230-V-Einschaltstrombegrenzung 3680 VA ESB 54
Aus ELVjournal
04/2007
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Technische Daten
Spannungsversorgung | 230 VAC |
Stromaufnahme (Stand-by) | 0,002 A |
Schaltschwelle/Relais | 20 VA |
Schaltausgang | 16 A |
Abm. (B x H x T) | 59 x 39 x 134 mm |
Die
Einschaltstrombegrenzung verhindert, dass bei Verbrauchern mit einem
hohen Einschaltstrom, wie z. B. größere Motoren, Netzteile oder
Verstärker mit einem sehr leistungsfähigen Netztransformator, die
Haussicherung für den entsprechenden Leitungskreis anspricht. Dies
geschieht dadurch, dass mittels eines NTC-Widerstandes der Einschalt-
bzw. Anlaufstrom des angeschlossenen Verbrauchers während der
Einschaltphase stark reduziert wird.Gebremste Leistung
Wohl
jeder hat im Haushalt, insbesondere in einem mit etwas älterer
Elektroanlage, schon einmal den Effekt erlebt, dass beim Einschalten
eines leistungsfähigen Elektrogerätes die Netzsicherung auslöst.
Insbesondere Verbraucher mit großen Induktivitäten wie z. B. größere
Motoren und Leistungstrafos können Auslöser sein. Diese Verbraucher
wirken im Einschaltmoment fast wie ein Kurzschluss, der folglich die
zuständige Sicherung auslöst. Obwohl das Gerät z. B. „nur“ 8 A
Stromaufnahme hat, übersteigt der Strombedarf im Einschaltmoment diesen
Wert um ein Vielfaches, so dass die 16-A-Standard-Absicherung
selbstverständlich ihrer angestammten Aufgabe gerecht wird und
abschaltet. Für den normalen Betrieb ist sie völlig ausreichend
dimensioniert, aber eben nicht intelligent genug, den kurzen
Einschaltstromstoß zu „interpretieren“. Unsere Einschaltstrombegrenzung
verhindert dieses sehr wohl funktionsgerechte, aber in diesem Falle eher
lästige Ansprechen der Netzsicherung, indem im Einschaltmoment eine
Strombegrenzung durch einen speziellen, impulsfesten NTCSerienwiderstand
vorgenommen wird.Nach
dieser Phase unterscheidet das einfach zwischen Steckdose und Last zu
schaltende Gerät zwei Zustände bzw. Bereiche, je nach der Höhe der
Scheinleistung des angeschlossenen Verbrauchers:
1.
Die
Scheinleistung beträgt maximal 20 VA („Kleinverbraucher“): In diesem
Fall reduziert sich der Serienwiderstand des NTC kontinuierlich, bis ein
vom Nennstrom des Verbrauchers abhängiger, stationärer Wert erreicht
ist. Der Verbraucher wird in diesem Fall ständig über den NTC-Widerstand
betrieben.
2.
Die Scheinleistung beträgt mehr als 20 VA:
Nach einer Zeitspanne von 0,4 Sek. schaltet ein Relais den Verbraucher
direkt ans Netz und überbrückt den NTC-Widerstand. Dabei spielt die Art
des Verbrauchers keine Rolle, da der Strom durch einen rein ohmschen
Widerstand begrenzt wird, lediglich die Kontaktbelastbarkeit des Relais
mit max. 16 A (3680 VA) ist zu beachten. Wollen wir die Funktion der
Einschaltstrombegrenzung ESB54 etwas näher betrachten.
Wirkungsweise
Mit
einem in Reihe zum Verbraucher geschalteten NTC wird im Einschaltmoment
der Spitzenstrom begrenzt. Der NTC weist im kalten Zustand einen
Widerstandswert von ca. 33 Ω auf. Je mehr Strom durch den NTC fließt,
desto stärker erwärmt er sich, wobei sich sein Widerstandswert
verringert. Um eine übermäßige Erwärmung bzw. eine Zerstörung bei großen
Betriebsströmen zu vermeiden, wird dem NTC kurz nach dem Einschalten
des Verbrauchers ein Relais parallelgeschaltet, über dessen
Schaltkontakt dann der volle Laststrom fließt. Eine Steuerelektronik in
der ESB54 erkennt, ob der Verbraucher ein- bzw. ausgeschaltet wird. Ab
einer Last von ca. 20 Watt wird automatisch das Relais zugeschaltet, das
dann den NTC entlastet. Sobald der Verbraucher ausgeschaltet wird,
fällt auch das Relais wieder ab. Der NTC ist wieder auf Normaltemperatur
abgekühlt und somit für den nächsten Einschaltvorgang bereit. Der
momentane Schaltzustand des Relais wird durch eine LED am Gerät
signalisiert.Schaltung
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Bild 1: Schaltbild der Einschaltstrombegrenzung |
Das
Schaltbild der Einschaltstrombegrenzung ist in Abbildung 1 dargestellt.
Betrachten wir zunächst den 230-V-Zweig vom Netzstecker zur Steckdose
des Gerätes. Über ST 3 gelangt die Netzspannung zunächst auf einen
Shunt-Widerstand, der aus zwei parallel geschalteten Drahtwiderständen
(R 3 und R 4) besteht. Über die nachgeschaltete Elektronik wird der
Laststrom detektiert und entsprechend das Relais geschaltet. Hat das
Relais noch nicht geschaltet, fließt der Laststrom über die
Temperatursicherung SI 1 und den NTCWiderstand NTC 1 zur Netz-Steckdose.
Die Temperatursicherung ist thermisch mit dem NTC gekoppelt. Im
Fehlerfall, d. h. wenn z. B. das Relais ausfällt oder die
Steuerelektronik versagt, erwärmt sich der NTC sehr schnell und
gleichzeitig auch die Temperatursicherung. Ist die Temperatur am NTC
größer als 105 °C, löst die Sicherung nach ca. 5 Sekunden aus und
unterbricht den Stromkreis. Die Sicherung ist irreversibel, d. h. sie
muss nach einem solchen Fehlerfall ausgetauscht werden. Allerdings
dürfte ein solcher Fehlerfall wohl eher selten auftreten.Die
Spannungsversorgung für die Auswerte- und Steuerelektronik wird mit
einem Schaltnetzteil gewonnen, dessen Hauptbestandteil der
SMPS-Controller (Switch Mode Power Supply) IC 1 ist. Die
230-V-Eingangsspannung gelangt über den Widerstand R 1, D 1 und L 1 auf
den Drain-Anschluss von IC 1. Weitere wichtige Bestandteile dieses
Step-down-Wandlers sind die Speicherspule L 2 und die Diode D 2. Im
Prinzip arbeitet dieser Wandler wie jeder „normale“ Step-down-Wandler
auch. Kurz gesagt wird der interne MOSFET von IC 1 so lange
durchgeschaltet, bis sich am Kondensator C 7 eine Spannung von 12 V
einstellt. Der Schaltregler IC 1 arbeitet mit einer Taktfrequenz von ca.
60 kHz. Über den Feedback-Anschluss (Pin 3) von IC 1 wird die
Ausgangsspannung gemessen, und das Puls-Pause-Verhältnis der
Taktfrequenz des internen MOSFETs so lange nachgeregelt, bis die
Ausgangsspannung (12 V) konstant ist. Der VDR 1 schützt den Schaltregler
vor Überspannungsspitzen aus dem Netz. Die so gewonnene
12-V-Betriebsspannung wird für das Relais REL 1 benötigt. Die
Auswerteelektronik benötigt eine stabile Spannung von 8 V, die mit dem
Spannungsregler IC 2 stabilisiert wird. Wie
schon erwähnt, wird der Laststrom mit den beiden Shunt- Widerständen R 3
und R 4 gemessen. Die Wechselspannung über diesen Widerständen ist
proportional zum fließenden Strom, jedoch relativ klein. Die Verstärkung
erfolgt mit den beiden Operationsverstärkern IC 3 A und IC 3 B. Der
Arbeitspunkt für die beiden Verstärkerstufen wird mit dem
Spannungsteiler R 6 und R 7 auf 4 V festgelegt. Die beiden Dioden D 7
und D 8 schützen den OPEingang vor Spannungsspitzen. Da es sich um
Wechselspannung handelt, sind die Koppelkondensatoren C 13 und C 19
notwendig. Der Verstärkungsfaktor jeder OP-Stufe beträgt 45,45, wodurch
sich ein Gesamtverstärkungsfaktor von 2066 (45,45 x 45,45) ergibt. Das
verstärkte Wechselspannungssignal wird nun mit der Diode D 9
gleichgerichtet und mit C 20 gesiebt. Der nachfolgende Komparator IC 4
wertet diese Spannung aus und schaltet ab einer definierten Spannung den
Ausgang auf High-Pegel, wodurch der Transistor T 2 das Relais REL 1
einschaltet. Dieses Relais überbrückt dann den im Lastzweig liegenden
NTC-Widerstand. Wird der angeschlossene Verbraucher wieder
ausgeschaltet, sinkt die Spannung über den beiden Shunt-Widerständen,
und das Relais fällt wieder ab. Nachbau
Zum Nachbau ist folgender Sicherheitshinweis zu beachten:Achtung!
Aufgrund
der im Gerät frei geführten Netzspannung dürfen Aufbau und
Inbetriebnahme ausschließlich von Fachkräften durchgeführt werden, die
aufgrund ihrer Ausbildung dazu befugt sind. Die einschlägigen
Sicherheits- und VDE-Bestimmungen sind unbedingt zu beachten. Außerdem
ist bei allen Arbeiten am geöffneten Gerät, z. B. bei der Reparatur, ein
Netz-Trenntransformator zu verwenden.
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Bild 2: Shunt-Widerstände |
Die
Bestückung der Platine erfolgt gemischt mit SMD- und bedrahteten
Bauteilen. Die SMD-Bauteile sind schon vorbestückt, so dass hier
lediglich eine abschließende Kontrolle der bestückten Platine auf
Bestückungsfehler, eventuelle Lötzinnbrücken, vergessene Lötstellen usw.
notwendig ist. Die Bestückung der bedrahteten Bauteile erfolgt in ge
wohnter Weise anhand der Stückliste, des Bestückungsdruckes und des
Schaltbildes. Die Bauteile werden auf der Platinenunterseite verlötet,
überstehende Drahtenden mit einem Seitenschneider gekürzt. Beim
Bestücken der Elkos ist auf die richtige Polung zu achten. Die Elkos
sind auf dem Gehäuse am Minus-Pol gekennzeichnet. Nachdem der
Spannungsregler IC 2, der Widerstand R 1 und Spule L 1 bestückt und
verlötet sind, erfolgt die Bestückung der stromführenden Bauteile.
Hierbei ist darauf zu achten, das beim Verlöten ausreichend Lötzinn
verwendet wird. Die beiden Shunt-Widerstände R 3 und R 4 werden aus
Manganindraht hergestellt. Jeder Widerstand besteht aus einem 35 mm
langen Stück Widerstandsdraht, der, wie in Abbildung 2 dargestellt, in
die Platine einzusetzen ist. Auch hier gilt: beim Verlöten reichlich
Lötzinn hinzugeben und die Lötstelle ausreichend lang erhitzen, bis das
Lötzinn sauber verläuft.Der
NTC-Widerstand und die Temperatursicherung werden thermisch gekoppelt
montiert. Hier werden beide Bauteile so eingebaut und verlötet, dass sie
auf gleicher Höhe stehen und sich möglichst großflächig berühren. Zur
besseren Wärmeübertragung wird zwischen beiden Bauteilen etwas
Wärmeleitpaste aufgetragen. Zum Schluss wird das Relais bestückt und
verlötet. Gehäuseeinbau und Endmontage
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Bild 3: Zusammenbau des Steckdoseneinsatzes |
Zunächst
wird die in Abbildung 3 dargestellte Steckereinheit zusammengesetzt.
Als Nächstes ist die Basisplatine mit den drei Leitblechen der
Steckereinheit zu verbinden. Die Leitbleche für die Kontakte ST 2 und ST
3 sind entsprechend auf die Länge der Lötfläche zu kürzen. Anschließend
setzt man die Platine mit der Bestückungsseite nach oben auf die
Leitbleche und schiebt diese so weit in Richtung Steckdoseneinsatz, dass
die Leitbleche bis zum Anschlag in die dafür vorgesehenen
Platinenschlitze eintauchen. Durch ein provisorisches Einsetzen dieser
Einheit in die untere Gehäusehalbschale lässt sich der korrekte Sitz der
Verbindung nochmals prüfen, bevor dann die Leitbleche mit ausreichend
Lötzinn über die gesamte Länge (!) mit den zugehörigen Lötflächen
verbunden werden. Bevor man das Gehäuse zusammenbauen kann, ist in die
Gehäuseoberschale die Lichtleiter-Taster-Kombination einzusetzen.
Schließlich wird das Gehäuseoberteil auf das Unterteil aufgesetzt und
man verschraubt beide Gehäuseteile mit den drei zugehörigen
Gehäuseschrauben. Damit ist das Gerät einsatzbereit.Inbetriebnahme
Bei
der Inbetriebnahme ist zu beachten, dass zunächst die
Einschaltstrombegrenzung in eine Netzsteckdose zu stecken und danach
erst die Last anzuschließen ist. Damit ist sichergestellt, dass die
Einschaltoptimierung bereits komplett betriebsbereit ist, wenn der
Verbraucher zugeschaltet wird.
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Ansicht
der fertig bestückten Platine der Einschaltstrombegrenzung mit
zugehörigem Bestückungsplan, oben von der Bestückungsseite, unten von
der Lötseite |
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