beeinflussen, sind 19 Profile zusammengestellt worden, die wiederum in
zahlreiche „Level“ gegliedert sind.Einfacher Datenzugriff
MPEG
hat das „Delivery Multimedia Integration Framework“ (DMIF) als
Rahmenwerk formuliert, um die Lieferung multimedialer Inhalte unabhängig
von ihrem Speicherort und der Zugriffs- und Bereitstellungsmethode zu
ermöglichen. Damit sind die Aspekte der multimedialen Verarbeitung von
denen der Übermittlung getrennt. So kann z. B. eine Multimedia-
Anwendung wie ein MPEG-4-Abspielgerät auf Inhalte zugreifen, ohne dabei
das Lieferszenario und die Technologien der daran beteiligten Netze
berücksichtigen zu müssen.Transport
In
MPEG-4 sind keine Transportlayer definiert. Dadurch lassen sich mit
entsprechenden Anpassungen MPEG-4-codierte AV-Inhalte vielfältig
transportieren, z. B. als Inhalt von Datencontainern in MPEG-2-
Transportströmen (MPEG-4 over MPEG-2) oder über IP-basierte Netze.Ausblick
Obwohl
wir noch lange nicht am Ende der Entwicklungs- und Normierungsarbeiten
stehen, hat MPEG-4 heute schon das Potential, MPEG-2 als allgemeinen
Standard für die digitale TV-Übertragung abzulösen. Insbesondere da, wo
Speicherund Übertragungskapazitäten knapp sind und ein hohes Maß an
Interaktivität und Skalierbarkeit gewünscht wird, kann MPEG-4 durch den
objektbasierten Ansatz seine Vorteile ausspielen. Die folgenden
Erweiterungen sind bereits im fortgeschrittenen Stadium.MPEG-7
als „Multimedia Content Description Interface“ ist ein Standard zur
Beschreibung von MPEG-4-Daten. Die dabei eingesetzte Description
Definition Language DDL ist eine Erweiterung der
Seitenbeschreibungssprache XML (Extensible Markup Language), die
vornehmlich im Webseitendesign eingesetzt wird. Sie erlaubt die
Beschreibung, Verwaltung und Organisation von audio-visuellen
Datenbeständen und wird für Navigation, Zugriff, Präsentation und
Interaktion eingesetzt. Auch Mechanismen zur Wahrung von Urheberrechten
(DRM: Digital Rights Management) sind in MPEG-7 eingebaut. Eine genaue
Beschreibung findet sich in http://www.chiariglione.org/mpeg/standards/
mpeg-7/mpeg-7.htm#2.1_MPEG- 7_Systems. MPEG-21
Multimedia Framework ist ein MPEG-Standard, der eine Infrastruktur für
Erzeugung, Produktion, Freigabe und Handel von multimedialen Inhalten
festlegt. Er fasst alle am Arbeitsfluss Beteiligten – vom Produzenten
bis zum Konsumenten – zusammen und sorgt somit für eine standardisierte
und flexible Zusammenarbeit (Def. Wikipedia). MPEG-21 beschreibt die
vollständige Infrastruktur zur Übertragung angeforderter und
bereitgestellter multimedialer Inhalte. Deren Nutzungbedingungen sind in
der MPEG-21-Architekturkomponente Intellectual Property Management
& Protection (IPMP) geregelt. Details sind unter
http://www.chiariglione.org/mpeg/stan dards/mpeg-21/mpeg-21.htm#_Toc
23297968 zu finden. Fazit:
Mit MPEG-4 und seinen Erweiterungen MPEG-7 und MPEG-21 ist interaktives
Multimedia aus allen denkbaren Quellen über alle heute bekannten
elektronischen Verbreitungskanäle unter Beachtung urheberrechtlicher und
kommerzieller Aspekte wirtschaftlich realisierbar. Fachbeitrag online und als PDF-Download herunterladen
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