Lithium-Polymer-Schutzschaltung LPS 1
Aus ELVjournal
05/2006
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Technische Daten
Geeignete Akku-Technologie | Lithium-Polymer |
Zellenzahl | 1 |
Dauerstrom | max. 3,8 A |
Ladespannungs-Schwelle | 4,25 V |
Entladeschluss-Schwelle | 2,5 V |
Stromaufnahme | <6 μA |
Abmessungen | 14 x 11 mm |
Gewicht | 0,6 g |
Diese
kleine Schutzschaltung verhindert bei Lithium-Polymer-Zellen Überladung
und Tiefentladung, verfügt über eine elektronische Überstrom- und
Kurzschluss-Sicherung und ist für Dauerströme bis zu 3,8 A ausgelegt.Allgemeines
Lithium-Polymer-Zellen
sind die modernsten Zellen am Akku-Markt und bieten erhebliche Vorteile
gegenüber anderen Akku-Systemen. Der entscheidende Vorteil ist dabei
die deutlich höhere Energieausbeute bezogen auf Gewicht und Baugröße. Im
Modellbaubereich spricht man bei Lithium-Akkus sogar von der Revolution
am Akku-Markt. Im Gegensatz zu den nahezu unverwüstlichen NiCd-Zellen
und im Vergleich zu NiMH-Akkus sind Lithium-Zellen schwierig in der
Handhabung. Bereits geringfügige Überladung oder Tiefentladung führen zu
irreversibler Schädigung oder Totalausfall. Präventive Maßnahmen zum
Schutz vor Überladung oder Tiefentladung sind daher bei diesem Zellentyp
sehr wichtig. Beim Ladevorgang muss die max. Ladeschluss-Spannung mit
mind. 1 % Genauigkeit eingehalten werden, und eine Entladung unter 2,5 V
je Zelle ist nicht zulässig. Maßnahmen zum Schutz vor Tiefentladung
sollten daher auch nicht vernachlässigt werden. Bleibt eine Lithium-
Zelle nur wenige Tage unter 1,5-V-Zellenspannung, wird die Zelle intern
chemisch unstabil und unbrauchbar. Das Aufladen derartiger Zellen ist
mit einem hohen Risiko verbunden, und die Sicherheit kann nicht mehr
gewährleistet werden. Bei internem Schluss oder einem Teilschluss kommt
es dann zu einer starken Erwärmung. Das Aufladen von Lithium-Polymer-
Zellen erfolgt nach der Strom-/Spannungskurve zunächst mit einem
Konstantstrom bis 4,2 V Zellenspannung, und danach wird die Spannung mit
hoher Genauigkeit (mind. ±1 %) konstant gehalten. Bei konstanter
Spannung sinkt der Strom dann kontinuierlich ab, bis bei einem Strom,
der ca. 10 % der Nennkapazitäts-Angabe entspricht, von einem
vollgeladenen Akku auszugehen ist. Im Gegensatz zu anderen Akku-Systemen
haben Lithium-Akkus eine höhere Ladeeffizienz, d. h. der Ladefaktor ist
ungefähr 1. Somit kommt es während des Ladevorgangs auch nicht zu einer
nennenswerten Erwärmung.Wie
bereits erwähnt ist die Einhaltung der Ladeschluss-Spannung eine der
wichtigsten Forderungen beim Ladevorgang, da bereits je nach Hersteller
35–50 mV Überspannung zur irreversiblen Schädigung und zu
Kapazitätsverlusten führen können. Wird hingegen der Ladevorgang mit
einer zu geringen Ladeschluss-Spannung beendet, kann der Akku nicht mehr
voll geladen werden. Bei 50 mV Unterspannung ist bereits mit 8 bis 10 %
weniger Kapazität zu rechnen. Allerdings erhöhen sich bei Unterspannung
die Lebensdauer und Zyklenzahl des Akkus. Lithium-Akkus haben keinen
Memory- Effekt, daher schadet das Aufladen eines teilweise entladenen
Akkus nicht. Gefährlich wird es, wenn die max. Ladeschluss- Spannung
deutlich überschritten wird. Dann besteht die Gefahr, dass die Zellen
sich aufblähen, platzen oder sogar brennen. Neben dem
Lade-/Entladeverhalten wird die Lebensdauer von Lithium-Akkus auch durch
die Art der Lagerung stark beeinflusst. Hohe Temperaturen bei vollem
Ladezustand führen zur vorzeitigen Alterung. Da Lithium-Akkus eine sehr
geringe Selbstentladung haben, ist die kühle Lagerung im halbvoll
geladenen Zustand zu empfehlen. Doch nun zu unserer Schutzschaltung, die
sowohl die Ladeschaltung vom Akku trennt, bevor es gefährlich wird, als
auch bei Unterschreiten von 2,5 V Zellenspannung den Akku vom
Verbraucher trennt. Die gesamte Schutzschaltung ist nur daumennagelgroß
(Abmessungen 14 x 11 mm) und kann Dauerströme bis zu 3,8 A verkraften.
Das Gewicht von 0,6 g ist genauso wie die Stromaufnahme von weniger als 6
μA vernachlässigbar. Der Anschluss und die Funktionsweise sind einfach.
Über kurze Leitungsabschnitte werden ST 1 mit dem Pluspol und ST 2 mit
dem Minuspol der zu schützenden Lithium-Zelle verbunden. Aufgrund der
äußerst geringen Stromaufnahme darf die Schaltung dauerhaft mit der
Zelle verbunden bleiben, wodurch wir eine intelligente Lithium-Zelle
erhalten, die sich selbst vor Überladung und Tiefentladung schützt.
Zusätzlich ist noch eine Überstrom- und Kurzschluss-Sicherung vorhanden.
Ausgangsseitig werden ST 4 mit dem Minuspol und ST 3 mit dem Pluspol
des Verbrauchers verbunden. Diese Anschlüsse sind somit die neuen
Anschlüsse der Zelle nach außen. Natürlich darf auch weiterhin eine
beliebige Anzahl von Zellen mit Schutzschaltungen zu einem Akku-Pack
verschaltet werden. Eine Absicherung zwischen Akku-Pack und Verbraucher
ist weiterhin genauso vorzunehmen wie bei Akku-Packs ohne
Schutzschaltung. Die Ladeschluss-Spannung während des normalen
Ladevorgangs zu begrenzen, ist weiterhin die Aufgabe des Ladegerätes und
nicht der Schutzschaltung. Bei Erreichen von 4,2 V je Zelle begrenzt
das Ladegerät die Ladeschluss-Spannung, und der Ladestrom nimmt im
weiteren Verlauf kontinuierlich ab. Sollte diese Funktion aber versagen,
greift unsere Schutzschaltung bei 4,25 V ein und trennt das Ladegerät
vom Akku, bevor es zur deutlichen Schädigung kommt, oder es sogar
gefährlich wird. Erst wenn die Zellenspannung von 4,05 V unterschritten
wird, erfolgt automatisch wieder die Zuschaltung des Ladegerätes. Im
Entladefall wird, wie bereits gesagt, der Verbraucher vom Akku getrennt,
wenn die Zellenspannung unter 2,5 V je Zelle absinkt. Erst mit dem
Zuführen eines Ladestroms wird dieser Zustand wieder zurückgesetzt. Schaltung
![Bild 1: Schaltbild der Lithium-Polymer-Schutzschaltung Bild 1: Schaltbild der Lithium-Polymer-Schutzschaltung](Lithium-Polymer-Schutzschaltung%20LPS%201%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_002.jpg)
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Bild 1: Schaltbild der Lithium-Polymer-Schutzschaltung |
![Bild 2: Interner Aufbau des Überwachungs-ICs R5421N111C Bild 2: Interner Aufbau des Überwachungs-ICs R5421N111C](Lithium-Polymer-Schutzschaltung%20LPS%201%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic.jpg)
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Bild 2: Interner Aufbau des Überwachungs-ICs R5421N111C |
Die
Schaltung unserer Lithium-Polymer- Schutzschaltung ist in Abbildung 1
dargestellt und besteht aus wenigen Bauelementen. Zentrales Bauelement
ist dabei das Überwachungs-IC des Typs R5421N111C dessen interne
Struktur in Abbildung 2 dargestellt ist. An weiteren Komponenten sind
neben dem Dual-Leistungs-FET nur noch wenige passive Komponenten
erforderlich. Die mit R 1 und C 1 realisierte Zeitkonstante stabilisiert
die Betriebsspannung des Bausteins und verhindert, dass
Spannungsspitzen zum vorzeitigen Ansprechen führen. Der Voltage-Detektor
VD 1 im Blockschaltbild (Abbildung 2) überwacht die Zellenspannung an
Pin 5 und sperrt über den nachgeschalteten Level-Shifter den mit dem
Gate an Pin 3 angeschlossenen MOSFET, wenn die Spannung von einem
niedrigen Wert zu einem höheren Wert die Ladeschluss-Spannung
übersteigt. Der Ausgang C-Out des ICs wechselt dann auf Low-Pegel. Erst
bei Unterschreiten von 4,05 V wechselt C-Out (Pin 3) automatisch wieder
von Low nach High. Für den Schutz vor Tiefentladung ist der
Voltage-Detektor VD 2 zuständig, der ebenfalls die Spannung an Pin 5
überwacht. Sobald die Spannung von einem höheren Wert zu einem
niedrigeren Wert (fallende Flanke) 2,5 V unterschreitet, wechselt der
Pegel an Pin 1 (D-Out) von High nach Low. Dieser Zustand wird erst mit
dem Anschluss eines Ladegerätes und dem Zuführen eines Ladestroms wieder
aufgehoben. Die Überstrom- und Kurzschlusserkennung ist aktiv, wenn
beide in T 1 integrierte FETs durchgesteuert sind. Sobald an Pin 2 eine
Spannung über 0,9 V registriert wird, d. h. diese Spannung an den
RDS-On-Widerständen der FETs abfällt, ist von einem Kurzschluss
auszugehen, und der über Pin 1 gesteuerte Transistor wird in weniger als
50 μs gesperrt. Eine Überlastung wird erkannt, wenn bei einer
steigenden Flanke an Pin 2 der Pegel von 0,2 V überschritten wird, d. h.
am gemeinsamen RDS-On-Widerstand der in T 1 integrierten FETs diese
Spannung abfällt. Ausgehend von typischen Werten bei den Kernkomponenten
IC 1 und T 1 ist das bei ca. 4,5 A Laststrom der Fall. Innerhalb von 17
ms wird in diesem Fall die Last von der Zelle getrennt. Mit dem Start
des nächsten Ladevorgangs erfolgt im Kurzschluss- oder Überlastungsfall
ein Zurücksetzen der elektronischen Sicherung.Nachbau
![Bild 3: Sicherung der Leitungsanschlüsse durch zusätzlichen Klebstoff Bild 3: Sicherung der Leitungsanschlüsse durch zusätzlichen Klebstoff](Lithium-Polymer-Schutzschaltung%20LPS%201%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_004.jpg)
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Bild 3: Sicherung der Leitungsanschlüsse durch zusätzlichen Klebstoff |
Bei
der Lithium-Polymer-Schutzschaltung kommen ausschließlich
SMD-Komponenten zum Einsatz, und diese sind, wie bei ELV-Bausätzen
üblich, bereits werkseitig bestückt. Somit sind keine
Bestückungsarbeiten auf der Leiterplatte erforderlich, und es bleibt nur
noch der Anschluss der Schutzschaltung an die zu überwachende Zelle.
Dabei sind jedoch unbedingt ein paar Sicherheitsmaßnahmen zu beachten.
Für die nachfolgende Schaltung ist die Lithium-Zelle mit Schutzschaltung
wie eine Lithium-Zelle ohne Schutzschaltung zu betrachten, d. h. eine
Absicherung des Verbraucher-Eingangs ist wie bisher vorzunehmen. Über
kurze Leitungsabschnitte werden zuerst ST 3 mit dem Pluspol und ST 4 mit
dem Minuspol des Verbrauchers verbunden. Danach werden ST 2 der
Schutzschaltung mit dem Minuspol der Zelle und ST 1 der Schutzschaltung
mit dem Pluspol der Zelle verbunden. Vor dem Verlöten sind dabei alle
Leitungsenden auf ca. 4 mm Länge abzuisolieren, zu verdrillen und
vorzuverzinnen. Das Verlöten muss besonders sorgfältig erfolgen, und die
Leitungs isolierungen sind unbedingt bis an die Platine heranzuführen.
Um ein versehentliches Lösen zu verhindern, ist es unbedingt
erforderlich, dass alle Leitungsanschlüsse (wie in Abbildung 3 gezeigt)
mit einem temperaturstabilen Klebstoff zusätzlich gesichert werden. Das
kleine Modul kann letztendlich direkt auf die Zelle geklebt oder
zusammen mit der Zelle eingeschrumpft werden.![Ansicht der fertig bestückten Platine der LPS 1 mit zugehörigem Bestückungsplan (vergrößerte Darstellung, Originalabmessungen: 14 x 11 mm) Ansicht der fertig bestückten Platine der LPS 1 mit zugehörigem Bestückungsplan (vergrößerte Darstellung, Originalabmessungen: 14 x 11 mm)](Lithium-Polymer-Schutzschaltung%20LPS%201%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_005.jpg)
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Ansicht
der fertig bestückten Platine der LPS 1 mit zugehörigem Bestückungsplan
(vergrößerte Darstellung, Originalabmessungen: 14 x 11 mm) |
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