Kfz-Leistungsmesser KL 100 – zeigt, was in Ihrem Motor steckt Teil 1/4
Aus ELVjournal
02/2007
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Der
KL 100 ermittelt anhand eines elektronischen Tachosignals, das bei
vielen Pkws bereits bis zum Autoradio-Einbauschacht gelegt ist, die
Fahrzeuggeschwindigkeit und die Beschleunigungsdaten des Fahrzeugs.
Nach Eingabe der Fahrzeugmasse und einer Messfahrt kann das Gerät die
Motorleistung bestimmen. Es laufen Kilometerzähler und unter
Berücksichtigung der Reibung auch Energiezähler mit, die Rückschlüsse
auf das Fahrverhalten ziehen lassen. Die Messwerte und Einstellungen
lassen sich über ein LC-Display verwalten. Der erste Teil des Artikels
befasst sich mit den physikalischen und technischen Grundlagen der
Messungen.Gut informiert …
Nein,
das wird kein Tuning-Artikel, wenn auch der im Folgenden vorgestellte
Leistungsmesser dazu dienen kann, Beschleunigung, Motorleistung und u.
a. die viertel Meile exakt zu messen.
Auslöser für die Entwicklung des Leistungsmessers war eigentlich, exakte
Entwicklungsvorgaben für die Motor- und Batteriebestückung eines
Elektroauto-Projektes zu erhalten. Dazu war unter dem Strich vor allem
der Gesamt-Energiebedarf für bestimmte Strecken zu ermitteln, um bei der
Dimensionierung der Energiequelle auf der sicheren Seite zu liegen.
Heraus kam unser Kfz-Leistungsmesser, der auf Grundlage von
Geschwindigkeits-,
Zeit- und Wegmessungen eine ganze Reihe fahrdynamischer Daten ermitteln
und anzeigen kann (siehe Kasten). Ambitionierte Autofahrer erhalten über
das kompakte Gerät zahlreiche, sehr exakte Informationen über das
fahrdynamische Verhalten und die Leistungsdaten ihres Wagens, u. a. als
Essenz aus diversen Messwerten und Messfahrten die aktuelle und maximale
Motorleistung des Fahrzeugs, die Höchstgeschwindigkeit einer Fahrt, die
exakte Beschleunigung über verschiedene Streckenkriterien und
schließlich auch die auf einer bestimmten Strecke verbrauchte Energie.
Letzterer Wert ist auch unter der aktuellen Schadstoff-Diskussion und
dem Aspekt ständig steigender Kraftstoffpreise interessant, kann man
doch so recht einfach ermitteln, ob man eine Strecke mit mehr oder
weniger Leistungsbedarf – sprich Kraftstoffverbrauch – zurückgelegt hat,
und sich so systematisch eine spritsparendere Fahrweise erarbeiten.
Auch die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit wird manchen
interessieren, weichen doch die Tachoangaben unserer Fahrzeuge aufgrund
gesetzlich vorgeschriebener Toleranzbreiten typischerweise von der
tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit ab, und zwar nach oben.
Und der Clou des Ganzen ist der integrierte Datenlogger, der ganze
Werteverläufe zunächst intern aufzeichnet und diese Daten später per USB
an einen PC zur Auswertung weitergibt. So hat man die Ergebnisse seiner
Messfahrt dann schließlich schwarz auf weiß in der Hand!![Bild 1: Mit dem Mini-Tacho konnte man anhand bekannter Wegmarken recht gut seinen Tacho kontrollieren. Bild 1: Mit dem Mini-Tacho konnte man anhand bekannter Wegmarken recht gut seinen Tacho kontrollieren.](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_019.jpg)
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Bild 1: Mit dem Mini-Tacho konnte man anhand bekannter Wegmarken recht gut seinen Tacho kontrollieren. |
Wir
hatten vor Jahren schon einmal ein recht erfolgreiches
Geschwindigkeitsmessgerät im Programm, das die
Durchschnittsgeschwindigkeit über eine bestimmte Strecke ermitteln
konnte (Abbildung 1). Das dürfte immer noch in vielen Cockpits seinen
Dienst tun.
Der Leistungsmesser KL 100 spielt freilich in einer ganz anderen Liga,
er ist ein professionelles Gerät zur exakten Ermittlung vieler Daten.
Damit ist er in Werkstätten ebenso einsetzbar wie beim Hobby-Anwender,
dem er z. B. zur Ermittlung der Motorleistung die (teure) Fahrt zu einem
Rollenprüfstand erspart.
Das Gerät wird sehr einfach mit dem Bordnetz verbunden und benötigt nur
noch das elektrische Tachosignal des Fahrzeugs. Alle Berechnungen sowie
die exakte Zeitbasis sind in der Mikroprozessorsteuerung des Gerätes
verankert.
Doch bevor wir zur Technik kommen, wollen wir uns zunächst einigen
fahrphysikalischen Grundlagen widmen, ohne die es nicht geht und die den
vielfältigen Funktionen des KL 100 zugrunde liegen.Dynamik des Fahrzeugs
Unter
diesem Begriff fasst man alle Vorgänge zusammen, die die Fortbewegung
des Fahrzeugs beschreiben, wie den Fahrwiderstand, die Rollreibung, die
Beschleunigung, den Luftwiderstand, Hangabtriebskraft und
Steigungswiderstand, Antriebskraft, Bodenhaftung, Bremsverhalten,
Querdynamik usw. In unserem Falle interessiert uns nur die so genannte
Fahrzeuglängsdynamik, also Längsbeschleunigung, Bremsen,
Antriebsleistung, Reibung. Und das brechen wir zusätzlich auf die
einfache Berechnung auf ebenen Strecken herunter, die Berechnung mancher
Daten an Steigungen und Gefällen würde das Ganze deutlich
verkomplizieren, da man hier weitere Faktoren wie Hangabtriebskraft und
Steigungswiderstand einbeziehen müsste. Auch beziehen wir die Reibung
(zusammengefasst aus dem bei einer Messfahrt ermittelten Roll- und
Luftwiderstand) ein. Demzufolge erfolgt die Leistungsmessung wie auf
einem Rollenprüfstand, damit kann man gut vergleichbare Ergebnisse in
Relation zu einem solchen erhalten. Gegenüber einfachen
Rollenprüfständen ohne Gebläse (das den Fahrtwind simuliert) ist der KL
100 sogar im Vorteil, da hier eine echte Messfahrt unter
Fahrtwind-Einfluss stattfindet. Denn der kann die Motorleistung
entscheidend mit beeinflussen (Staudruck im Ansaugtrakt oder Kühlung).
Welche physikalischen Größen müssen wir also betrachten, um die
gewünschten Ergebnisse zu erhalten?Grundlagen
Die Geschwindigkeit errechnet sich aus dem Verhältnis von in einer bestimmten Zeit zurückgelegtem Weg und eben dieser Zeit:Die Beschleunigung
eines Fahrzeugs bei geradliniger Bewegung wird durch die Beziehung
zwischen einer Anfangs- und Endgeschwindigkeit
(Geschwindigkeitsänderung) zu einem bestimmten Zeitintervall
ausgedrückt: Diese
einfache Beziehung gilt für die konstante beschleunigte oder verzögerte
Bewegung. Sie drückt z. B. im Falle 1 m/s2 einfach aus, dass die
Geschwindigkeit während der Beschleunigung je Sekunde um einen Meter je
Sekunde steigt.
Zum Beschleunigen einer Masse m muss die Beschleunigungskraft F
aufgebracht werden, die wie folgt ermittelt werden kann: Bezogen
auf die Erd- bzw. Fallbeschleunigung g (1 g = 9,80665 m/s2) erhalten
wir die aus Motorsport, Raum- und Luftfahrt bekannten g-Werte. So
erreicht man beim Beschleunigen eines Autos, je nach dessen Leistung und
Umgebungsbedingungen, bis zu 5 g, beim starken Bremsen hingegen tritt
eine negative Beschleunigung (Verzögerung) von bis zu 10 g auf. Beide
Extremwerte sind allerdings auf starke Sportwagen, etwa Formel-1-Wagen,
bezogen, in unserem täglichen Fahrbetrieb treten bei normalem oder
leicht forciertem Beschleunigen eher Beschleunigungswerte bis 2 g auf.
Dass Kraft und Masse hierbei eine wesentliche Rolle spielen,
haben wir ja schon gezeigt. Man benötigt eine bestimmte Kraft (F, in N),
um eine bestimmte Masse (m, in kg) zu beschleunigen.
Aus der Beziehung zwischen dieser Kraft und der Geschwindigkeit erhalten
wir die Antriebs- oder Bremsleistung bei einer bestimmten Geschwindigkeit: Schließlich kann man aus der Beziehung der erbrachten Leistung über eine Zeit errechnen, wie viel Energie (Arbeit) verbraucht bzw. erzeugt wurde: Somit
haben wir alle beteiligten physikalischen Grundgrößen und Begriffe
behandelt. Wenden wir uns nun den weiteren Zusammenhängen zu, die beim
Antrieb eines Autos eine Rolle spielen, und deren Beziehung zu unserem
Projekt des Leistungsmessers. Beschleunigen
![Bild 2: Die Kräftewirkung beim Beschleunigen Bild 2: Die Kräftewirkung beim Beschleunigen](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_003.jpg)
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Bild 2: Die Kräftewirkung beim Beschleunigen |
Betrachtet
man vereinfacht das Beschleunigen eines Fahrzeugs (Abbildung 2), so
erkennt man, dass zwei wesentliche Kraftkomponenten eine Rolle spielen:
einmal die Kraft nach vorn (Motorkraft), zum anderen die Summe aller
dieser Vortriebskraft entgegenstehenden Kräfte, hier als Reibungskraft
zusammengefasst. Da wirken alle mechanischen Reibungsverluste des
Antriebs, Luftwiderstand und sonstige Einflüsse. Die Summe der Kräfte
beträgt (Kräfte sind gerichtet, also vektoriell zu sehen):Die
Beschleunigung selbst wird über das Tachosignal erfasst, es ergibt sich
bei gleichzeitig bekannter Fahrzeugmasse, wie bereits geschildert, die
Beschleunigungskraft: Hieraus kann man nun auf die Motorkraft schließen: und daraus folgend auf die Motorleistung: Betrachten wir den umgekehrten Fall, das Bremsen. Bremsen
![Bild 3: Die Kräftewirkung beim Bremsen Bild 3: Die Kräftewirkung beim Bremsen](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_021.jpg)
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Bild 3: Die Kräftewirkung beim Bremsen |
Hier
(siehe Abbildung 3) wirken ebenfalls zwei Kräfte, einmal die
aufgewandte Bremskraft und wieder die Reibung, allerdings in die gleiche
Richtung. Daraus ergibt sich wiederum für die negative Beschleunigung:Um jetzt wieder die Bremskraft zu ermitteln, setzen wir an: Nur
wenn die vom KL 100 gemessene Kraft FBeschleunigung negativ und
betragsmäßig größer als FReibung ist, wird die Kraft FBremse berechnet.
Damit ergibt sich nun wieder in Analogie zur Beschleunigung die
Bremsleistung: Bei
einem Elektrofahrzeug könnte man hierüber zusätzlich auch noch die beim
Bremsen in die Ladeschaltung der Akkus eingespeiste Energie erfassen. Erfassen der Reibungskraft
![Bild 4: Die Kräftewirkung beim Ausrollen (Reibungskraft) Bild 4: Die Kräftewirkung beim Ausrollen (Reibungskraft)](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_015.jpg)
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Bild 4: Die Kräftewirkung beim Ausrollen (Reibungskraft) |
Um
die Summe der Reibungskräfte (Abbildung 4) exakt erfassen zu können,
darf logischerweise weder Antriebs- noch durch den Fahrer ausgelöste
Bremskraft auf das sich bewegende Fahrzeug einwirken. Das kann man in
der Praxis einfach durch Ausrollenlassen des Fahrzeugs erreichen.
Nachdem dieses auf eine bestimmte Geschwindigkeit beschleunigt wurde,
wird ausgekuppelt und das Fahrzeug ausrollen gelassen. Bei einem
Fahrzeug mit Automatikgetriebe ist diese Methode etwas problematisch, da
es je nach Getriebetyp nicht immer möglich ist, den Antrieb während der
Fahrt durch Umschalten auf „N“ vollständig vom Motor zu trennen wie bei
einer herkömmlichen Kupplung. In diesem Fall kann man, falls dies
möglich ist, manuell die höchste Fahrstufe wählen, hier bietet das
Getriebe den geringsten Widerstand. Diese Option muss man also beim
jeweiligen Modell ausprobieren.
Die negative Beschleunigungskraft ist hier sehr einfach in eine
Berechnungsformel zu fassen:Leistungsmessung
Die
Leistungsmessung des KL 100 erfolgt in ihrem Ablauf ganz genau so, wie
sie auf einem Rollenprüfstand durchgeführt wird. Dazu ist es praktisch
zu wissen, bei welcher Drehzahl der Motor sein Leistungsmaximum
erreicht. Das kann man den Daten des Fahrzeugs entnehmen. Dort gibt es
entweder die Angabe xxx kW bei
xxxx min-1 oder eine Leistungs-Drehzahl-Kurve.
Zur Messung wird also zunächst mit Vollgas beschleunigt, bis der Motor
das
o. g. Leistungsmaximum erreicht. Hat man diese Angabe nicht zur
Verfügung, wird bis zum Einsetzen des Drehzahlbegrenzers bzw. (erfahrene
Fahrer kennen den Punkt) bis kurz davor beschleunigt. Dann ist
auszukuppeln und ausrollen zu lassen. Die Messung der Reibungsleistung
erfolgt bei der Geschwindigkeit des Leistungsmaximums. Um nun die
maximale Motorleistung zu ermitteln, addiert der Leistungsmesser das
Leistungsmaximum und die Reibungsleistung bei der Geschwindigkeit des
Leistungsmaximums. Klingt komplizierter, als es mit dem Leistungsmesser
in der Praxis ist. Hier erfolgt der Ablauf der Messung halbautomatisch,
nachdem alle Grunddaten erfasst sind.
Im Endeffekt sieht man also nach obigem Procedere das Leistungsmaximum
in der Anzeige.Permanente Leistungsanzeige
Will
man während der Fahrt permanent die momentane Motorleistung angezeigt
bekommen, ist das Verfahren etwas anders, hier wird vereinfachend die
reibungsbereinigte Leistung von Motor und Bremse aus den zuvor
ermittelten Daten für Reibungskraft und aktuell gemessener
Geschwindigkeit sowie Beschleunigung errechnet:Natürlich wird hier beim Bremsen ein negatives Ergebnis angezeigt!
Für die Reibungskraft wird hier angesetzt: wobei vereinfachend Reibung und Luftwiderstand als konstante Faktoren angesetzt werden: Die
Messung der Reibungskraft erfolgt zunächst wie bei der Leistungsmessung
beschrieben. Zur Ermittlung des Roll- und Luftwiderstandes muss eine
typische Messstrecke mit bestimmten Geschwindigkeiten durchfahren
werden.
Zuerst wird der Rollwiderstand ermittelt, indem bis auf über 10 km/h
beschleunigt und danach ausgekuppelt wird. Der Luftwiderstand wird bei
dieser Geschwindigkeit vernachlässigt und der so ermittelte
Rollwiderstand geht als vereinfacht dargestellte Konstante in die obige
Gleichung ein: Danach
wird auf eine Geschwindigkeit über 90 km/h beschleunigt und wiederum
ausgekuppelt. Jetzt ermittelt der Leistungsmesser den Luftwiderstand,
der, wiederum vereinfacht als Konstante dargestellt, in die obige
Gleichung eingeht: Die
so ermittelten Konstanten werden im KL 100 gespeichert und für die
permanente Leistungsanzeige herangezogen.
Um diese bis hierher aufgeführten Berechnungen muss sich der Nutzer des
KL 100 in der Praxis nicht kümmern, diese sollten aber die
Zusammenhänge der einzelnen Wirkungsfaktoren darstellen. Die Bedienung
des Gerätes erfolgt über eine einfache Menüstruktur mit nur wenigen
Schritten.
Kommen wir damit zur Praxis! Wo ist das Tachosignal?
Wie
gesagt, der Leistungsmesser benötigt für seine Berechnungen lediglich
die Daten für die aktuelle Geschwindigkeit des Fahrzeugs. Die stehen in
allen Fahrzeugen entweder als elektrisches Signal oder in Form der
Tachowelle zur Ansteuerung bzw. zum Antrieb des Tachos zur Verfügung.
Das Problem ist, dieses Signal im eigenen Fahrzeug zu finden. Man
unterscheidet derzeit drei Arten der Tachoansteuerung: die traditionelle
Tachowelle, die mechanisch Kilometerzählwerk und Tacho antreibt, einen
durch einen Geber am Getriebe erzeugten Geschwindigkeitsimpuls, der
direkt zum elektronischen Tacho geführt wird, und schließlich den über
den Fahrzeug-Informationsbus (CAN) geführten Geschwindigkeitsimpuls, der
über einen kleinen CAN-Controller im Tacho aus dem Bus ausgelesen wird.
Wollen wir alle drei Fälle genauer betrachten!Tachowelle
![Bild 5: Ein Tachowellensensor zum Einbau zwischen Tachowelle und Tacho/Getriebe (Foto: OSMA GmbH) Bild 5: Ein Tachowellensensor zum Einbau zwischen Tachowelle und Tacho/Getriebe (Foto: OSMA GmbH)](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_025.jpg)
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Bild 5: Ein Tachowellensensor zum Einbau zwischen Tachowelle und Tacho/Getriebe (Foto: OSMA GmbH) |
Wird
der Tacho mit einer Tachowelle angetrieben, ist nur in sehr seltenen
Fällen am Tacho ein elektrisches Signal vorhanden, das dazu dient, die
Geschwindigkeitsinformation an ein Autoradio mit entsprechendem Eingang
weiterzuleiten. Es regelt dort die geschwindigkeitsabhängige
Lautstärkeeinstellung. In den allermeisten Fällen gibt es an diesen
(älteren) Fahrzeugen aber kein elektrisches Tachosignal. Somit muss hier
ein Adapter, wie in Abbildung 5 gezeigt (zu beziehen z. B. unter [1]),
in die Tachowelle eingefügt werden. Dieser generiert über einen
Hallsensor ein in der Frequenz zur Tachowellenumdrehung proportionales
Rechtecksignal, das der KL 100 auswerten kann. Unter [1] kann man eine
lange Liste spezialisierter Adapter finden, in der das eigene Fahrzeug
bestimmt aufgeführt ist. Mit dem Adapter wird eine Angabe geliefert, wie
viele Impulse er je Tachowellenumdrehung abgibt. Auf dem Tacho selbst
findet man in den meisten Fällen eine Angabe, wie viele
Tachowellenumdrehungen erfolgen, um einen Kilometer zu zählen. Aus
dieser Angabe und der des Adapters lässt sich ermitteln, wie viele
Impulse je Kilometer abgegeben werden. Diesen Wert gibt man bei der
Einstellung für das Tachosignal in den KL 100 ein. Steht allerdings der
Wert für Umdrehungen je Kilometer nicht auf dem Tacho, ist das nicht
schlimm, der KL 100 bietet alternativ die Möglichkeit, das Tachosignal
durch Abfahren einer genau bekannten Strecke (z. B. stehen die
Leitpfosten auf Autobahnen im Abstand von 50 m) oder anhand einer
bestimmten, genau bekannten Geschwindigkeit einzustellen.Elektrisches Tachosignal
![Bild 6: Ein üblicher Tachosensor für das direkte Einsetzen ins Getriebe Bild 6: Ein üblicher Tachosensor für das direkte Einsetzen ins Getriebe](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_004.jpg)
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Bild 6: Ein üblicher Tachosensor für das direkte Einsetzen ins Getriebe |
Das
elektrische Tachosignal ist sozusagen heute die Norm bei allen modernen
Fahrzeugen, wobei wir hier zunächst vom direkt an den Tacho gelieferten
Impuls sprechen. Der KL 100 kann quasi alle gängigen Impulsarten
verarbeiten, meist sind dies Rechteck-Impulse mit einer Signalspannung
0/12 V. Der KL 100 kann Signalspannungen ab 0/5 V verarbeiten. Abbildung
6 zeigt einen Impulsgeber, der am Getriebe angebracht ist. Manche
dieser Geber verfügen über einen Open-Collector-Ausgang, der extern mit
einem 10-kΩ-Widerstand gegen Plus (Pull-up) zu beschalten ist.![Bild 7: Der ISO- und der Quadlock-BMW-Radiostecker (alt) mit Belegung Bild 7: Der ISO- und der Quadlock-BMW-Radiostecker (alt) mit Belegung](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_028.jpg)
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Bild 7: Der ISO- und der Quadlock-BMW-Radiostecker (alt) mit Belegung |
Wo
findet man dieses Tachosignal? Nun, wenn Ihr Wagen serienmäßig mit
einem Autoradio oder einem Navigationsgerät ausgestattet oder dafür
vorgerüstet ist, liegt das Signal in den allermeisten Fällen bereits am
Radiostecker an. Abbildung 7 zeigt den am weitesten verbreiteten
ISO-Stecker mit seiner Belegung sowie den BMW-Quadlock-Stecker für
ältere Radios mit Rundkontakten. Bei älteren Autoradios, die noch nicht
mit diesen Normstecksystemen ausgerüstet sind, findet man den
Tachosignalanschluss abgesetzt an einer kleinen Box auf der Rückseite
des Radios, das Kabel ist immer blau (Abbildung 8). Bei den Herstellern
Becker und Blaupunkt war diese Form lange Jahre Norm. Hebt Ihr Autoradio
bei höherer Geschwindigkeit selbstständig die Lautstärke an, liegt ein
solches Tachosignal, auch mit „GAL“ (geschwindigkeitsabhängige
Lautstärkeregelung) oder „Speedpulse“ bezeichnet, an Ihrem Radio an.![Bild 8: Bei älteren Radiomodellen schnell zu finden – ist der blaue Anschluss an der Speed-Signalbox vom Fahrzeug aus belegt, hat man das Tachosignal gefunden! Bild 8: Bei älteren Radiomodellen schnell zu finden – ist der blaue Anschluss an der Speed-Signalbox vom Fahrzeug aus belegt, hat man das Tachosignal gefunden!](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_012.jpg)
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Bild
8: Bei älteren Radiomodellen schnell zu finden – ist der blaue
Anschluss an der Speed-Signalbox vom Fahrzeug aus belegt, hat man das
Tachosignal gefunden! |
Das
Signal ist aber auch innerhalb des Fahrzeugkabelbaums gut zu finden,
wo, das kann man detailliert z. B. in [2] finden. Auch die vielen
Auto-Foren im Internet bieten hier alle benötigten Informationen.
Noch ein Wort zur immer wieder diskutierten Impulsabnahme am
ABS-Sensorsystem: Da hier ein sicherheitsrelevantes System arbeitet,
empfehlen wir ausdrücklich, hier kein Signal abzunehmen. Wer ABS an Bord
hat, hat auch ein normales, elektrisches Tachosignal, das man gefahrlos
nutzen kann. Hier kann auch bei einem Defekt oder Fehlanschluss kein
Einfluss auf sicherheitsrelevante Systeme genommen werden, allenfalls
fällt der Tacho aus. Das Signal aus dem Bus
![Bild 9: Die CAN-Adapter decodieren u. a. auch das Tachosignal und stellen es als normgerechtes Rechtecksignal mit 0,6 Hz pro km/h zur Verfügung. (Foto: OSMA GmbH) Bild 9: Die CAN-Adapter decodieren u. a. auch das Tachosignal und stellen es als normgerechtes Rechtecksignal mit 0,6 Hz pro km/h zur Verfügung. (Foto: OSMA GmbH)](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_008.jpg)
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Bild
9: Die CAN-Adapter decodieren u. a. auch das Tachosignal und stellen es
als normgerechtes Rechtecksignal mit 0,6 Hz pro km/h zur Verfügung.
(Foto: OSMA GmbH) |
Moderne
Fahrzeuge verfügen zur Übertragung vieler Signale und Informationen
über ein Bussystem, das nur noch aus zwei Leitungen besteht. Über dieses
werden Informationen, Daten und Befehle als Datenpakete geschickt.
Jedes an den Bus angeschlossene Element, und sei es ein Schalter,
verfügt über einen kleinen Mikrocontroller, der den entsprechenden
Befehl auf den Bus gibt oder decodiert. Bei so ausgerüsteten Fahrzeugen
ist das Tachosignal also nur über einen Decoder, auch CAN-Bus-Adapter
(Abbildung 9) genannt, zugänglich.
Meist stellen diese Adapter noch weitere nützliche Signale wie
Rückfahrsignal, Schaltbefehl für Beleuchtungen oder Einschalten von
Geräten oder aber die Anbindung von Standard-Lenkrad-Fernbedientasten an
markenfremde Autoradios zur Verfügung, so dass ein solch relativ teurer
Adapter recht vielseitig einsetzbar ist. Ein Anschluss des Adapters an
den CAN-Bus ist risikolos, solange man den Vorschriften des
Adapterherstellers folgt. Also keine Angst vor dem Bus!![Bild 10: Beispiel für die Lage des CAN-Busses beim VW-Quadlock-Stecker Bild 10: Beispiel für die Lage des CAN-Busses beim VW-Quadlock-Stecker](Kfz-Leistungsmesser%20KL%20100%20%E2%80%93%20zeigt,%20was%20in%20Ihrem%20Motor%20steckt%20Teil%201_4%20_%20ELVjournal-Dateien/journal_pic_026.jpg)
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Bild 10: Beispiel für die Lage des CAN-Busses beim VW-Quadlock-Stecker |
In
[1] finden Sie nicht nur CAN-Bus-Adapter, sondern auch für nahezu
sämtliche mit CAN-Bus ausgerüsteten Fahrzeuge die Stellen im
Fahrzeugkabelbaum, an denen der Bus zugänglich ist. Abbildung 10 zeigt
zum Beispiel, wo der Bus in den Quadlock-Radiosteckern von VW liegt.
Keine Regel ohne Ausnahme!
Bei BMW gibt es für unterschiedliche Generationen leicht
unterschiedliche Belegungen der Quadlock-Stecker, da bei späteren
Modellen zunächst der I-Bus hinzukam, der für die Vernetzung der
Hi-Fi- und Navigationsgeräte zuständig ist. Allerdings geben die
Dokumentationen der erhältlichen CAN-Bus-Adapter hierüber jeweils
erschöpfend Auskunft, speziell für BMW-Fahrer ist zusätzlich [3] zu
empfehlen. Hier steht in den Technik-Seiten jede denkbare
Steckerbelegung.
Überhaupt sind die jeweiligen Marken-Foren im Internet sowie die
Internet-Seiten der Zubehör-Hersteller und -Vertreiber die Fundgruben
für technische Details!
Gerade in den Marken-Foren tummeln sich sehr viele, die die eine oder
andere Aufgabe schon gelöst haben und wissen, wie es geht – einfach
anmelden, erst einmal die Suche bemühen, weil wohl jedes Problem schon
einmal besprochen wurde, und ansonsten anfragen, kostet nichts und man
bekommt meist kompetente Antworten!
Übrigens, die meisten CAN-Bussysteme liefern einen einheitlichen Puls
von 0,6 Hz pro km/h, die Einstellung des KL 100 erfolgt hier genau so
wie im Abschnitt „Elektrisches Tachosignal“ beschrieben.
Sie sehen also, man kann das Tachosignal quasi an jedem Auto finden oder
generieren, sei dieses noch so alt oder modern.
Das soll es fürs Erste gewesen sein, nach so viel Theorie geht es im
nächsten Teil an die Bedienung, die Schaltungstechnik und den Aufbau des
KL 100.Fachbeitrag online und als PDF-Download herunterladen
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