Organische Leuchtdioden – Die neuen Sterne am Displayhimmel?
Aus ELVjournal
01/2007
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Unser
Zyklus über die zukunftsträchtigen Displaytechnologien geht weiter mit
einer Beschreibung der OLED-basierten Flachbildschirme. OLED steht für
Organic Light Emitting Diode und beschreibt chemisch erzeugte Molekül
anordnungen, die bei elektrischer Stimulation Licht aussenden. Viele
solcher kleinen OLEDS – regelmäßig in Spalten und Zeilen angeordnet –
können als Bildschirm für vielfältigste Anwendungen dienen. Zurzeit gibt
es noch Probleme mit der von der Farbe abhängigen OLED-Lebensdauer, an
deren Lösung intensiv gearbeitet wird. Dann aber steht eine Technologie
zur Verfügung, die sich auf eine biegbare Plastikfolie aufbringen lässt,
höchste Auflösungen erlaubt und mit wenig Energie zufrieden ist.
Weitere Vorteile sind die hohe Blickwinkelunabhängigkeit und eine im
Vergleich zu Flüssigkristallen erheblich schnellere
Schaltgeschwindigkeit.Allgemeines
Heute
werden für die Herstellung von Displays aller Art zahlreiche
Technologien verwendet. Katodenstrahlröhren (CRT),
Flüssigkristalldisplays (LCD), Plasmadisplays (PD), Digital Micromirror
Devices (DMD), Surface-Conduction Electron- Emitter Displays (SED), um
nur die Wichtigsten zu nennen, sind im Markt anzutreffen. Der Trend zu
den flachen Displays hat inzwischen die Bildröhre aus dem Rennen
geworfen. Mengenmäßig beherrschen gegenwärtig die
Flüssigkristalldisplays den Markt, gefolgt von den Plasmabildschirmen.
Die Wettbewerber holen jedoch langsam aber sicher auf, weil eine Reihe
guter Gründe für sie spricht – geringerer Energieverbrauch, bessere
Langzeitstabilität, niedrigeres Gewicht, breiterer Betrachtungswinkel,
höherer Kontrast, gesteigerte Helligkeit, kurze Schaltzeiten, um nur
einige der Vorteile zu nennen.
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Bild 1: Eine leuchtende OLED-Folie im Philips-Forschungslabor (Quelle: Philips) |
Immer
wichtiger wird dabei die Eignung für hochqualitative mobile
Anwendungen, wo es ganz entscheidend auf lange Akku-Laufzeiten bei
geringem Gewicht ankommt. Und nun hat ein weiterer Displaytyp den Hut in
den Ring geworfen, der auf organischen Substanzen beruht und das Zeug
hat, sich an die Spitze des Feldes zu setzen. Organic Light Emitting
Diode (OLED) heißt das Zauberwort, das heute schon im Bereich der
kleinen Displays (Handys, Autoradios, MP3- Player, Schalttafeln usw.) in
beträchtlicher Häufigkeit anzutreffen ist und in wenigen Jahren auch
hochwertige Großdisplays zieren wird (Abbildung 1).Historisches
Der
erste bekannte Nachweis von Lichtemission eines anorganischen Stoffes
unter dem Einfluss einer angelegten Spannung gelang 1907 dem
Rundfunkpionier Henry Joseph Round (1881–1966). In Diensten der Marcony
Company untersuchte er eine Vielzahl von Materialien auf ihre Eignung
für Spitzendetektoren. Dabei beobachtete er, dass ein von Gleichstrom
durchflossener Siliziumkarbidkristall gelblich leuchtete. Das emittierte
Licht wurde von Round als „kalt“ bezeichnet, denn er konnte keine
Erwärmung des Kristalls feststellen. Round beschrieb seine Beobachtung
in der Zeitschrift Electrical World vom 9. Februar 1907. Wahrscheinlich
war dies der erste Bericht über eine auf der Grundlage von
Rekombinationsstrahlung arbeitende Leuchtdiode. Aber Round war mit
seiner Entdeckung seiner Zeit viel zu weit voraus und verfolgte zudem
andere Interessen. So dauerte es weitere 14 Jahre, bis der russische
Physiker Oleg Vladimirovich Losev (im Westen unter O. W. Lossew bekannt;
1903–1942) im Alter von 18 Jahren den Effekt wieder „entdeckte“ und
genauer untersuchte. Er vermutete damals richtig, dass das Phänomen als
eine Umkehrung von Einsteins photoelektrischem Effekt zu deuten ist.
Georges Destriau forschte Mitte der dreißiger Jahre im Labor der
Kernphysikerin Marie Curie an Zinksulfiden. Als diese versehentlich
einmal mit Kupfer verunreinigt waren, stellte er unter dem Einfluss
eines starken elektrischen Feldes Leuchtwirkungen fest. Destriau
verwendete dafür 1937 das erste Mal den Begriff
„Electrophotoluminescence“ und sprach von Lossew-Licht. Damit waren die
Grundlagen für die anorganische LED gelegt.
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Bild 2: Die Chemiker Ching W. Tang und Steve van Slyke gelten als die Väter der modernen OLED. (Quelle: Kodak) |
1953
gelang es einer Arbeitsgruppe um André Bernanose (1912–2002) erstmals,
Lichtaussendungen organischer Farbstoffe zu beobachten, die einem
starken elekt rischen Wechselfeld ausgesetzt waren (Electroluminescence
of organic compounds, A. Bernanose, 1955, British Journal of Applied
Physics, Volume 6, Supplement 4, S. 54–55). Ihre Vermutung, dass es sich
hierbei um das Zurückfallen elektrisch angeregter Moleküle in den
Grundzustand handeln müsse, wurde durch die weiteren Forschungen
bestätigt. In der Folge untersuchten viele Forscherteams weltweit
tausende organischer Substanzen in Theorie und Praxis auf ihre
elektrolumineszente Eignung. Einen Durchbruch konnten die Chemiker Ching
W. Tang und Steve van Slyke (Abbildung 2) von Eastman-Kodak
verzeichnen, die 1987 erstmals eine OLED mit einer Einsatzspannung
<10 V experimentell betrieben. Der von ihnen verwendete Schichtaufbau
ist bis heute prinzipiell unverändert geblieben, so dass man die beiden
Forscher auch als „Väter der OLED“ bezeichnen könnte. Den Nobelpreis in
Chemie für „Die Entdeckung und Entwicklung leitfähiger organischer
Polymere“ erhielten im Jahr 2000 freilich der japanische Chemiker Hideki
Shirakawa, der amerikanische Chemiker Alan G. MacDiarmid und der
amerikanische Physiker Alan J. Heeger. In der Begründung des
Nobelpreiskomitees wurde kein Bezug auf frühere Entdeckungen genommen (http://nobelprize.org/nobel_prizes/chemistry/laureates/2000/chemadv.pdf).
Es fällt auf, dass die Erforschung der organischen Leuchtdioden
maßgeblich von Chemikern beeinflusst wurde. Das verwundert nicht, weil
sich hier Physik, Chemie und Materialwissenschaften durchdringen. Die
Entdeckungen sind noch lange nicht abgeschlossen, und es sind noch viele
überraschende Entwicklungen zu erwarten.
Grundlagen organischer Leuchtdioden
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Bild 3: Prinzipieller Schichtaufbau einer organischen LED |
Organische
Leuchtdioden (Organic Light Emitting Diode: OLED) beruhen auf der
organischen Elektrolumineszenz. Darunter versteht man die Eigenart
bestimmter organischer amorpher (im Gegensatz zu Kristallen unregelmäßig
strukturierter) Stoffe, beim Anlegen einer elektrischen Spannung Licht
abzugeben. Es haben sich zwei Grundformen herausgebildet: OLEDs aus
niedermolekularen (aus kleinen Molekülen bestehenden) Materialien und
solche aus polymeren Stoffen (aus Makromolekülen bestehend). Dem
entsprechen die Abkürzungen SMOLED (Small Molecule OLED) und PLED
(Polymer OLED). Die Vielfalt der Abkürzungen für Varianten ist
beachtlich: PHOLED (Phosphorescent OLED), FOLED (Flexible OLED), WOLED
(White OLED), TOLED (Topemitting OLED oder Transparent OLED), SOLED
(Stacked OLED) … Allen OLEDs gemeinsam ist der schichtweise Aufbau
zwischen zwei Elektroden (Anode und Katode). Mehrere dünne Schichten aus
organischem Material mit einer Gesamtdicke von ca. 100 nm sind quasi
gestapelt, weshalb man auch vom OLEDStack (stack: Stapel) spricht
(Abbildung 3). Ähnlich wie in einem anorganischen Siliziumhalbleiter
werden an der Anode positive Ladungsträger in Form von Defektelektronen
(„Löcher“) und an der Katode negative Ladungsträger in den organischen
Emitter eingebracht (injiziert). Diese Ladungsträger streben nun der
jeweils gegenüber liegenden Elektrode zu. Wenn sie sich auf diesem Weg
nahe genug kommen, rekombinieren sie unter Abgabe eines Photons. Weil
die ITO-Anode und das Trägersubstrat transparent sind, kann das Licht
die OLED auf dieser Seite verlassen.
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Bild 4: Verfeinerter Schichtaufbau eines organischen Emitters |
Abbildung
4 zeigt den Schichtaufbau des in Abbildung 3 vergröbert als
„organischer Emitter“ gelb dargestellten Blocks zwischen Anode und
Katode detailliert. Zwischen den Injektionsschichten und Anode/ Katode
sollen sich möglichst keine Schottky- Barrieren ausbilden, um den
Wirkungsgrad der Zelle nicht zu verringern. Man erreicht dies durch die
Wahl von Elektrodenmaterialien mit angepassten Austrittsarbeiten, die
wiederum von deren Fermi- Niveau abhängen. An die Katode grenzt die
Elektroneninjektionsschicht, an die Anode die Löcherinjektionsschicht.
Ihre Aufgabe ist es, die negativen bzw. positiven Ladungsträger
bereitzustellen. Es folgen dann die jeweiligen Transferschichten, welche
die injizierten Ladungen in Richtung Emitter (Emissionsmaterialschicht)
verschieben. Hier findet jetzt die von einem winzigen Lichtblitz
begleitete Rekombination von Löchern und Elektronen statt. Die Farbe
dieses Lichtes bestimmt sich aus dem so genannten Bandgap des
Emittermaterials. Bekanntlich umkreisen Elektronen einen positiv
geladenen Atomkern auf Bahnen mit definierten Radien. Das Energieniveau
eines Elektrons hängt dabei von der von ihm besetzten Bahn ab. Je größer
sein Bahnradius, umso höher sein Energieniveau. Die Energiedifferenz
zwischen der kernnächsten Bahn (LUMO: Lowest Unoccupied Molecular Orbit)
und der kernfernsten (HOMO: Highest Occupied Molecular Orbit)
bezeichnet man als Bandlücke oder Bandgap. Sie bestimmt über die
Planck’sche Beziehung E = hν (E: Energie des Photons, h: Planck’sches
Wirkungsquantum 6,626 x 10-34 Ws2, ν: Frequenz in s-1) die Frequenz des
abgestrahlten Lichtes. Darin drückt sich der Dualismus Welle-Teilchen
aus, den erst die Quantenmechanik auflösen konnte.Der
Ladungsträgertransport erfolgt in OLED-Materialien nicht wie bei
Metallen durch isolierte Elektronen, sondern durch so genannte
Radikalionen, genauer gesagt durch Radikalanionen (Reduktion an der
Katode) und Radikalkationen (Oxidation an der Anode). Bei deren
Rekombination entsteht ein ungeladenes biradikalisches Exziton, das
unter Abgabe eines Lichtquants wieder zu einem ladungsneutralen Molekül
wird. Aus quantenmechanischen Gründen (25 % Singulett- und 75 %
Triplettzustände) ist die interne Quantenausbeute für fluoreszierende
OLEDS maximal 25 %. Mit anderen Worten, die Emission eines Photons
„verbraucht“ bei der bimolekularen Reaktion der beiden Ladungsarten vier
Elektronen. Phosphoreszierende OLEDs (PHOLED) beruhen auf den
Triplettzuständen und haben deshalb eine erheblich höhere Lichtausbeute.
Wegen ihres großen Potentials werden sie besonders intensiv erforscht.
Damit wollen wir uns von der komplizierten chemischphysikalischen
Theorie ab- und den praktischen Ausprägungen und Anwendungen der OLED
zuwenden. OLED-Pixel-Formen
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Bild 5: Drei OLED-Subpixel in den Grundfarben Rot, Grün und Blau bilden ein Pixel |
Wir
hatten bereits gesagt, dass die Farbe des OLED-Lichts von der
Emittersubstanz abhängt. Es ist eine große Herausforderung für die
Materialforschung, Stoffe zu finden, mit denen sich Displays aus
RGBFarbtripeln bauen lassen, welche die Erzeugung aller Mischfarben in
einem möglichst großen Intensitätsintervall ermöglichen (Abbildung 5).
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Bild 6: Das Licht dreier gestapelter RGB-OLEDs überlagert sich zur Pixelfarbe |
Eine
andere Möglichkeit, Farbtripel aufzubauen, besteht darin, die roten,
grünen und blauen OLEDS hintereinander, durch transparente
Zwischenschichten getrennt, zu Stacked-OLEDs anzuordnen (Abbildung 6).
Der Vorteil dieser Anordnung liegt in einer kompakteren Packung (mehr
Pixel pro cm2) und einer einfacheren Produktion, weil die
Emittermaterialien auf der ITO-Anode nicht mehr nebeneinander
alternieren, sondern schichtweise aufeinander gestapelt werden. Dafür
muss als Nachteil eine gewisse Wechselwirkung des Lichts mit den unteren
Schichten in Kauf genommen werden.
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Bild 7: Hier entsteht die Pixelfarbe über steuerbare RGB-Filter aus weißem OLED-Licht. |
Leider
haben die Emittermaterialien für kurzwelliges Licht eine deutlich
kürzere Lebensdauer als jene für langwelliges. Blau degradiert am
schnellsten, wodurch sich die Mischfarbe des Tripels im Lauf der Zeit
verfälscht. Wenn es gelänge, für alle drei Farben gleichermaßen
langzeitstabile Emittermaterialien zu finden, wäre dies Prob lem gelöst.
Bis dahin gibt es als Ausweg nur die Erzeugung weißen OLED-Lichts, das
von steuerbaren Subpixel-Farbfiltern so in der Intensität beeinflusst
wird, dass in der Überlagerung der drei Subpixel das gewünschte
Farbpixel entsteht (Abbildung 7). Weil jetzt alle Farben aus der
gleichen weißen OLED-Farbe ausgefiltert werden, gibt es kein
Auseinanderdriften der Farben aufgrund unterschiedlicher
Langzeitstabilitäten, wie sie bei drei einzelnen OLEDs für RGB
auftreten. Positiv zu vermerken sind die günstigen Produktionskosten.
Allerdings sinkt der Wirkungsgrad erheblich, weil ja nur ein Bruchteil
des erzeugten weißen Lichts aus den Farbfiltern austritt. Und nicht
zuletzt ist die Langlebigkeit des weißen OLED-Elements zu verbessern.Weiße OLEDs
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Bild
8: 1931 hat die Internationale Beleuchtungskommission (CIE) ausgehend
vom Maxwell’schen Farbdreieck eine Tafel zur möglichst objektiven
Beschreibung von Farben entwickelt. |
Auf
dem Gebiet der weißen OLEDs (WOLED) wird zurzeit besonders intensiv
geforscht. Sie lassen sich als besonders stromsparende
Beleuchtungsmittel für Anwendungen aller Art verwenden. Nach Schätzungen
könnte man durch WOLEDs allein in den USA bis zum Jahr 2025 125 Mrd.
US-$ einsparen. Das ist Ansporn, die WOLED-Technik möglichst schnell bis
zur uneingeschränkten Praxisreife zu entwickeln. Dazu muss die WOLED
möglichst exakt im Weißpunkt des CIE-1931-Farbdiagramms (x=0,33, y=0,33)
arbeiten (Abbildung 8) und die Energieeffizienz einer Glühlampe von bis
zu 20 Lumen/Watt übertreffen. Letzteres ist mit relativ teuer zu
fertigenden Multischichtanordnungen von aufgedampften niedermolekularen
OLEDMaterialien (SMOLED) heute schon zu erreichen. Polymere Materialien,
die preiswert aus einer flüssigen Lösung abgeschieden werden können
(PLED), erreichen die erforderlichen Kenndaten jedoch noch nicht. Die
meisten Ansätze zur Erzeugung weißen Lichts durch organische LEDs in
hoher Qualität und Quantität beruhen auf der Überlagerung verschiedener
Emissionsfarben (additive Mischung). Aber es sind inzwischen auch
Verfahren zur Herstellung einer hocheffizienten einzelnen, weiß
emittierenden Emitterschicht (ultra-wide bandgap material) bekannt, mit
bis zu knapp 30 Lumen/Watt Energieeffizienz. Das CIE-Farbdiagramm (CIE
chromaticity chart) wurde 1931 von der CIE (Commission Internationale de
l’Eclairage: Internationale Beleuchtungskommission) entwickelt (http://www.cs.bham.ac.uk/%7Emer/colour/cie.html).
Es
trägt der Tatsache Rechnung, dass sich nicht alle Farben aus den drei
Grundfarben R, G, B mischen lassen. Deshalb wurden drei
Normfarbwertanteile x, y und z definiert, deren Summe eins ergibt. So
genügt die Angabe von x und y, der z-Wert ist über die Summenbeziehung
festgelegt. Weiterhin berücksichtigt das CIE-Norm-Farbdiagramm die durch
lange Versuchs reihen ermittelten Eigenschaften des menschlichen Sehens
bei Beleuchtung durch eine Normlichtquelle. Die Ecken des in Abbildung 8
eingezeichneten Dreiecks kennzeichnen die maximalen R-G-B-Werte eines
Displays, der Inhalt des Dreiecks den vom Display darstellbaren
Farbumfang. Dieser Teilbereich der sichtbaren Farben wird auch als Gamut
(engl. Tonleiter, Skala) bezeichnet und erreicht bei Spitzendisplays
bereits bis zu 90 % der hufeisenförmigen CIE-Farbdiagrammfläche. Ansteuerung der Pixel
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Bild
9: Bei der Passivmatrix-OLED (PMOLED) leuchten die organischen
Substanzen unter den Schnittpunkten von Spalten- und Zeilenelektroden
nur, während beide aktiv sind. |
Die
Ansteuerung eines Pixels kann über eine passive Elektrodenmatrix
(PMOLED: Passive Matrix OLED) oder eine aktive (AMOLED: Active Matrix
OLED) erfolgen. OLEDS mit passiver Matrix sind preiswerter, weil
einfacher herzustellen (Abbildung 9). Ihr Nachteil liegt in der relativ
geringen Auflösung, weshalb sie meist nur für kleine Displays wie beim
Handy, Autoradio oder MP3-Player eingesetzt werden. Das
Ansteuerungsprinzip ist schnell erklärt: Nur die organische
Leuchtsubstanz zwischen den Kreuzungspunkten unter Spannung stehender
Zeilen und Spalten strahlt Licht ab. Die Kapazitäten zwischen den
Elektroden wachsen proportional zur Pixelzahl.
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Bild
10: Die Absatzprognosen sagen den Aktivmatrix-OLED-Displays einen stark
wachsenden Anteil am Gesamt-OLED-Markt voraus. Das Volumen der Passiv-
Matrix-OLED-Displays wird dagegen stagnieren. (Quelle: isuppli) |
Dadurch
sind hohe Treiberströme bei großen und hoch auflösenden Displays mit
schnellen Bildwiederholraten erforderlich und es entstehen entsprechend
hohe Umladeverluste. Das erklärt, warum für große und schnelle Displays
die Passivmatrix an ihre Grenzen stößt. OLEDS mit aktiver Matrix gehen
erheblich sparsamer mit der Betriebsenergie um als Passiv matrix-OLEDs.
Das macht sie bestens für portable, batterieabhängige Anwendungen, aber
auch großformatige Bildschirme geeignet. Sie werden in Zukunft den
OLEDMarkt dominieren (Abbildung 10).
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Bild
11: Bei der Aktivmatrix-OLED (AMOLED) leuchtet ein Pixel während der
gesamten Framedauer. Eine jedem (Sub-)Pixel zugeordnete Schaltung aus
Dünnfilm-FETs und Speicherkondensator macht’s möglich. |
An
den Kreuzungspunkten der Spaltenund Zeilenelektroden sorgen Arrays aus
integrierten Dünnschicht-Feldeffekttransistoren (FET) und einem
Speicherkondensator dafür, dass der Leuchtzustand des Pixels während der
Bilddauer (frame time) erhalten bleibt. In Abbildung 11 stellen die
grünen Flächen diese kleinen „integrierten Schaltungen“ dar.
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Bild
12: Dies ist die einfachste Schaltung zur aktiven Steuerung eines
Pixels. Bei farbigen Pixeln ist eine Schaltung für jedes der drei
Subpixel erforderlich. Rechts im Bild die Umsetzung in der Realität.
(Quelle: Universität Stuttgart, Lehrstuhl für Bildschirmtechnik) |
Abbildung
12 zeigt das Prinzipschaltbild der einfachsten Ausführung einer
TFTSchaltzelle, bei der Vdata das Spaltensignal und Sel das Zeilensignal
darstellen. Bei einer selektierten Pixelzelle ist der Schalt- FET
niederohmig und der Kondensator Cs lädt sich auf die Differenz zwischen
VDD und Vdata auf. Auch ohne Selektionssignal, also bei hochohmigem
Schalt-FET, wird entsprechend dem Ladezustand von Cs der analoge FET
durchgesteuert und bringt die OLED mehr oder weniger zum Leuchten.
Dieser Zustand hält bis zum nächsten Bildscan an.
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Bild
13: Die Herstellung eines aktiven Matrix-Subpixels ist ein
komplizierter Prozess, bei dem Schicht für Schicht auf das Substrat
aufgebracht und strukturiert wird. Die Verkapselung spielt im Hinblick
auf die Langzeitstabilität eine ausschlaggebende Rolle. (Quelle:
Universität Stuttgart, Lehrstuhl für Bildschirmtechnik) |
Weil
jetzt zur Pixelansteuerung nur noch geringe Schaltleistungen
erforderlich sind, lassen sich die Treiberschaltungen dafür erheblich
aufwandsärmer gestalten als bei PMOLEDs. Heute baut man die TFT-Arrays
in Aktivmatrix-OLEDs noch überwiegend mit den klassischen Verfahren mit
anorganischem Polysilizium (poly-Si) oder amorphem Silizium (a-Si)
schichtweise auf (Abbildung 13). Mit den Technologien der nächsten
Generation werden organische TFTs (O-TFT) an ihre Stelle treten und die
AMOLED-Herstellung einfacher und kostengünstiger machen.Langzeitstabilität
Es
wurde schon erwähnt, dass organische Leuchtstoffe Probleme mit einer
langzeitstabilen Lichtausbeute haben. Besonders im Blaubereich
emittierende Substanzen waren von dieser Einschränkung betroffen. Als
Lebensdauer (lifetime) des Leuchtstoffs wird im Allgemeinen die Zeit
angegeben, in der seine Leuchtintensität auf die Hälfte abnimmt. Daher
rührt auch der ebenfalls gebräuchliche Begriff Halbwertszeit. 10.000
Stunden waren hierfür bisher schon ein guter Wert. Nun vermeldet ganz
aktuell (15. November 2006) der britische Hersteller Cambridge Display
Technology (http://www.cdtltd.co.uk/press/current_press_releases/543.asp)
Rekordhalbwertszeiten für neue blaue Polymere von 25.000 Stunden bei
einer Anfangsleuchtdichte von 400 cd/m2 (Kandela pro Quadratmeter) bzw.
400.000 Stunden bei 100 cd/m2.
OLED-Displays für hochauflösendes Fernsehen (HDTV)
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Bild
15: Auch Epson/ Seiko kann ein 40\"-Display zeigen. Hier werden die
flüssigen organischen Substanzen von einem Piezo - Druckkopf
aufgebracht. (Quelle: Epson) |
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Bild 14: Prototyp eines 40\"-Displays mit weniger als 3 cm Dicke von Samsung (Quelle: Samsung) |
Sie
sind heute bereits im Markt anzutreffen. Selbst für die volle
HDTV-Auflösung von 1920 x 1080 Pixel gibt es schon Geräte im
Prototypenstadium, z. B. mit 21\"- Diagonale von Samsung. Bei den
40\"-Displays liegt das Machbare gegenwärtig bei 1280 x 800 Pixel
(WXGA). Die technischen Daten solcher Boliden von Samsung (Abbildung 14)
und von Epson/Seiko (Abbildung 15) sind nahezu gleich: Leuchtdichte 600
cd/m², Kontrastverhältnis 5000:1, Dicke <30 mm ... In der
Fertigungstechnologie jedoch gibt es erhebliche Unterschiede. Während
die organischen Substanzen bei Samsungs Display noch mit herkömmlichen
Technologien aufgebracht und strukturiert werden, hat Epson die
flüssigen Polymere mit einem Piezo-Druckkopf in kleinsten Tropfen und
mit höchster Präzision auf das Substrat „aufgedruckt“. Beide Hersteller
wollen 2007 mit der Serienproduktion ihrer Großdisplays beginnen.Riesige Anwendungsvielfalt
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Bild
16: OLED-Displays auf flexiblen Kunststoff- oder Metallsubstraten
ermöglichen gekrümmte oder formangepasste Bildschirme. (Quelle: Pioneer) |
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Bild 17: Flexible OLEDs – ein großes Zukunftsthema (Quelle: Scientific American) |
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Bild
18: Transparente OLEDs können die Grundlage von in Glasscheiben
integrierten Displays bilden, z. B. für Head-up-Displays in den
Frontscheiben von Automobilen. (Quelle: Fraunhofer) |
Die
OLED-Technologie ist denkbar vielseitig in einer unglaublichen Fülle
von Produkten einzusetzen. Ein ganz wesentlicher Vorteil der OLEDs
besteht darin, dass sie sich auch auf biegsame, weniger als 1 mm starke
Kunststofffolien aufbringen lassen (Abbildung 16). Damit sind gekrümmte
Displays, „Bücher“ aus aufrollbarem „elektronischem Papier“ (Abbildung
17), leuchtende Vorhänge und Tapeten und so weiter keine
Science-Fiction-Fantasien mehr. Weil sich OLED-Displays auch transparent
gestalten lassen (Abbildung 18), ist es technisch machbar, sie z. B. in
die Frontscheibe eines Automobils zu integrieren (statt wie bei den
heute üblichen Head-up-Displays die Informationen auf die Frontscheibe
zu projizieren) und bei Bedarf zu aktivieren.
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Bild
19: Tasten mit kleinen OLED-Bildschirmen für Stand- und Bewegtbilder
lassen sich an jede Aufgabe anpassen. (Quelle: Artemy Lebedev) |
Für
die Designer und Ingenieure tut sich hier eine paradiesische Vielfalt
der Gestaltungsmöglichkeiten auf: dynamisch konfigurierbare Tastaturen
(Abbildung 19), Drucker mit OLED-Druckkopf, elektronische Preisschilder
mit RFID-Funktionen (RFID: Radio Frequency Identification) usw. usw.Zusammenfassung
Organische
Leuchtdioden bieten eine heute gar nicht zu übersehende Vielfalt der
Anwendungsmöglichkeiten in allen Lebensbereichen. Sind die noch
bestehenden Probleme der Lebensdauer, der Temperaturbeständigkeit und
der Fertigungstechnologie erst einmal restlos gelöst, werden wir über
alltagstaugliche Displays mit herausragenden Eigenschaften verfügen:
hohe Helligkeit bei starkem Kontrast, Blickwinkelunabhängigkeit,
Videotauglichkeit durch kurze Reaktionszeiten, kompakte und extrem dünne
Bauweise, niedriges Gewicht, geringer Energieverbrauch und niedrige
Herstellungskosten. Es besteht kein Zweifel, dass die vereinigten
Anstrengungen von Chemikern, Physikern, Verfahrenstechnikern und
Designern uns zu Produkten und Anwendungen in Medizin, Technik und der
Unterhaltung verhelfen werden, die heute noch utopisch anmuten.Fachbeitrag online und als PDF-Download herunterladen
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