Satellitenempfang Teil 10/11
Aus ELVjournal
02/2006
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Die
Digitaltechnik eröffnet dem Medium Fernsehen neue Dimensionen. Das
digitale Satellitenfernsehen wird seinen analogen Vorgänger bald
verdrängt haben. Es gibt eine Vielzahl von Empfangs-, Speicher- und
Wiedergabemöglichkeiten. Freie und verschlüsselte Programme kommen heute
über Beistellboxen ohne und mit wechselbaren Conditional Access Modules
(CAM) oder eingebetteten Entschlüsselungssystemen zur Wiedergabe auf
Röhren- oder Flachbildschirmen. Gespeichert wird auf integrierten
Festplatten, die das bisher unbekannte Time-Shifting, also das
zeitversetzte Sehen, ermöglichen. Weil die Inhalte des Digitalfernsehens
ja nichts anderes als entsprechend organisierte Daten sind, bietet sich
der PC mit Sat-TV-Receiver in Form einer Steckkarte oder als USB-Box
mit einem hochwertigen Bildschirm als vollwertige Alternative zur
herkömmlichen „Glotze“ an. Ebenfalls neu sind die Möglichkeiten, das
Videomaterial im PC zu bearbeiten, auf DVD zu brennen und über das
heimische Ethernet (LAN) oder drahtlos (WLAN) zu verteilen.Satellitenreceiver
Vor
15 Jahren begann der Satellitenempfang für jedermann (DTH: Direct to
Home) mit gerade mal 16 analogen Programmen vom ersten ASTRA-Satelliten
1A in der Orbitposition 19,2° Ost. Kaum jemand konnte sich damals
vorstellen, wie durch die Kopositionierung mehrerer Satelliten,
Erweiterung des Sendefrequenzbereichs und dessen effizientere Nutzung
durch digitale Techniken ein überwältigendes internationales Angebot an
TV- und Hörfunkprogrammen und Datenströmen mit einer einzigen Antenne ab
35 cm Durchmesser empfangbar sein würde. Für den Satellitenempfänger in
Gestalt eines Beistellgerätes zum Fernsehapparat (STB: Set-Top-Box)
gibt es inzwischen zahlreiche Gestaltungsvarianten – insbesondere für
den digitalen Satellitenempfang. Da gibt es Empfangsgeräte als
Set-Top-Box für freie Programme (FTA: Free to Air) und verschlüsselte
mit integrierter Entschlüsselungstechnik (embedded: eingebettet) oder
austauschbarem Decodiermodul (CA-Steckmodul mit Smart-Card), mit
Festplatte (HDD: Hard Disk Drive) als digitalem Speichermedium und
USB-Schnittstelle zum Aufzeichnen des Programms auf einem externen PC.
In großer Vielfalt ist der Satellitenreceiver auch in Form einer
Steckkarte und als USB-Box für den PC ohne und mit CAModulanschluss
erhältlich. Der folgende Artikel will erklären, wie die verschiedenen
Bauformen funktionieren und welche Besonderheiten sie aufweisen.Die analoge Set-Top-Box – eine aussterbende Gattung
Fast
alle analogen Programme werden zunehmend auch digital ausgestrahlt und
meist nach einer teuren Simulcastphase (parallele analoge und digitale
Verbreitung) abgeschaltet. Neue Programme gehen ohnehin nur digital auf
den Satelliten. Entsprechend nimmt die Zahl der neu verkauften oder noch
eingesetzten analogen Sat- Receiver ab. Man kann davon ausgehen, dass
spätestens 2010, wenn der Übergang von analog auf digital abgeschlossen
sein soll, alle Satellitenempfangsanlagen „digitaltüchtig“ gemacht sein
müssen. Dann sind sowohl das Low-Band als auch das High-Band
ausschließlich mit Digitalprogrammen gefüllt, und die Umstellung auf
einen Universal-LNB und entsprechende Multischalter ist notwendig, wenn
man nicht auf die Hälfte der Programme verzichten will.
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Bild 1: Die wesentlichen Baugruppen eines analogen Sat-Receivers |
Abbildung
1 zeigt das Blockschaltbild eines Analogreceivers. Wir wollen es kurz
erläutern. Am Antenneneingang des Receivers steht die 1. Sat-ZF im
Bereich von 950 bis 2050 MHz als Ausgangssignal des LNBs mit einem Pegel
von 45 bis 65 dBμV an. Der Tuner dient der Abstimmung (to tune:
abstimmen, einstellen) auf die Frequenz des gewünschten Programms. Das
Signal durchläuft dabei eine Vorstufe (breitbandig oder selektiv) und
gelangt dann auf den Mischer. Dieser setzt es nach Maßgabe der
Lokaloszillatorfrequenz auf die 2. Sat- ZF von ca. 480 MHz um, die
nochmals verstärkt und frequenzdemoduliert wird. Das Ausgangssignal des
Tuners ist das in Teil 3 dieser Serie („ELVjournal“ 1/05) beschriebene
so genannte Basisband. Es enthält das Luminanz- und Chromaspektrum des
Video- Signals sowie eine Reihe von Tonträgern. Sie werden in der
A/V-Aufbereitung ausgewertet: Die Klemmung beseitigt das überlagerte
Energieverwischungssignal, die Kontrasteinstellung gleicht vom FMHub
abhängige Bildkontrastunterschiede aus, die gewünschten Tonträger werden
selektiert.
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Bild 2: Die Schnittstellenbestückung analoger Sat-Receiver war eher spärlich. |
Die
sendeseitige Ton-Preemphase (feste oder dynamische Anhebung der hohen
Audiofrequenzen nach dem Wegener-Panda-Verfahren zur Verbesserung des
Geräuschspannungsabstands) wird rückgängig gemacht und das Audiound
Video-Sig nal über eine Scart-Buchse und meist zusätzlich über getrennte
Cinch- Buchsen für Video und/oder Audio-Links und Audio-Rechts zum
Anschluss an eine Stereoanlage ausgegeben (Abbildung 2). Für die
Verwendung an älteren Fernsehapparaten ohne Scart-Eingang haben manche
Receiver einen einfachen Modulator, dessen Ausgangssignal (TV OUT) im
Bereich des Kanals 36 in die Antennenbuchse des Fernsehgeräts
eingespeist wird. Die Modulatorausgangsfrequenz kann der Benutzer
entweder mit einem Schraubenzieher (CH) oder per Bildschirmmenü in einem
gewissen Bereich wählen, um Überschneidungen mit den über
ANT-IN-Eingang zugemischten terrestrischen Programmen zu vermeiden. Ein
Schalter TEST bewirkt die Ausgabe eines einfachen Testsignals (meist
schwarz-weiße vertikale Balken) zum leichteren Auffinden der
Modulatorausgangsfrequenz. Die zweite Scart-Buchse dient dem Anschluss
eines Videorecorders (VCR SCART). Der dritte Funktionsblock Bedienung
erfüllt die Aufgaben der Interaktion des Receivers mit einem
Multischalter durch Bereitstellen von 14/18 V, 0/22 kHz (manchmal auch
DiSEqC-Signalen) zur Wahl der Sat-ZF- und Polarisationsebene und wertet
die Steuerbefehle der Infrarot-Fernbedienung aus. Ferner werden hier die
Bildschirmmenüs und -einblendungen und die Ansteuerungssignale für das
Frontdisplay erzeugt. Das Netzteil versorgt den Receiver und den LNB
(falls direkt oder über passiven Multischalter angeschlossen) mit Strom.
Eine Überlastsicherung verhindert im Kurzschlussfall Schäden am
Receiver. Es ließe sich noch viel zu der Schaltungstechnik analoger
Sat-Receiver und den Verfahren der analogen Signalverschlüsselung sagen,
aber wegen der abnehmenden Bedeutung dieser Gattung wollen wir es dabei
bewenden lassen.Digitale Satellitenreceiver
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Bild 3: Stark vereinfachtes Blockschaltbild eines DVB-S-Receivers |
Die
ersten digitalen Satellitenreceiver waren nur für den Empfang
unverschlüsselter Digitalprogramme (FTA: Free to Air) mit
DVB-S-Modulation (QPSK) und MPEG-2-Codierung ausgelegt. Abbildung 3
zeigt ein vereinfachtes Blockschaltbild. Die gewünschte Empfangsfrequenz
(Transponder) wird vom Tuner mittels Lokaloszillatorfrequenz und
Mischer aus dem breitbandigen Ausgangsspektrum des LNBs selektiert. Es
folgt ein A/D-Wandler, der den nachfolgenden QPSK-Demodulator speist.
Nach der Fehlerkorrektur (FEC) steht der Transportstrom zur Verfügung,
der alle Programme in dem Bouquet des gewählten Transponders enthält.
Für alle bis jetzt genannten Aufgaben gibt es schon Zwei- und
Ein-Chip-Lösungen (Abbildung 4, Abbildung 5).
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Bild 4: Ein Chip für das Frontend und einer für den Transportstrom. (Quelle: Zarlink) |
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Bild
5: Von der Antennenbuchse bis zum Transportstrom inkl.
DiSEqC-Signalerzeugung – alles auf einem Chip. (Quelle: Silicon
Laboratories) |
Das
hochfrequente Signal an der Antennensteckdose wird bei ihnen durch
Mischen mit einer geeigneten Oszillatorfrequenz nicht in eine zweite
Zwischenfrequenz (480 MHz), sondern direkt in die Basisbandlage (ZIF:
Zero Intermediate Frequency) gebracht. Hier erfolgt die A/DWandlung, und
die weitere Signalverarbeitung wird durchgängig digital ausgeführt. Das
ist ein gewaltiger Schritt in Richtung höherer Integrationsgrade und
macht Ein- Chip-Lösungen erst möglich. Aus dem Transportstrom wird vom
MPEG-Transportstrom-Demultiplexer der Datenstrom des gewünschten
Programms herausgelöst und vom MPEG-Decoder in einen Video-Datenstrom
und einen Audio- Datenstrom gewandelt. Diese durchlaufen nach
entsprechender Aufbereitung jeweils einen Digital-Analog-Wandler und
dienen dann der analogen Ansteuerung des Fernsehgeräts über die
Scart-Buchse oder eines Hi-Fi-Verstärkers über Cinch- Anschlüsse.
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Bild 6: Hinter einer Klappe in der Frontplatte dieses Sat-Receivers sind die Einschubschächte für zwei CA-Module zu sehen. |
Receiver,
die auch für den Empfang verschlüsselter Programme (encrypted programs,
z. B. für Pay-TV) vorbereitet sind, haben meist ein oder zwei
Steckplätze für so genannte CAMs (CAM: Conditional Access Modules)
(Abbildung 6). Sie sind in PCMCIA-Gehäusen (PCMCIA: Personal Memory Card
International Association) vom Typ II (86,5 x 54 x 5 mm) mit einer
zweireihigen stirnseitigen Buchsenleiste (2 x 32 Pins) zur Verbindung
mit dem CI (Common Interface: definierte Schnittstelle zur Verbindung
des Transportstrom-Demultiplexers mit dem CA-Modul) untergebracht und
enthalten die Hardware zum Entschlüsseln des spezifischen
Verschlüsselungssystems. Das Modul wird durch das Einschieben einer
gültigen „Smart Card“ (gleicht einer Kreditkarte) mit dem Schlüssel und
weiteren Betriebsparametern versorgt und somit aktiviert. Manche CAMs
sind sogar für zwei Verschlüsselungssysteme ausgelegt (Abbildung 7,
Abbildung 8).
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Bild 7: Das Conditional Access Module öffnet die Tür zu den verschlüsselten Programmen. (Quelle: MASCOM) |
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Bild 8: Die Smart Card aktiviert das Conditional Access Module. (Quelle: MASCOM) |
Über
den Verkauf der Smart Cards finanziert der Anbieter seine Programme.
Manche digitalen Sat-Receiver verfügen über ein integriertes
Entschlüsselungssystem (embedded: eingebettet), welches manchmal sogar
ohne Smart Card funktioniert (z. B. Neotion Crypt). Wenn solche Receiver
nicht zusätzlich mindestens einen CAM-Steckplatz aufweisen, lassen sie
sich nicht für andere als das eingebettete Verschlüsselungssystem
verwenden. Die Zahl der Verschlüsselungssysteme ist so groß (AlphaCrypt,
Aston, Cryptoworx, Conax, DreamCrypt, easy TV, Irdeto, NagraAladin,
Nagravision, Premiere, Seca, Skycrypt, Viaccess …), dass ihre
detaillierte Beschreibung den Rahmen sprengen würde. Einen schönen
Zusatznutzen bieten Satellitenreceiver mit einer USB-Schnittstelle (USB:
Universal Serial Bus). Über sie lässt sich der MPEG-Programmstrom auf
einen PC leiten, wo er – evtl. nach dem Herausschneiden von Werbeblöcken
– auf eine CD/DVD gebrannt werden kann. Wir gehen auf dieses Thema bei
den PC-Steckkartenreceivern näher ein.
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Bild 9: Das Innenleben eines typischen Sat-Receivers (Homecast S3000CI) |
Damit
dies alles etwas greifbarer wird, zeigt Abbildung 9 eine typische
Receiverrealisierung am Platinenfoto des Homecast- Receivers S3000CI.
Man sieht, dass wenige hochkomplexe integrierte Schaltungen genügen, um
alle Aufgaben der Signalverarbeitung, Programm-/Datenspeicherung und
Steuerung abzuwickeln. Der große Chip in der Gerätemitte wird dabei
nicht einmal voll ausgereizt. Er bietet noch Schnittstellen für
Festplatten (ATAPI) und Firewire-Geräte (IEEE 1394), die hier nicht
genutzt werden. Wer das Audio-Signal ohne Wandlungsverluste digital an
seinen Minidisc- oder DAT-Recorder (DAT: Digital Audio Tape) oder einen
volldigitalen Endverstärker mit Mehrkanaldecoder (AC3, Dolby Digital …)
weiterleiten möchte, kann dazu den optischen S/PDIFAusgang (S/PDIF: Sony
Philips Digital Interface Format) verwenden. Dazu benötigt man ein
spezielles Fiberglas-Toslink-Kabel (Toshiba Link).Firmware-Update
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Bild 10: Software-Update vom Satelliten |
Viele
Hersteller bringen im Laufe der Zeit neue Versionen der
Betriebssoftware (Firmware-Update) für ihre Satellitenreceiver heraus.
Sie beseitigen Fehler und/ oder hauchen dem Gerät neue Funktionen ein.
Das Update kann über die serielle RS232-Schnittstelle von einem PC oder
Laptop aus erfolgen. Viele Hersteller bieten das Update auch
automatisiert über den empfangenen Satelliten an (OTA: Over the Air).
Dazu wählt man im Einstellmenü seines Sat-Receivers „Software Update“
(oder Ähnliches) und lässt den Receiver eingeschaltet. Er stellt sich
dann auf einen Transponder ein, der die Update-Firmware verschiedener
Hersteller in zeitlicher Abfolge zyklisch aussendet
(Karussellverfahren). Wenn die richtige Firmware mit neuerer
Versionsnummer als die vorliegende ausgestrahlt wird, lädt und
installiert der Receiver sie automatisch (Abbildung 10). Danach schaltet
er sich meist aus. Genaueres muss man beim Hersteller/Verkäufer seines
Geräts erfragen oder im Handbuch nachlesen.Personal Video Recorder
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Bild 11: Digitale Sat- Receiver mit Videorecorder- Funktion verwenden zum Speichern eine Festplatte (Samsung SPVR810CI). |
Einen
kräftigen Aufschwung in den Verkaufszahlen bei stark fallenden Preisen
haben in letzter Zeit die so genannten PVR (Personal Video Recorder)
erfahren. Man versteht darunter digitale Satellitenreceiver mit einer
eingebauten Festplatte als Aufzeichnungsmedium (Abbildung 11). Ihr
großer Vorteil liegt in der digitaltypischen verlustfreien Speicherung
einer Sendung, deren Qualität auch nach wiederholtem Abspielen oder
längerer Zeit nicht nachlässt, wie man dies von VHS-Kassetten kennt.
Moderne, für diesen Zweck optimierte Festplatten sind so schnell, dass
sie im ständigen Wechsel aufzeichnen und abspielen können. Damit ist das
zeitversetzte Sehen einer Sendung (Time-Shifting: Zeit verschieben)
möglich. Einen weiteren Nutzenzuwachs erhält der Anwender durch ein
zweites integriertes Empfangsteil. Solche Twin-Receiver (twin: Zwilling)
erlauben die Aufnahme eines beliebigen Programms im Hintergrund,
während man eine andere Sendung anschaut. Wenn es die Firmware erlaubt,
ist sogar das Aufzeichnen von zwei Programmdatenströmen oder das Ansehen
einer aufgezeichneten Sendung während der Aufnahme einer anderen
möglich. Ist die Time-Shift-Funktion aktiviert, wird das laufende
Programm gespeichert. Wenn der Zuschauer z. B. eine Viertelstunde später
mit der Wiedergabe beginnt, hinkt er dem „Echtzeitprogramm“ eben diese
Viertelstunde hinterher. Er hat es nun in der Hand, in der Aufzeichnung
vorhandene lästige Werbeeinblendungen im Schnellgang zu überspringen.
Wenn der Zeitversatz zu Beginn der Wiedergabe größer ist als die Summe
aller Werbeblöcke, kann man dem Werbeterror ein Schnippchen schlagen.
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Bild 12: Aufzeichnen und zeitversetzt anschauen spart Zeit und Nerven. |
Zudem
verliert man auch nicht die Zeit, welche die Werbung beansprucht und
die auch die Überlappung der Szenen vor und nach einer
Werbeunterbrechung kostet. Abbildung 12 macht dies klar: Eine Sendung
beginnt zum Zeitpunkt t0 und wird seitdem aufgezeichnet. Nach Tv
Sekunden, also zum Zeitpunkt t0+Tv wird mit dem Betrachten der
Aufzeichnung begonnen. Die Werbeblöcke (rot) werden übersprungen. Zum
aktuellen Zeitpunkt takt hinkt man noch eine Werbepause und den Rest des
bereits aufgezeichneten Materials hinter der in Echtzeit ablaufenden
Originalsendung her. Wählt man also die Zeitverzögerung, mit der die
Aufzeichnung angeschaut wird, gerade so lange, wie sämtliche
Werbeunterbrechungen zusammen dauern (im Beispiel: Tv = T2 + T4 + T6),
kann man die ganze Werbung überspringen und hat zum Schluss den
Originalfilm „eingeholt“. Man spart also Zeit und Nerven. Der
Zeitversatz zwischen Original und dem Betrachtungsbeginn der
Aufzeichnung darf nicht zu groß sein, weil sonst die Interimsdatei auf
der Festplatte zu groß würde. Eine halbe Stunde beansprucht grob 1 GByte
Festplattenkapazität und genügt zum Überspringen der
Werbeunterbrechungen in den meisten Sendungen. Noch ein Wort zu den
verwendeten Festplatten. In aller Regel sind Festplatten, wie sie in
einem PC zum Einsatz kommen, für den Einsatz in Satellitenreceivern
ungeeignet. Die verwendeten Typen sind für CEAnwendungen optimiert (CE:
Consumer Electronics). Die Anforderungen an den geräusch- und
vibrationsarmen Betrieb sind besonders hoch, die Fehlerkorrektur ist an
die quasi gleichzeitige Ausgabe und Aufzeichnung der schnellen
Video-Datenströme angepasst. Hier kommt es weniger auf sporadisch
auftretende einzelne Bitfehler an, die vom Zuschauer meist nicht
wahrgenommen werden, bei einem Computerprogramm dagegen einen Absturz
verursachen können. Im PVR ist besonders ein unterbrechungsfreier
Datenfluss gefragt, um ruckelnde Bildfolgen zu vermeiden. Auch in puncto
Erschütterungsfestigkeit und Langlebigkeit erfüllen CE-Drives besonders
hohe Anforderungen. In Abbildung 11 ist die 40-GB-Type ST340810ACE von
Seagate im Einsatz.DVB-S2 und MPEG 4 = hochauflösendes Fernsehen vom Satelliten
Der
Abonnementsender Premiere hat als erster deutscher Programmanbieter im
November 2005 mit der Ausstrahlung von hoch aufgelösten Fernsehsendungen
(HDTV: High-Definition TV) begonnen. Leider ist dafür keiner der
herkömmlichen SDTV-Receiver (SDTV: Standard- Definition TV) geeignet,
denn sowohl das Modulationsformat (DVB-S2) als auch die Video-Codierung
(MPEG 4) benötigen eine neue Hardware. Es sei an dieser Stelle noch
einmal klar darauf hingewiesen, dass ein Fernsehgerät, das nur das
HD-ready- Logo trägt, in aller Regel nur HDTVgeeignete
Displayeigenschaften bietet. Ein ebenfalls HDTV-geeignetes Empfangsteil
weist sich durch das HD-TV-Logo aus (Abbildung 13). Ein Beispiel ist der
Technisat HD-Vision 32 (Abbildung 14).
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Bild 13: Empfangsteile mit diesem Logo sind für HDTV-Sendungen ausgelegt. |
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Bild 14: Der Technisat HD-Vision ist fast ein HDTV-Alleskönner. |
Er
ist ein wahres Multitalent, das über Display mit HD-ready-Logo, Tuner
für DVB-S, DVB-C und DVB-T sowie analoges TV und FM,
USB-2.0-Schnittstelle, CI-Slot, alle kopiergeschützten Schnittstellen (2
x HDMI mit HDCP) usw. verfügt, aber eben nicht über ein HDTV-taugliches
Empfangsteil. Nur wenn z. B. ein DVB-S2-Tuner und ein MPEG-4-Decoder
„an Bord“ wären, dürfte sich das Gerät auch mit dem HD-TVLogo schmücken.
Natürlich ist mit einer externen HDTV-tüchtigen Beistellbox die
Wiedergabe von HD-Sendungen möglich. Die europäische
Industrievereinigung EICTA (European Information, Communications and
Consumer Electronics Industry Technology Association) will das neue
HD-TV-Logo für HDTV-Set-Top-Boxen sowie in TV-Geräte integrierte
HDTVEmpfänger vergeben. Diese müssen MPEG-2- und MPEG-4-
H.264-Video-Signale in 720p und 1080i mit 50 Hz Bildwechselfrequenz
wiedergeben können. Die HDTV-tauglichen Geräte müssen mit einem
HD-ready-Display kommunizieren können, also YUV-, DVI- oder
HDMI-Ausgänge aufweisen und die HDCPKopierschutzmechanismen beachten.
Ebenso ist auch ein digitaler Audio-Ausgang vorgeschrieben, wobei hier
neben Toslink auch bereits die Digital-Ton-Wiedergabe über HDMI
vorgesehen ist. Weitere Details findet man auf http://www. eicta.org. In
Zukunft ist zu erwarten, dass die vollständige Abwärtskompatibilität zu
DVB-S und MPEG 2 bei allen Geräten mit HD-TV-Logo gegeben sein wird. Der PC als Fernsehgerät und Videorecorder
Moderne
PC-Monitore zeichnen sich durch scharfe, flimmerfreie und farbechte
Bilder aus, sind also das ideale Wiedergabemedium für das digitale
Fernsehen. Man kann sie leicht für diesen Zweck nutzbar machen, indem
man ein geeignetes Zusatzgerät in den PC einbaut oder mit ihm verbindet.
Besonders LC-Flachdisplays mit kurzen Reaktionszeiten in Verbindung mit
guten Grafikkarten erzielen hervorragende Bilder. Die obligatorische
Festplatte in jedem PC macht ihn ohne Aufwand durch entsprechende
Software zum perfekten PVR, auch zum zeitversetzten Zuschauen
(Time-Shifting).TV-Steckkarten
Die
Zahl der Steckkarten für den Digital- Empfang aus dem Kabel (DVB-C),
vom Satelliten (DVB-S) und von terrestrischen Sendern (DVB-T) ist sehr
groß. Allerdings haben viele Anbieter „umgelabelte“ Produkte eines
Herstellers aus Erfurt/Thüringen (www.technotrend.de) mit marginalen
Änderungen an Hard- und Software im Angebot, was die scheinbare Vielfalt
dann doch wieder etwas einschränkt. Steckkarten für den Empfang und die
Darstellung von digitalem Satellitenfernsehen und -radio via PC bieten
meist noch einen Zusatznutzen: den Empfang von Highspeed-Internet-Daten-
Services wie z. B. T-DSL via Satellit und SkyDSL sowie Push-Dienste wie
Sat@ once, Casablanca, aTHP, SatADSL, Alice- Sat usw. In aller Regel
sind die Karten für einen PCI-Slot (PCI: Peripheral Component
Interconnect) auf dem Motherboard des PCs und für die Betriebssysteme
Windows 98SE, Me, 2000, XP und recht oft auch Linux ausgelegt. Ein
hochwertiger Vertreter dieser Gattung ist die TT PCLine premium (ca. 200
€) von TechnoTrend mit CI-Schnittstelle zum Anschluss eines
CA-Modul-Interfaces für verschlüsselte Programme (Abbildung15, Abbildung
16).
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Bild 15: Die TechnoTrend TT PCLine premium ist ein Flaggschiff unter den DVB-S-PC-Steckkarten. (Quelle: TechnoTrend) |
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Bild
16: In diesem CI-Modul für die TT PCLine premium kann ein CAM den
Zugang zu verschlüsselten Programmen öffnen. (Quelle: TechnoTrend) |
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Bild
17: Preiswert und leistungsstark: Die SkyStar 2 TV hat für wenig Geld
alles für Empfang und Aufzeichnung unverschlüsselter Programme an Bord. |
Mit
einem USB-Infrarot- Steckmodul und passender Fernbedienung
Leistungsfähigist Sofa-Komfort geboten – die Tastatur des PCs ist zum
Fernsehen nicht mehr erforderlich. Ein puristisches Gegenbeispiel ohne
CI ist die SkyStar 2 TV PCI, die mit Fernbedienung und Software schon
für 50 € zu bekommen ist (Abbildung 17).
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Bild 18: Mit einem solchen USB-Satellitenmodem lassen sich Highspeed- Datenströme vom Satelliten empfangen. (Quelle: Skyworx) |
Übrigens
gibt es für den reinen Datenempfang vom Satelliten auch spezielle, oft
als Satellitenmodems bezeichnete Steckkarten und USB-Module. Wenn die
von ihnen empfangenen Datenströme (streams) z. B. MPEG-4-Daten
enthalten, kann man auch Video-Inhalte anschauen (Abbildung 18).
Insbesondere bei leistungsschwachen PCs sollte man darauf achten, dass
die eingesetzte Steckkarte über einen Hardware- MPEG-2-Decoder verfügt.
Die Software- Decodierung würde den PC so stark auslasten, dass nicht
immer ein ruckelfreier TV-Genuss und schon gar nicht der Parallelbetrieb
mit anderen Anwendungen möglich ist. Moderne Steckkarten verwenden
meist Chips, die den MPEG-Decoder enthalten und somit nur
vernachlässigbare CPU-Leistung binden.
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Bild 19: Für den Sat- Empfang via Laptop braucht man eine USBDVB- S-Box. (Quelle: Technisat) |
Eine
Alternative zu einem Steckkartenreceiver ist die USB-Box (Abbildung
19). Sie zeichnet sich durch eine besonders einfache Inbetriebnahme aus
(kein Öffnen des PCs erforderlich!). Einfach an den Universellen
Seriellen Bus anstöpseln, die Software installieren – und sie sollte
funktionieren. An einem Laptop ohne PCI-Steckplatz ist ein
USB-DVB-S-Receiver ohnehin ein Muss.Archivieren
Bei
dem heutigen, von Werbung und Wiederholungen der privaten Sender
geprägten Programmangebot ist es schön, eine kleine Videothek mit den
Highlights des Films in Gestalt einer DVD-Sammlung im Schrank zu haben.
Das Ausweichen auf anspruchsvolle, unterhaltsame Filme als Alternative
zum aktuellen TV-Programm ist eine Möglichkeit (eine andere wäre der
fernsehfreie Abend). Nun kommen auf den privaten und
öffentlich-rechtlichen Sendern oft zu später Stunde die wirklich
interessanten Sendungen. Man kann sie mittels programmiertem Timer auf
die Festplatte bannen, später Werbung sowie den Vorund Nachlauf
herausschneiden, ins DVDFormat wandeln und auf DVD brennen (DVD: Digital
Versatile Disc). Die Alternativen VCD (Video CD) und S-VCD (Super Video
CD) begnügen sich mit beschreibbaren CDs, sind aber qualitativ wegen
der erforderlichen starken Kompression deutlich schlechter. An einem
Beispiel soll der Vorgang erläutert werden. Als Aufnahmeequipment wird
eine TT PCLine premium wie in Abbildung 15 mit Software 2.17g verwendet.
Zum Schneiden der Aufzeichnung wird bewusst nicht auf die vielen Tools
im Internet zurückgegriffen (MPEG2Schnitt, Cuttermaran, IfoEdit,
PVAStrumento, TMPGEnc usw.), die oft erstaunliche Fähigkeiten haben,
aber immer einen erheblichen Lernaufwand erfordern. Bereits mit Nero
Suite 6.0, die vielen neu gekauften PCs beiliegt, lassen sich alle
Aufgaben des Schnitts, der Recodierung und des Brennens erledigen.
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Bild 20: Mit einer geeigneten Schnittsoftware kann man digitale TV-Aufnahmen zum Brennen auf eine DVD zurechtstutzen. |
Das
Gleiche gilt für die Cyberlink DVD Solution. Der Autor hat sich nach
vielen Experimenten für das englischsprachige Tool „MPEG Video Wizard“
(MVW) entschieden, das Leistungsfähigistkeit mit Stabilität und
Einfachheit der Bedienung vereint (Abbildung 20). Es bietet bildgenauen
Schnitt, zeitlinienbasierte Mehrspur-Video- und Audiobearbeitung, Titel-
und Szenenwechseleditor und extrem schnelles Zusammenfügen der Schnitt
szenen ohne Re-Encodierung (stream copy), wenn eine DVD-konforme
MPEG-Aufzeichnung vorliegt (www.womble.com). Wem die 86 € für dieses
Programm zu viel sind, der kann eine „Special-Version“ von MPEG Video
Wizard (anscheinend weitgehend identisch) unter dem Namen Easy- Movie
für 29,99 € bei bhv erwerben (http:// shop.bhv.de/easymovie.asp).Programmieren der Aufnahme
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Bild 21: Das Aufzeichnen einer Sendung ist auf dem PC ein Kinderspiel, hier mit einer TT-PCLine- premium- Steckkarte. |
Am
einfachsten geht es mit einem Mausklick durch Übernahme der Anfangs-
und Endzeiten der Sendung aus dem EPG (Electronic Program Guide), falls
der Sender einen solchen ausstrahlt. Aber auch das manuelle Eintragen
von Zeit, Programm, Name des Aufnahmefiles und Zielverzeichnis sind
schnell erledigt (Abbildung 21).
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Bild 22: Es gibt viele Möglichkeiten, geschnittene DVBS- Aufzeichnungen auf eine DVD zu brennen, hier mit der Nero Suite 6.0. |
Es
empfiehlt sich, das Aufzeichnungsende 10 bis 15 Minuten gegenüber den
angegebenen Zeiten zu verzögern, um bei Verschiebungen im Programmablauf
nicht eine vorzeitig abgebrochene Aufzeichnung auf der Festplatte zu
haben. Der „Überstand“ vor dem Anfang und nach dem Ende des Films und
eventuelle Werbeunterbrechungen werden mit MPEG Video Wizard entfernt
und die resultierenden Bruchstücke zu einer zusammenhängenden mpg-Datei
zusammengefügt. Im Stream-Copy-Modus dauert das nur wenige Minuten. Der
fertige mpg-file wird mit Nero in eine DVD (VOB-File- Format) gebrannt,
die jeder DVD-Player abspielt (Abbildung 22).
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Bild 23: Diese Dateien findet man auf der gebrannten DVD – in diesem Fall von zwei Filmen. |
Wenn
der mpg-Film-File nicht zu groß ist, kann man oft noch einen zweiten
Film auf die DVD packen. Die Auswahl zwischen den Filmen beim Abspielen
erfolgt in einem kleinen Eingangsmenü, welches beim Einlegen der DVD in
das Abspielgerät auf dem Bildschirm erscheint. Die Erzeugung der
Menüstruktur, ihre grafische Ausgestaltung und die zugehörige
Segmentierung der DVD-Daten ist Aufgabe einer so genannten
Authoring-Software, die Bestandteil von MVW und Nero ist. Auf der DVD
befinden sich jetzt Files mit den Endungen - VOB (Video Object) mit dem
Filminhalt (VTS_01_1.VOB, VTS_01_2.VOB usw. für Film 1 und VTS_02_1.VOB,
VTS_02_2.VOB usw. für Film 2), - IFO (Information File) mit
Informationen über die Disc-Structur (Video_TS. IFO) und die
Seitenverhältnisse, Sub- Titel usw. des jeweiligen Films (VTS_ 01_0.IFO
bzw. VTS_02_0.IFO) und - BUP (Back Up) als Sicherheitskopien der
IFO-Files (Abbildung 23). Die angerissenen Techniken sind natürlich auch
für das Schneiden und Bearbeiten der Urlaubsfilme geeignet. Wenn man
sie erst einmal technisch beherrscht, ist nur noch Kreativität und
Ideenreichtum gefragt, um sich ein interessantes Hobby zu erschließen.Fachbeitrag online und als PDF-Download herunterladen
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