NC/NiMH-Akku-Monitor für 4 bis 10 Zellen NAM10
Aus ELVjournal
06/2006
0 Kommentare
Diese
Miniaturschaltung (Abmessungen 32 x 27 mm) zeigt den Energieinhalt von
vier- bis zehnzelligen Akku-Packs mit fünf Leuchtdioden an und
berücksichtigt dabei auch die Selbstentladung und die
Umgebungstemperatur.Allgemeines
Die
noch verfügbare Ladung eines NC/NiMH-Akkus ist schwer kalkulierbar, da
viele Faktoren einen wesentlichen Einfluss haben und der Ladungsinhalt
nicht wie bei Lithium-Akkus proportional zur Zellenspannung ist.
Wird die Energie in mehreren Phasen entnommen oder der Akku zwischen den
Entnahmephasen sogar gelagert, ist der noch zur Verfügung stehende
Energieinhalt und somit die noch verbleibende Nutzungsdauer nicht mehr
abzuschätzen.
In der Praxis bedeutet das, dass der Energieinhalt von Akku-Packs, die
nicht direkt vor der Nutzung geladen wurden, weitestgehend unbekannt
ist. Die meisten Akku-Packs werden daher viel häufiger geladen, als
normalerweise notwendig. Da bei NC-Akkus dadurch der gefürchtete
Memory-Effekt gefördert wird, erfolgt oft noch zusätzlich eine
Vorentladung bis zur Entladeschluss-Spannung. Dadurch wird dann eine
erhebliche Menge an Restenergie einfach ungenutzt in Abwärme umgesetzt. Diese Vorgehensweise verschwendet unnötig Energie und kostet viel Zeit.
Die hier vorgestellte kleine Schaltung arbeitet nach dem
Ladungsbilanz-Verfahren mit einem hochintegrierten Baustein, der auf
einfache Weise mit Hilfe von Widerständen programmiert und konfiguriert
werden kann. Die Anpassung an unterschiedliche Akku-Packs von 4 bis 10
Zellen ist somit recht einfach möglich.
Damit der zur Verfügung stehende Energieinhalt des Akku-Packs in
20%-Schritten mit fünf Leuchtdioden angezeigt werden kann, muss die
Schaltung ständig mit dem zu überwachenden Akku-Pack verbunden bleiben.
Die Ladungsbilanz erstellt der Baustein aus den zu- und abfließenden
Strömen, wobei die Ströme in einem weiten Bereich (500:1) variieren
dürfen.
Die Erfassung erfolgt dabei über einen niederohmigen Shuntwiderstand, an
dem dann zum Stromfluss proportionale Spannungsabfälle entstehen. Das
Funktionsprinzip des Ladungsbilanzbausteins beruht darauf, dass
proportional zum Ladestrom ein Zähler hoch zählt und beim Entladen
proportional zum Entladestrom wieder herunter zählt.
Ein chipinterner Temperatursensor ermittelt die Umgebungstemperatur, um
die von der Akku-Temperatur abhängige Selbstentladung zu
berücksichtigen. Wahlweise kann eine absolute oder eine relative
Kapazitätsanzeige erfolgen. Im Absolut-Mode ist die Anzeige immer ein
proportionaler Wert zur programmierten Nennkapazität des angeschlossenen
Akku-Packs. Bei Alterung des Akkus oder Kapazitätsverlusten aus anderen
Gründen wird die 100%-Anzeige dann nicht mehr erreicht.
Im Relativ-Mode wird hingegen die bei der letzten Entladung vom
Vollzustand bis zur Entladeschluss-Spannung ermittelte Kapazität als
100%-Wert genommen. Das System ist in diesem Mode „selbstlernend“, da
die 100%-Anzeige abhängig ist von der noch speicherbaren Energiemenge
des Akku-Packs. Der Nachteil in diesem Betriebsmode ist allerdings, dass
Kapazitätsverluste durch Alterung oder Teildefekte nicht erkennbar
sind.
In beiden Betriebsmodes ist die Grundvoraussetzung für die Erstellung
der Energiebilanz, dass die Schaltung ständig mit dem zu überwachenden
Akku-Pack verbunden bleibt. Da die Stromaufnahme der Schaltung unter 0,2
mA liegt, führt dies zu keiner nennenswerten Entladung des Akku-Packs.
Die Anzeige des aktuellen Energieinhalts erfolgt, wie bereits erwähnt,
mit Hilfe von 5 Leuchtdioden in Form einer Balkenanzeige. Während die 4
grünen LEDs immer proportional zum Energieinhalt dauerhaft leuchten,
beginnt die untere gelbe LED zu blinken, wenn die Entladespannung den
Wert von 1,05 V je Zelle unterschreitet („first empty warning“). Sobald
die Akku-Spannung 0,9 V je Zelle unterschreitet, gilt der Akku als
vollständig entladen und die LED-Anzeige erlischt.
Eine zusätzliche rote LED ist ausschließlich im Absolut-Mode aktiv und
dient zur Überladungsanzeige. Im Relativ-Mode ist diese LED dauerhaft
deaktiviert.
Die Anzeige des Ladungsinhalts kann je nach Konfiguration auf
Tastendruck erfolgen oder während der Ladung und Entladung automatisch,
sobald am Strom-shunt ein Spannungsabfall von mehr als 4 mV entsteht. Schaltung
![Bild 1: Schaltbild des NC/NiMH-Akku-Monitors Bild 1: Schaltbild des NC/NiMH-Akku-Monitors](NC_NiMH-Akku-Monitor%20f%C3%BCr%204%20bis%2010%20Zellen%20NAM10%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_008.jpg)
|
Bild 1: Schaltbild des NC/NiMH-Akku-Monitors |
Die
mit dem hochintegrierten Ladungs-bilanz-IC BQ2010 realisierte Schaltung
ist in Abbildung 1 dargestellt, wobei die geringe externe Beschaltung
und die Dimensionierung wesentlich vom individuellen Einzelfall abhängig
sind und entsprechend der nachfolgenden Beschreibung angepasst werden
müssenDer
Akku-Pack, der aus 4 bis 10 in Reihe geschalteten Einzelzellen bestehen
darf, wird mit dem Pluspol an ST 1 und dem Minuspol an ST 2
angeschlossen. Über den Shuntwiderstand R 21 ist der Akku-Pack dann
direkt mit dem Verbraucher oder dem Ladegerät verbunden. Am Shunt sind
maximal 250 mV Spannungsabfall zulässig, so dass bei unserer
Dimensionierung der maximal zulässige Lade-/Entladestrom 2,5 A beträgt.
Über den mit R 20, C 3 aufgebauten Tiefpass wird der stromproportionale
Spannungsabfall des Shunts Pin 9 (SR) des BQ2010 zugeführt. Zur
Spannungsversorgung benötigt IC 1 eine Spannung zwischen 3 V und 6,5 V,
die direkt über den Schutzwiderstand R 18 vom zu überwachenden
Akku-Pack geliefert wird. T 1, R 17 übernehmen dann in Verbindung mit
der Referenzspannung an Pin 15 die Spannungsbegrenzung auf zulässige
Werte. Die Dimensionierung des Widerstandes R 17 ist dabei abhängig von
der Zellenzahl des angeschlossenen Akku-Packs und entsprechend Tabelle 1
auszuwählen. Für
die Spannungsüberwachung insbesondere der Entladeschluss-Spannung, wird
die Akku-Spannung mit dem Spannungsteiler R 19, R 22 auf einen Wert
heruntergeteilt, der der Spannung einer Zelle des Akku-Packs
entspricht. Bei korrekter Dimensionierung beginnt die unterste LED bei
1,05 V je Zelle zu blinken. Sobald die Spannung unter 0,95 V je Zelle
abfällt, wird der Akku als leer erkannt und alle LEDs werden
deaktiviert. Die korrekte Dimensionierung für Akku-Packs mit 4 bis 10
Zellen ist ebenfalls Tabelle 1 zu entnehmen. Mit
dem Widerstand R 16 an Pin 10 kann der Anzeigemode des BQ2010
programmiert werden. Solange der Widerstand R 16 bestückt ist, leuchten
die Anzeige-LEDs entsprechend Tabelle 2 ausschließlich wenn die Taste S 1
gedrückt wird. In diesem Fall erfolgt weder beim Laden noch beim
Entladen eine automatische Lade-Zustandsanzeige. Ohne R 16 hingegen
werden die Anzeige-LEDs automatisch aktiviert, wenn beim Laden oder
Entladen am Shunt ein Spannungsabfall von mehr als 4 mV entsteht. In
diesem Betriebsmode kann auch weiterhin mit dem Taster S 1 die Anzeige
aktiviert werden, wenn kein Lade-/Entladestrom fließt.
Die IC-Anschlüsse Pin 2 bis Pin 7 des Bausteins sind mit einer
Doppelfunktion belegt. Zum einen werden über diese Pins die Anzeige-LEDs
angesteuert und zum anderen arbeiten die Anschlüsse direkt nach dem
Anlegen der Betriebsspannung als Tristate-Eingänge zum Programmieren des
Bausteins.
Je nach gewünschter Programmierung sind bei R 1 bis R 6 und R 10 bis R
15 maximal 6 Widerstände zu bestücken. Ausgewertet wird dabei, ob der
Eingang offen ist oder ein Widerstand nach Masse oder Plus UB geschaltet
ist. Betrachten
wir zuerst den Eingang PROG 6, wo mit R 6 oder R 15 entsprechend
Tabelle 3 festgelegt werden kann, ob die absolute oder die relative
Kapazitätsanzeige erfolgen soll. Des Weiteren kann bei der absoluten
Kapazitätsanzeige bestimmt werden, ob mit dem Anlegen der
Betriebsspannung (Reset) der Akku als „voll“ oder „leer“ angenommen
werden soll. Ein Reset wird durchgeführt, wenn an Pin 11 (Spannung einer
Zelle) die Spannung bei einer steigenden Flanke 0,25 V übersteigt oder
bei einer fallenden Flanke unter 2,25 V je Zelle abfällt. Mit
PROG 1 bis PROG 4 an Pin 2 bis Pin 5 des Bausteins wird der Voll-Zähler
programmiert (Tabelle 4). Im absoluten Displaymode entspricht der
programmierte „Voll-Zählerwert“ (PVZ) immer der 100%-Referenz. Im
relativen Displaymode gilt der 100%-Wert nur nach dem ersten Anlegen der
Betriebsspannung oder einem Reset. Danach wird der Zählerwert durch den
Wert ersetzt, der bei der letzten Entladung von „voll“ nach „leer“
gemessen wurde.
Die Programmierung des „Voll-Zählers“ entsprechend der
Akku-Nennkapazität erfolgt nach folgender Formel: Nennkapazität (mAh) x
Shuntwiderstand R 21 (Ohm)
= PVZ (mVh) Die
erforderliche Programmierung für PROG 1 bis PROG 4 ist dann einfach der
Tabelle 4 zu entnehmen. Dazu ein einfaches Beispiel: Beim
Shuntwiderstand R 21 sind 100 mOhm fest vorgegeben, daher benötigen wir
nur noch die Angabe der Akku-Nennkapazität. Wenn wir zum Beispiel von
1500 mAh ausgehen, erhalten wir: 1500 mAh x 0,1 Ohm = 150 mVh. Aus der
Tabelle wird der nächste unter- halb von 150 mVh liegende Wert
ausge-wählt. In unserem Beispiel ist das der Wert 141 mVh. Dieser Wert
ist aber in der Tabelle beim Zählerstand 22.528 und beim Zählerstand
45.056 zu finden. Für eine hohe Genauigkeit sollte dann immer der
Zählerstand mit dem höchsten Wert genommen werden. In unserem Beispiel
sind somit PROG 1 bis PROG 4 folgendermaßen zu setzen:
- PROG 1 = H
- PROG 2 = offen
- PROG 3 = L
- PROG 4 = L
Nun
bleibt nur noch PROG 5 zu setzen, um entsprechend Tabelle 5 die
temperatur-abhängige Selbstentladungsrate des Akkus zu berücksichtigen.
Wird R 5 bestückt, (PROG 5 = H) erfolgt keine Berücksichtigung der
Selbstentladung. Die maximal verfügbare Kapazität reduziert sich um 1/64
pro Tag, wenn weder R 5 noch R 14 bestückt sind, und um 1/47 pro Tag,
wenn R 14 bestückt ist (PROG 5 = L). Diese Angaben beziehen sich auf
eine Umgebungstemperatur von 20 °C bis 30 °C. Die
Selbstentladungsrate ist bei NC- und NiMH-Akkus stark
temperaturabhängig. Je 10 °C Temperaturerhöhung kann man von einer
Verdopplung der Selbstentladungsrate ausgehen. Da der BQ2010 mit einem
integrierten Temperatursensor ausgestattet ist, wird dies entsprechend
Tabelle 6 berücksichtigt. Des
Weiteren wird beim Ladevorgang die Ladeeffektivität in Abhängigkeit von
der Akku-Temperatur berücksichtigt (Tabelle 7). Unterschieden wird
dabei zwischen Erhaltungsladung und Schnellladung. Als Schnellladung ist
beim BQ2010 definiert, wenn die nominal verfügbare Kapazität (NVK) um
mehr als zwei Zählschritte in der Sekunde steigt. Abhängig von der
Programmierung des „Voll-Zählers“ (Tabelle 4) entspricht das einer
Laderate von 0,15 C bis 0,32 C. Entsprechend der Tabelle muss bei einer
Akku-Temperatur von 30 bis 40 °C bei der Schnellladung die 1,11fache
Energie eingeladen werden, als später wieder entnommen werden kann. Bei Temperaturen unter 10 °C berücksichtigt der Baustein die Verringerung der Entlade-Effektivität entsprechend Tabelle 8. Nachbau
Trotz
SMD-Technologie ist der praktische Aufbau nicht schwierig, da nur noch
die konfigurationsabhängigen Widerstände R 1 bis R 6, R 10 bis R 15, R
17, R 19 und R 22 von Hand aufzulöten sind. Alle anderen Komponenten
sind bereits werkseitig bestückt.
Für die Verarbeitung der SMD-Teile ist unbedingt ein Lötkolben mit sehr
feiner Lötspitze, dünnes SMD-Lötzinn und eine Pinzette zum Fassen der
kleinen Widerstände erforderlich.
Zuerst ist jeweils ein Lötpad der Leiterplatte vorzuverzinnen und dann
das Bauteil mit der Pinzette exakt zu positionieren und am vorverzinnten
Lötpad anzulöten. Wenn das Bauteil einwandfrei auf den zugehörigen
Lötpads aufliegt, ist der zweite Anschluss zu verlöten.
Nach der individuellen Konfiguration mit den entsprechenden Widerständen
bleibt nur noch der Anschluss der Schaltung an den zu überwachenden
Akku. Um die Energiebilanz erstellen zu können, muss die Schaltung, wie
bereits erwähnt, ständig mit dem Akku verbunden bleiben.
Die Anschlussleitungen zum Akku und zum Verbraucher bzw. Ladegerät sind
an die dafür vorgesehenen Lötpads anzulöten. Um ein versehentliches
Lösen zu verhindern, sind alle Leitungsanschlüsse zusätzlich mit einem
geeigneten Klebstoff zu sichern. Letztendlich kann das kleine Modul
einfach auf den zu überwachenden Akku-Pack aufgeklebt werden.![Fertig aufgebaute Platine (links) mit zugehörigem Bestückungsplan (rechts) Fertig aufgebaute Platine (links) mit zugehörigem Bestückungsplan (rechts)](NC_NiMH-Akku-Monitor%20f%C3%BCr%204%20bis%2010%20Zellen%20NAM10%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_011.jpg)
|
Fertig aufgebaute Platine (links) mit zugehörigem Bestückungsplan (rechts) |
Fachbeitrag online und als PDF-Download herunterladen
Inhalt
Sie erhalten den Artikel in 2 Versionen:
als Online-Version
als PDF (4 Seiten)
Sie erhalten folgende Artikel:
- NC/NiMH-Akku-Monitor für 4 bis 10 Zellen NAM10
- 1 x Journalbericht
- 1 x Schaltplan
Hinterlassen Sie einen Kommentar: