Satellitenempfang Teil 8/11

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Aus ELVjournal 06/2005     0 Kommentare
 Satellitenempfang Teil 8/11
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Zwar kann man über die Orbitposition 19,2° Ost (Astra) – auf die in Deutschland die meisten Satellitenantennen ausgerichtet sind – Hunderte von TV- und Radioprogrammen empfangen, wenn es aber um fremdsprachige Digitalprogramme und Datenstreams (IP-Streaming) geht, sind andere Orbitalpositionen ergiebiger. Für deren Empfang ist eine weitere Antenne nicht unbedingt erforderlich, man kann auch mit einem Reflektor und mehreren Speisesystemen auf mehrere Orbitalpositionen „schielen“. An den Multischalter als zentrale Signalverteilungskomponente stellt dies neue Anforderungen – er muss DiSEqC-tüchtig sein. Hier lesen Sie mehr darüber.

Wer schielt, hat mehr vom Orbit

In Einteilnehmeranlagen kann mit einer drehbaren Schüssel und einer so genannten Polarmounthalterung der gesamte Orbitalbogen abgefahren werden. Zapper werden deshalb durch Drehanlagen auf eine harte Geduldsprobe gestellt, weil der Positionswechsel natürlich eine gewisse Zeit benötigt, in der kein Empfang möglich ist. Der Aufwand ist zudem nicht unerheblich. Zunächst sollte die Antenne einen Durchmesser von mindestens 90 cm, besser noch 120 cm oder mehr haben, um auch die schwächeren Exoten im Orbit mit ausreichender Qualität empfangen zu können. Weiterhin ist die Befestigung derartig großer Antennen wegen der enormen Windlasten nicht unproblematisch. Sie hat mit besonderer Sorgfalt und am besten mit dem Rat eines Statikers zu erfolgen. Sonst haben Orkane – wie „Lothar“ an Weihnachten 1999 – ein gefundenes Fressen. Außerdem wird eine Dreheinrichtung (Rotor, Positioner), ein für deren Ansteuerung geeigneter Sat-Receiver und ein in einem weiten Winkelbereich „freier Blick“ auf den Orbitalbogen benötigt. Nicht zuletzt kann es Probleme mit der Nachbarschaft wegen der Geräuschentwicklung des Rotors geben, die Zuverlässigkeit und Wiederkehrgenauigkeit der Einstellung ist oft mangelhaft und der Preis der gesamten Anlage erheblich. Ebenfalls nur für einen Teilnehmer sind Antennen geeignet, bei denen der Reflektor feststeht, der LNB aber auf einer gebogenen Schiene davor hin und her gefahren wird. Diese haben zudem – wie später genauer erläutert wird – bei größeren Auslenkungen aus der Nullposition systembedingte Schwächen. Für mehrere Teilnehmer kommt also nur das „Anpeilen“ der interessierenden Satelliten mit feststehender(n) Antenne(n) in Frage. In den allermeisten Fällen wird die Kombination Astra auf 19,2° Ost und die Eutelsat-Hotbird-Position 13° Ost ausreichen. Dann stehen mit einer 75-cm- Antenne – besser 90 cm – aus zwei Satellitenpositionen analoge und digitale Programme in je vier Sat-ZF-Bändern mit insgesamt knapp 9 GHz Bandbreite zur Verfügung. Bei deren Weiterverteilung mit modernen Multischalterkonzepten steht auch der Nutzung zukünftiger multimedialer, interaktiver Dienste nichts im Wege. Unter diesem Gesichtspunkt werden die von Astra besetzten Positionen 19,2° Ost und 23,5° Ost (Letztere ist die ehemalige Position des deutschen Forschungssatelliten Kopernikus) eventuell ebenfalls für den Empfang mit einer Antenne und Duo- Feed interessant. Auf 23,5° Ost strahlt Astra 3A derzeit Testsendungen für den ersten europäischen HDTV-Betreiber Euro 1080 in MPEG-4-Kompression aus (12.032 MHz, horizontal, 22.000 MSym/s, FEC 3/4). Weiter bietet der Pay-TV-Anbieter Premiere sein Bouquet „Premiere International“ mit 17 fremdsprachigen Programmen den direkt empfangenden Haushalten an. Es scheint, als ob Astra seine Pläne, die 23,5°-Position nur für die Kabelnetzzubringung zu nutzen, aufgegeben hat.

Der Parabolreflektor

Bild 1: Parabolantennen haben nur einen Brennpunkt und der liegt auf der Symmetrieachse des erzeugenden Paraboloiden.
Bild 1: Parabolantennen haben nur einen Brennpunkt und der liegt auf der Symmetrieachse des erzeugenden Paraboloiden.
Allen Parabolreflektoren ist eines gemeinsam: Parallel in Richtung der Hauptachse einfallende Strahlung wird an der Reflektoroberfläche so umgelenkt (Einfallswinkel = Ausfallswinkel!), dass sie sich in einem einzigen Punkt, dem Brennpunkt oder Fokus, konzentriert. Die grünen Strahlengänge in Abbildung 1 zeigen dies. Hier ist nun das so genannte Phasenzentrum des Feedhorns angeordnet. Das Feedhorn hat die Aufgabe, die Raumwelle in eine Hohlleiterwelle zu überführen, die in den LNB einläuft und dort von Auskoppelsonden in elektrische Signale verwandelt wird. Doch was passiert, wenn die Strahlung nicht mehr parallel zur Hauptachse einfällt? Dies zeigen die roten Strahlengänge im Abbildung 1. Man hat es hier mit einer rotationssymmetrischen Antenne zu tun, die von oben betrachtet wird. Es zeigt sich, dass sich der Brennpunkt mit zunehmendem Fehlwinkel immer mehr auflöst und wegwandert. Der gleiche Effekt ist an einem Brennglas zu beobachten, welches nicht genau in Richtung Sonne gehalten wird. Dementsprechend wird ein in dieser Zone höherer Strahlendichte montierter LNB eine geringere Signalstärke vorfinden. Der Winkel zwischen den Satelliten muss groß genug sein, damit sich der deformierte Fokus weit genug vom exakten Fokus bewegt, um Platz für ein zweites Feedhorn zu schaffen. Bei den im Orbit stationierten Satelliten, die auf gleichen Frequenzbändern ausstrahlen, beträgt der minimale Abstand 3°, was keine Probleme bereitet. Damit ist die Duo-Feed-Antenne – auch flapsig „Schieler“ genannt – fertig.

Die Richtcharakteristik

Bild 2: Das schielende Speisesystem hat eine verschlechterte Richtcharakteristik.
Bild 2: Das schielende Speisesystem hat eine verschlechterte Richtcharakteristik.
Es ist leicht einzusehen, dass sich die Richtcharakteristik einer Antenne, gemessen mit dem schielenden LNB gegenüber einem LNB im Brennpunkt, verändert. Zunächst geht in azimutaler Richtung die Symmetrie der Richtcharakteristik verloren (Abbildung 2). Gleichzeitig fällt der Antennengewinn in Satellitenrichtung und die Nebenkeulen wachsen. Es leidet also die räumliche Trennwirkung der Antenne – allerdings bei kleinen Winkeln zwischen den Satelliten sehr geringfügig. Aus Abbildung 2 lässt sich ablesen, dass im „worst case“ die Entkopplung zwischen den Satelliten etwa 30 dB beträgt. In der Praxis ist dies völlig ausreichend.

Der Schielwinkel

Bild 3: Der Schielwinkel wird zwischen den Sehstrahlen von der Antenne auf der Erde zu den beiden Satelliten im GEO gemessen.
Bild 3: Der Schielwinkel wird zwischen den Sehstrahlen von der Antenne auf der Erde zu den beiden Satelliten im GEO gemessen.
Unter dem Schielwinkel ϕ versteht man den Raumwinkel zwischen den Strahlen von der Satellitenantenne zu den beiden Satelliten (Abbildung 3). Er hängt natürlich wie die Azimut- und Elevationswerte zum Einstellen der Schüssel sowohl von der geographischen Lage der Empfangsantenne als auch den Koordinaten der Satelliten im Orbit ab.
Mit den Methoden der sphärischen Trigonometrie lässt sich der Schielwinkel ϕ ermitteln als

mit

und

und:

Dabei sind (b0, l0) die Koordinaten der Antenne (nördliche Breite, östliche Länge), die Positionen der Satelliten S1 und S2 werden durch (0, l1) bzw. (0, l2) charakterisiert. d1 und d2 sind die Abstände zwischen der Antenne und dem jeweiligen Satelliten, d3 ist der Abstand der Satelliten voneinander, h = 35.798 km ist die Flughöhe des Satelliten im geostationären Orbit und r = 6.378 km der Erdradius. Die Breitenwerte der Satellitenkoordinaten sind null, weil die Satelliten voraussetzungsgemäß im GEO stationiert sind. Für das Paar Astra (19,2° Ost) und Eutelsat Hotbird (13° Ost) liefert Tabelle 1 für die wichtigsten Orte Deutschlands Azimut (Seitenwinkel) und Elevation (Höhenwinkel), unter denen die Satelliten „zu sehen“ sind.



Tabelle 1: Die Schielwinkel, unter denen in Deutschland Astra 19,2° Ost und Eutelsat 13° gesehen werden.
Tabelle 1: Die Schielwinkel, unter denen in Deutschland Astra 19,2° Ost und Eutelsat 13° gesehen werden.
Die letzte Spalte ist eine Auswertung der obigen Formel für den Schielwinkel. Sie sagt aus, wie stark am jeweiligen Empfangsort eine Antenne schielen muss, um das Satellitenpaar Astra 19,2° Ost und Eutelsat 13° Ost optimal zu empfangen. Man sieht, dass der Winkel zwischen den Extremen 6,73° z. B. in Flensburg und 6,85° in Garmisch-Partenkirchen schwankt. Durch die geringe Variationsbandbreite von 0,12° kommen wir in ganz Deutschland (wenn man nicht ganz so pingelig ist, auch in Zentraleuropa) mit einem festen Schielwinkel von 6,8° aus. Dementsprechend haben Duo-Feedhalterungen für Astra/Hotbird meist keine Justiermöglichkeit. Ähnliches gilt für den „Skew“, d. h. den Einstellwinkel des LNBs um die eigene Achse. Er ist nur im Zentrum der Ausleuchtezonen null, weil hier die Satellitenbetreiber dafür sorgen, dass exakt vertikale und horizontale Polarisation vorliegt. Er müsste bei Standorten in den Randgebieten nachgestellt werden. Doch auch hier: „Das Ergebnis lohnt die Mühe nicht.“
Bild 4: Weil der Schielwinkel zwischen den Orbitpositionen 19,2° Ost und 23,5° Ost in ganz Europa wenig differiert, lässt sich zumindest in Deutschland ein einheitlicher Astra-Monoblock-LNB einsetzen.
Bild 4: Weil der Schielwinkel zwischen den Orbitpositionen 19,2° Ost und 23,5° Ost in ganz Europa wenig differiert, lässt sich zumindest in Deutschland ein einheitlicher Astra-Monoblock-LNB einsetzen.
Für die beiden Orbitpositionen 19,2° Ost und 23,5° Ost variiert der Schielwinkel in ganz Europa zwischen 4,5° und 4,85° (Abbildung 4), in Deutschland sogar nur von 4,65° bis 4,75°. Ein fester mittlerer Schielwinkel von 4,7° ist also gerechtfertigt.

Justage von „Schielern“

Blickt man von der Rückseite der Antenne in Richtung des Satelliten und der Speisesysteme, muss man beachten, dass der linke Satellit vom rechten Speisesystem und umgekehrt „gesehen“ wird. Aus den Zeiten, als Eutelsat aus der 13°-Position noch schwächer abstrahlte, rührt es her, dass manche Hersteller dafür einen exakt im Brennpunkt angeordneten linken LNB vorgesehen hatten, um das letzte Quäntchen Signal zu holen. Heute kann man ohne Probleme die Speisesysteme symmetrisch links aus dem Brennpunkt verschieben oder vertauschen, um keinen oder den anderen Satelliten zu bevorzugen (Abbildungen 5–7).
Bild 5: Eutelsat im Fokus, Astra im Offset
Bild 5: Eutelsat im Fokus, Astra im Offset
Bild 6: Eutelsat und Astra im Offset
Bild 6: Eutelsat und Astra im Offset
Bild 7: Astra im Fokus, Eutelsat im Offset
Bild 7: Astra im Fokus, Eutelsat im Offset

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Im Prinzip ist es möglich, mehr als zwei Speisesysteme vor der Schüssel zu montieren, um 3, 4 oder sogar mehr Satelliten zu empfangen. Das hat jedoch seine Grenzen, weil mit zunehmender Abweichung von der idealen „Blickrichtung“ (Achse der Parabolschüssel) die Empfangsqualität der Offset-LNBs abnimmt. Mit einer Standard- Parabolantenne sind daher nur bei etwa südlicher Ausrichtung ca. ±10° des Orbitalbogens abzudecken. Anders sieht es bei Reflektorformen aus, die (ähnlich einer Gleitsichtbrille) an die jeweilige Raumrichtung angepasste Fokussierungseigenschaften aufweisen. Das ist natürlich mit Ausschnitten aus einem rotationssymmetrischen Paraboloiden nicht zu erreichen. Vielmehr müssen hierbei mindestens zwei oder mehr auf die verschiedenen Abschnitte des Orbitalbogens ausgerichtete Parabolantennenflächen zu einer gemeinsamen „verschmolzen“ werden. Die Brennpunkte (oder besser Konzentrationsmaxima) sind dann auf einer „Brennlinie“ angeordnet, auf der sich die Phasenzentren der den jeweiligen Raumrichtungen zugeordneten LNBs befinden müssen. Abbildung 8 zeigt drei solcher „Exoten“. Vor dem Subreflektor der amerikanischen Gregory- Multifokal-Antenne WaveFrontier (http://www.multilnbdish.com/) lassen sich in der 90-cm-Ausführung bis zu 20 LNBs anordnen. In Abbildung 9 ist die 55-cm-Ausführung der WaveFrontier für bis zu 8 LNBs zu sehen. Abbildung 10 erläutert die Ausrichtung der LNBs.
Bild 8: Ein „normaler“ parabolischer Schieler und zwei Exoten. Quelle: https://secure.olbort.com/ cybertest.htm
Bild 8: Ein „normaler“ parabolischer Schieler und zwei Exoten. Quelle: https://secure.olbort.com/ cybertest.htm
Bild 9: Bis zu 8 Speisesysteme finden bei der 55-cm-WaveFrontier ihren Platz vor dem Gregory-Subreflektor. Quelle http://www.multilnbdish.com/
Bild 9: Bis zu 8 Speisesysteme finden bei der 55-cm-WaveFrontier ihren Platz vor dem Gregory-Subreflektor. Quelle http://www.multilnbdish.com/
Bild 10: So verläuft der Strahlengang Satellit – Reflektor – Subreflektor – Feedhorn.
Bild 10: So verläuft der Strahlengang Satellit – Reflektor – Subreflektor – Feedhorn.
Tabelle 2 gibt einen Überblick der in unseren Breiten zwischen 45° Ost und 18° West in verschiedenen Ländern mit der 55-cm- und der 90-cm-Version dieser Antenne empfangbaren Satelliten.
Tabelle 2: Diese Satelliten können mit der kleinen und der großen WaveFrontier empfangen werden. Quelle: http://www.multilnbdish.com
Tabelle 2: Diese Satelliten können mit der kleinen und der großen WaveFrontier empfangen werden. Quelle: http://www.multilnbdish.com
Bild 11: Empfang aus einem weiten Winkelbereich mit der CyberTenna. Quelle: http://www.telewide.se/
Bild 11: Empfang aus einem weiten Winkelbereich mit der CyberTenna. Quelle: http://www.telewide.se/
Die CyberTenna S64 des schwedischen Herstellers Telewide (http://www. telewide.se/) rechts in Abbildung 8 beruht auf dem Prinzip der elektromagnetischen Linse. Sie besteht aus einem rotationssymmetrischen Array rechteckiger Hohlleiterabschnitte. Strahlung aus einem bis zu 40 Grad breiten Abschnitt des Orbitalbogens wird also nicht in einem Brennpunkt reflektiert, sondern tritt durch die Antennenstruktur hindurch und steht dahinter nach Richtungen gebündelt für bis zu 8 LNBs zur Verfügung. Abbildung 11 zeigt die Richtdiagramme für verschiedene Raumrichtungen. Die Entwickler zählen eine Reihe von Vorteilen ihrer Konstruktion gegenüber Reflektorantennen auf, z. B. niedrigere Nebenkeulen und geringeres Rauschen.

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Bild 12: Voller Empfang von 4 Satelliten für 16 Teilnehmer. Quelle: www.ankaro.de
Bild 12: Voller Empfang von 4 Satelliten für 16 Teilnehmer. Quelle: www.ankaro.de
Diese Spruchweisheit bezieht sich an dieser Stelle auf die elektrische Auswahl der Signale der vielen LNBs einer Multifeedantenne. Während für zwei Orbitalpositionen (8 Sat-ZF-Eingänge) eine Vielzahl von Multischaltern auf dem Markt ist, wird das Angebot für 3 oder gar 4 Orbitalpositionen sehr dünn. Mit den Multischaltern der Serie DK 17x… von Ankaro (Abbildung 12) haben bei geeigneter Anlagengestaltung nahezu beliebig viele Teilnehmer den wahlfreien Zugriff auf 16 Sat- ZF-Ebenen bzw. vier Satelliten (http:// www.ankaro.com/Service/Zeichnungen/ DK%2017%20x..pdf). Die Receiver müssen dafür mindestens den Befehlssatz nach DiSEqC 1.0 beherrschen. Ähnliche Produkte sind der Duratron DMS 174 und der Chess 17/8 NT von Kamm. Die Verteilung von mehr als 16 Sat- ZF-Ebenen ist ein weites Betätigungsfeld für kreative Hobbyisten und Fachleute. Ob die Industrie für diese Anwendungsfälle geeignete Multischalter entwickeln und fertigen wird, scheint fraglich, weil die Nachfrage nach solchen „Exoten-Anlagen“ dies wahrscheinlich nicht rechtfertigt.

DiSEqC – universelle Kommandosprache für Sat-Anlagen

Bild 13: Drei zweiwertige Schaltkriterien sind erforderlich, um die Auswahl aus 8 Sat- ZF-Bändern zu treffen.
Bild 13: Drei zweiwertige Schaltkriterien sind erforderlich, um die Auswahl aus 8 Sat- ZF-Bändern zu treffen.
Zu den Anfängen des Direktempfangs von Satelliten für jedermann gab es nur ein Frequenzband (Low-Band) und zwei Polarisationsebenen (vertikal und horizontal). Die Auswahl der Polarisationsebene konnte über die Höhe einer Gleichspannung auf dem Zuleitungskabel zum Receiver getroffen werden: 14 V vertikal, 18 V horizontal (Abbildung 13).
Bild 14: Fundierte DiSEqC-Informationen von der Quelle. Quelle: http://www.eutelsat.org/satellites/4_5_5.html
Bild 14: Fundierte DiSEqC-Informationen von der Quelle. Quelle: http://www.eutelsat.org/satellites/4_5_5.html
Mit einer der Gleichspannung überlagerten 22-kHz-Wechselspannungskomponente gab es ein weiteres Schaltkriterium, welches zuerst für die Wahl einer zweiten Orbitalposition (meist die 13°-Eutelsat- Hotbird-Position) herangezogen wurde. Als Astra begann, in einem weiteren Frequenzband (High-Band) abzustrahlen, wurden die 22 kHz zum Wechsel in dieses Frequenzband benötigt und standen für den Wechsel der Orbitalposition nicht mehr zur Verfügung. Es war also nicht verwunderlich, dass Eutelsat ein starkes Interesse daran hatte, ein zusätzliches Schaltkriterium für die Anwahl seines Hotbirds zu etablieren. Eutelsats Verdienst besteht nun darin, ein universelles Signalisierungssystem konzipiert und mit Philips und anderen Herstellern zur Marktreife gebracht zu haben – das Digital Satellite Equipment Control (DiSEqC, frei übersetzt: digitale Steuerung von Bausteinen für Satellitenempfangsanlagen). Damit steht ein zukunftsoffenes, lizenzfreies System für praktisch unbegrenzte Steuerungsaufgaben in gegenwärtigen und zukünftigen Satellitenempfangsanlagen zur Verfügung, das sich bereits auf breiter Basis durchgesetzt hat. Hochdetaillierte Informationen sind in den DiSEqC Reference Documents zu finden, die Eutelsat auf seiner Homepage unter http://www.eutelsat.org/satellites/4_5_5.html zum Abruf bereit stellt (Abbildung 14). DiSEqC ist ein digitales modembasiertes, bidirektionales Master-Slave-Kommunikationssystem für den Austausch von Befehlen und Informationen unter den Komponenten einer Satellitenempfangsanlage. Dabei wird die koaxiale Struktur des Verteilnetzes als Bus für den Datentransport verwendet. Der Master (Herr, typischerweise der Satellitenreceiver) erteilt seine Befehle an den Slave (Sklave, typischerweise ein Multischalter), indem er die 22-kHz-Schwingung auf der Versorgungsspannung (400–900 mVss) als Träger tastet (ASK: Amplitude Shift Keying). Der Slave „horcht“ den Datenverkehr auf dem Kabel ab und führt die an ihn gerichteten Befehle aus. Je nach DiSEqC-Version meldet der Slave dem Master die Befehlsausführung als erfolgreich oder misslungen zurück. Die DiSEqC-Level 1.0, 1.1, 1.2, 1.3 sind unidirektional, die Level 2.0, 2.1, 2.2 und 2.3 bidirektional. Durch die Level 2.x wird eine echte Interaktion zwischen Master und Slave mit Rückmeldungen, Abfragen von Statusinformationen, Konfliktbehandlungen, Selbstkonfigurationen usw. möglich.
Bild 15: Wenn DiSEqC drauf steht, muss auch DiSEqC drin sein!
Bild 15: Wenn DiSEqC drauf steht, muss auch DiSEqC drin sein!
Ein auf die Komponente aufgedrucktes Logo mit dem DiSEqC-Level kennzeichnet seine Kommunikationsfähigkeiten (Abbildung 15). Einen Überblick über die DiSEqC-Level gibt Tabelle 3.

Bild 16: So werden bei DiSEqC die logische „0“ und die logische „I“ codiert.
Bild 16: So werden bei DiSEqC die logische „0“ und die logische „I“ codiert.
Die bitserielle Übertragung findet bei DiSEqC durch definiertes Ein- und Ausschalten (Tasten) der 22-kHz-Schwingung statt. Die Zuordnung der digitalen Nullen und Einsen zu den Tastmustern zeigt Abbildung 16.
Bild 17: Aufbau eines DiSEqC-Befehlswortes
Bild 17: Aufbau eines DiSEqC-Befehlswortes
DiSEqC-Befehle setzen sich aus einem Startbyte (framing byte), Adressbyte (address byte), Befehlsbyte (command byte) und ggfs. einem Datenbyte (data byte) zusammen, jeweils gefolgt von einem Paritäts- Prüfbit (Parity) (Abbildung 17).
Bild 18: Ein typischer DiSEqC-Befehlsablauf
Bild 18: Ein typischer DiSEqC-Befehlsablauf
Das höchstwertige Bit eines Bytes wird zuerst gesendet. Das Paritybit ist 1, wenn das vorangehende Datenwort eine gerade Anzahl von 1-Bits hat. Weil 1 Bit 1,5 ms zur Übertragung benötigt, sind die 36 Bit eines vollständigen DiSEqC-Befehls (4 x 8 Bit + 4 x 1 Bit) in 54 ms ausgesendet (Abbildung 18).
Bild 19: Der Simple Tone Burst ist nur für den Wechsel der Orbit-Position gedacht.
Bild 19: Der Simple Tone Burst ist nur für den Wechsel der Orbit-Position gedacht.
Was hat es nun mit dem Simple Tone Burst (STB) auf sich? Um für einfache Zwei-Wege-Schalter den Aufwand eines DiSEqC-Slave-Mikrocontrollers zu vermeiden, wurde die DiSEqC-Spezifikation um ein einfaches „Tone-Burst“-Kommando ergänzt. Es kann durch eine unaufwändige analoge Hardware detektiert werden. Der STB wird nach dem normalen DiSEqCDaten- Burst gesendet. Es gibt zwei Arten von STBs: einen unmodulierten für die Satellitenposition „A“ und einen modulierten für die Satellitenposition „B“ (Abbildung 19).
Der unmodulierte ergibt im Vergleich mit dem modulierten mit seinem Tastverhältnis von 1:3 nach Tiefpassfilterung einen ca. dreimal höheren Gleichspannungswert, was zur Unterscheidung ausgewertet werden kann. Der Tone-Burst ist also eine technische Minimallösung zur Ansteuerung zweier Satelliten bzw. zur Auswahl eines von 4 Sat-ZF-Bändern. Eine kleine Auswahl der Kommandobestandteile Start-, Adress- und Befehlsbyte ist in den Tabellen 4.1, 4.2 und 4. 3 zu sehen.
Tabelle 4.1: Einige Startbytes eines DiSEqC-Kommandos
Tabelle 4.1: Einige Startbytes eines DiSEqC-Kommandos
Tabelle 4.2: Einige Adressbytes eines DiSEqC-Kommandos
Tabelle 4.2: Einige Adressbytes eines DiSEqC-Kommandos
Tabelle 4.3: Einige Befehlsbytes eines DiSEqC-Kommandos
Tabelle 4.3: Einige Befehlsbytes eines DiSEqC-Kommandos
Bei einigen DiSEqC-Befehlen (ab Level 2.0) wird ein optionales Datenbyte übertragen, z. B. beim Beschreiben oder Auslesen von Registern. So enthält das Datenbyte zum Befehl 38H die gesamte „Wegbeschreibung“ des Sat-ZF-Pfades. Wenn sich der Master ein Bild vom Zustand des Verteilsystems machen will, kann er über das Befehlsbyte 10H das Statusbyte des adressierten Slaves auslesen. Über 11H wird das Konfigurationsbyte abgefragt und 14H liefert den aktuellen Schaltzustand. Die Tabellen 5.1, 5.2 und 5.3 beschreiben dies.
Tabelle 5.1: Die DiSEqC-Statusbytes
Tabelle 5.1: Die DiSEqC-Statusbytes
Tabelle 5.2: Die DiSEqC-Konfigurationsbytes
Tabelle 5.2: Die DiSEqC-Konfigurationsbytes
Tabelle 5.3: Die DiSEqC-Schaltzustandsbytes
Tabelle 5.3: Die DiSEqC-Schaltzustandsbytes

Messtechnik für DiSEqC-Sat- Empfangsanlagen

Aufbau und Wartung einer Satellitenanlage ist erst mit geeigneten Messgeräten technisch und wirtschaftlich optimal möglich. Für das Ausrichten der Antenne ist eine akustisch/optische Hilfe unabdingbar, Pegelmessungen kommen defekten Bauteilen auf die Spur und die DiSEqC-Funktionalitäten von Verteilnetzkomponenten lassen sich mit entsprechenden Kommandogebern und -empfängern überprüfen. Die Zahl der Messgeräte und die Spannweite ihres Leistungsumfangs ist riesig. Vom reinen „Indikator“ für weniger als 5 € bis zum digitaltüchtigen Allrounder mit Bildund Tonwiedergabe – je nach Ausstattung für mehrere 1000 € – gibt es alles auf dem Markt. Zwei willkürlich gewählte Geräte zeigen die Abbildungen 20 und 21.
Bild 20: Ein erstaunlicher Funktionsumfang für knapp 70 ¤: Spannung, Strom, DiSEqC-Kommandogeber und -leser, Ansteuerung von Rotoren, Summenpegel und manches mehr. Quelle: http://www.emitor.se/ websites/emitorse/egnafiler/shop/ admbilder/pdf/ Digisat%20Lcd%20accu%20A4.pdf
Bild 20: Ein erstaunlicher Funktionsumfang für knapp 70 ¤: Spannung, Strom, DiSEqC-Kommandogeber und -leser, Ansteuerung von Rotoren, Summenpegel und manches mehr. Quelle: http://www.emitor.se/ websites/emitorse/egnafiler/shop/ admbilder/pdf/ Digisat%20Lcd%20accu%20A4.pdf
Bild 21: Was bei diesem Gerät nicht in der Grundausstattung enthalten ist, kann nachgerüstet werden. Quelle: www.kws-electronic.de
Bild 21: Was bei diesem Gerät nicht in der Grundausstattung enthalten ist, kann nachgerüstet werden. Quelle: www.kws-electronic.de
Das Thema Messungen bei Errichtung und Wartung von Sat-Anlagen würde den Rahmen dieser Reihe bei weitem sprengen.

Literatur:

1. Jungk, Karsten: „Moderne Satellitenempfangsanlagen: Planung – Errichtung – Wartung“, 2. bearb. und erg. Auflage, Berlin: Verlag Technik 1998 (Praxisreihe Radio, Fernsehen, Elektronik) ISBN 3-341-01218-4
2. Eutelsat: „DiSEqC Bus Specification, Version 4.2 (February 25, 1998)“
3. Müller, Klaus: „DiSEqC 2.0 für Techniker“, Spaun electronic, Februar 1999

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