Bei
der Musikleistung macht man sich das dynamische Verhalten des Netzteils
zu Nutze. Leistungsverstärker werden vorwiegend mit unstabilisierten
Standardnetzteilen mit Trafo, Gleichrichter und Siebelkos oder mit
ungeregelten (frei laufenden) Schaltnetzteilen betrieben. Diese stellen
im Leerlauf eine höhere Betriebsspannung zur Verfügung als unter
Voll-Last. Durch die meist sehr hohen Siebkapazitäten sind diese
Netzteile aber in der Lage, kurzzeitig hohe Ströme mit der
Leerlaufspannung abzugeben. Dadurch ist der Verstärker kurzzeitig in der
Lage, eine in Bezug auf die Dauerleistung deutlich höhere
Spitzenleistung abzugeben. Abhängig von der „Nachgiebigkeit“ des
Netzteils in Bezug auf die Dauer des bewerteten Signals fällt diese
Spitzenleistung unterschiedlich hoch aus. Da haben wir es! Wir brauchen
also nur ein weiches Netzteil und ein sehr kurzes Bewertungssignal, und
schon bekommen wir bei einer geringen möglichen Dauerleistung eine hohe
Musikleistung. Wenn wir diese dann noch bei Maximalverzerrung messen
(also mit Rechtecksignalen am Ausgang), dann kommt ein richtig schöner,
großer Wert für die Musikleistung zusammen. Lachen Sie nicht, das wird
leider in dieser Form praktiziert. Man kann es auch noch weiter treiben,
indem man die Ausgangsspannung an 16 Ω misst und auf 4 Ω umrechnet. Ach
ja, auch die Netzspannung ist natürlich noch eine Möglichkeit, den
Messwert nach oben zu beeinflussen. Wie wir sehen, sind auch bei der
Leistungs angabe die Möglichkeiten der Schönfärberei gigantisch. Wie aus
den Klirrfaktorangaben schon ähnlich bekannt, sieht eine korrekte
Leistungsangabe wie folgt aus:
2 x 1600 W Sinus
bei 1 % THD+N min. 1 Minute
an je 2 Ω reell,
beide Kanäle belastet 20 Hz...20 kHz
Netzspannung 230 V
2 x 1000 W Sinus
bei 1 % THD+N min. 10 Minuten
an je 4 Ω reell,
beide Kanäle belastet 20 Hz...20 kHz
Netzspannung 230 V
2 x 600 W Sinus
bei 1 % THD+N min. 60 Minuten
an je 8 Ω reell,
beide Kanäle belastet 20 Hz...20 kHz
Netzspannung 230 V
2 x 1800 W Impulsleistung (10 ms/1 s)
an je 4 Ω reell,
beide Kanäle belastet 1 kHz Burst
Netzspannung 230 V
2 x 2200 W Impulsleistung (10 ms/1 s)
an je 2 Ω reell,
beide Kanäle belastet 1 kHz Burst
Netzspannung 230 V
Der
Frequenzbereich ist bei der Leistungsangabe von Verstärkern nicht mehr
so wichtig, da der Frequenzgang moderner Geräte weit über den Hörbereich
hinaus geht und die Ausgangsleistung über diesen Bereich konstant
bleibt. Eine Ausnahme bilden hier eigentlich nur Röhrenverstärker und
ELA-Verstärker für Rufanlagen und Notfallwarnsysteme, da diese Geräte
meist einen Ausgangsübertrager besitzen.