Einführung in die digitale Signalverarbeitung Teil 3/8

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Aus ELVjournal 04/2007     0 Kommentare
 Einführung in die digitale Signalverarbeitung Teil 3/8
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Mit der Korrelation kann man kleinste Signale im Rauschen aufspüren und das Parseval’sche Theorem ableiten. Was die Multiplikation im Zeitbereich, ist die Faltung im Frequenzbereich und umgekehrt. Dieser elementare Zusammenhang hilft, tiefere Einblicke in die Signalverarbeitung zu gewinnen. So kann man damit begründen, dass ein abgetastetes Zeitsignal ein periodisches Spektrum hat.

Das Parseval’sche Theorem

Benannt nach dem französischen Mathematiker Marc-Antoine Parseval des Chênes (1755–1836), beschreibt es die Gleichheit der Gesamtenergie eines reellen Signals im Zeitbereich x(t) und der desselben im Frequenzbereich X(iω). Parseval erschien die Aussage seines Theorems so offensichtlich (schließlich handelt es sich hierbei ja nur um zwei verschiedene Sichtweisen ein und desselben Signals), dass er auf einen Beweis verzichtete. Die Parseval’sche Formel lautet:
Während die linke Seite von (39) die Zeitintegration der Momentanleistung – eine Energie – darstellt, beschreibt die rechte Seite das Frequenzintegral über die Energiedichte – also ebenfalls eine Energie. Die rechte Seite von (39) leitet sich aus der Fouriertransformierten der so genannten Autokorrelation eines Energiesignals ab. Das Wort Korrelation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet dort so viel wie Wechselbeziehung. In der Systemtheorie der Nachrichtentechnik beschreibt man mit der Kreuzkorrelationsfunktion (KKF) das Maß der Ähnlichkeit zweier Funktionen: Die Kreuzkorrelierte (KKF) zweier Energie- Zeit-Funktionen x(t) und y(t) lautet:
Gleichung 39 – Parseval’sche Formel
Gleichung 39 – Parseval’sche Formel
Gleichung 40 – Kreuzkorrelierte
Gleichung 40 – Kreuzkorrelierte
Mathematisch gesehen verschiebt man eine der Funktionen um einen gewissen zeitlichen Abstand τ und integriert das Produkt mit der anderen, unverschobenen Funktion über die Zeit. Bei Funktionen mit geringen Wechselbeziehungen ergeben sich kleine Kreuzkorrelierte. Stellt man sich vor, die beiden Zeitfunktionen würden sich immer ähnlicher (bis zur Gleichheit), geht die Kreuzkorrelierte in die Autokorrelierte über. Die Autokorrelierte (AKF) einer Zeitfunktion x(t) lautet also:
Gleichung 41 – Autokorrelierte
Gleichung 41 – Autokorrelierte
Auf den ersten Blick scheint es vielleicht merkwürdig, ein Signal mit seiner zeitverschobenen Kopie zu multiplizieren und das Produkt zu integrieren. Aber die ses Verfahren hat sich hervorragend bewährt, um schwache und stark verrauschte elektromagnetische Signale aufzuspüren. Zum Beispiel wird in einem Radarsystem das mit Rauschen überlagerte schwache und laufzeitverschobene Echo x(t + τ) mit dem Sendesignal x(t) verglichen, indem man die Variable τ so lange verändert, bis die AKF maximal ist. Dann ist man einerseits sicher, das richtige Signal und kein Störecho zu empfangen, und kann aus der gefundenen Laufzeit τ den Abstand zum reflektierenden Objekt berechnen. Bei Funkwellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit 300.000 km/s ausbreiten, und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Laufstrecke des Signals der doppelten Entfernung zum reflektierenden Objekt entspricht, führt τ = 200 μs zu einem Objektabstand von 30 km. Ein weiteres Beispiel ist die Mustererkennung in einem Bild, wie sie bei der Überwachung und Steuerung industrieller Prozesse, des Straßenverkehrs, bei der Bildanalyse usw. stattfindet. Hier wird statt der eindimensionalen Zeitvariablen (t) aber mit den zweidimensionalen Ortsfrequenzvariablen (x, y) gearbeitet. Das führt zu erheblichem Rechenaufwand und schließt eine Echtzeitverarbeitung oft aus.

Über die AKF zur Parseval’schen Formel

Gleichung 42
Gleichung 42
Es gibt verschiedene Wege, die Parseval’sche Formel herzuleiten. Einer davon ist die Anwendung des Faltungssatzes, den wir später noch ausführlich beleuchten. Ein anderer Weg führt über die AKF. Setzt man die Autokorrelierte nach (41) in die Definitionsgleichung der Fouriertransformation (18) ein, ergibt sich (42). Im Gang der Rechnung haben wir vom Zeitverschiebungssatz aus Tabelle 1 Gebrauch gemacht und berücksichtigt, dass eine reelle Zeitfunktion ein Spektrum mit geradem Realteil und ungeradem Imaginärteil hat. Der Zeitverschiebungssatz begründet die Anschrift:

Mit dem Satz über reelle Zeitfunktionen können wir herleiten, dass:

Offensichtlich wäre die linke Seite der Gleichung bei einem negativen Vorzeichen des Exponenten der e-Funktion definitionsgemäß gleich X(iω). Wegen des positiven Exponenten erhalten wir aber X(–iω). Weil x(t) reell ist, gilt: Re[X(–iω)] = Re[X(iω)] und Im[X(–iω)] = –Im[X(iω)], d. h. der Realteil hat sich nicht verändert, der Imaginärteil dagegen sein Vorzeichen umgekehrt, was zu zeigen war. Kxx(iω) stellt als Fouriertransformierte der Autokorrelierten des Zeitsignals x(t) dessen Energiedichte dar, man nennt Kxx(iω) deshalb auch das Energiedichtespektrum von x(t). Um zur Parseval’schen Gleichung zu gelangen, ist es nur noch ein kleiner Schritt. Die Gesamtenergie des Zeitsignals berechnet sich aus (41) als (43). Um aus der Identität in der letzten Zeile von (42) wieder die erzeugende Zeitfunktion zu ermitteln, müssen wir diese als inverse Fouriertransformierte ausdrücken (44). Gleichung (43) und (44) (mit τ = 0) werden jetzt gleichgesetzt und es folgt die Parseval’sche Formel, wie in (39) angegeben.
Gleichung 43 – Gesamtenergie
Gleichung 43 – Gesamtenergie
Gleichung 44
Gleichung 44

Ein praktisches Beispiel zum Parseval’schen Theorem

Bild 17: Der RC-Tiefpass ist ein Spannungsteiler, dessen unterer Teilerwiderstand ein Kondensator ist. Sein Widerstand nimmt mit zunehmender Frequenz ab und damit auch die Ausgangsspannung des Teilers.
Bild 17: Der RC-Tiefpass ist ein Spannungsteiler, dessen unterer Teilerwiderstand ein Kondensator ist. Sein Widerstand nimmt mit zunehmender Frequenz ab und damit auch die Ausgangsspannung des Teilers.
Zur Vertiefung und als Rechenübung wollen wir das Parseval’sche Theorem anhand der Impulsantwort eines RC-Tiefpasses verifizieren. Die Beziehungen dazu sind in Abbildung 17 zusammengestellt. Die komplexe Fouriertransformierte H(iω) der reellen Impulsantwort h(t) wurde bereits in (27) abgeleitet und in Abbildung 9 oben dargestellt. Zur Bestätigung des Parseval’schen Theorems soll nun gezeigt werden, dass h(t) und H(iω) den gleichen Signalenergieinhalt haben (s. Formel 45 und 46). Zunächst berechnen wir das Betragsquadrat von H(iω) (46). Das Betragsquadrat in die rechte Seite der Parseval’schen Formel eingesetzt, ergibt (47). Damit sind die im Zeitbereich gemäß Gleichung (45) und im Frequenzbereich gemäß Gleichung (47) ermittelten Signalenergien identisch und die Parseval’sche Formel ist bestätigt.
Gleichung 45 – Signalenergie der Zeitfunktion
Gleichung 45 – Signalenergie der Zeitfunktion
Gleichung 46 – Signalenergie der Frequenzfunktion
Gleichung 46 – Signalenergie der Frequenzfunktion
Gleichung 47
Gleichung 47

Funktionsverläufe zeichnen

Bild 18: Mit wenigen Zeilen ist ein kleines Programm geschrieben, das die Funktion sin(x)/x als Grafik ausgibt.
Bild 18: Mit wenigen Zeilen ist ein kleines Programm geschrieben, das die Funktion sin(x)/x als Grafik ausgibt.
Liegt eine Funktion als Formel vor, kann man sich ein Bild von ihr verschaffen, indem man eine Tabelle erstellt, in der man die unabhängige Variable (t bei den Zeitfunktionen und ω bei den Spektren) eine gewisse Anzahl von Werten annehmen lässt und den dazugehörigen Funktionswert errechnet und daneben schreibt. Die so erhaltene Tabelle lässt sich zeichnerisch in Punkte in einem Koordinatensystem umsetzen. Verbindet man die Punkte, erhält man einen mehr oder weniger genauen Funktionsgraphen. Das ist bei komplizierteren Formeln aber abschreckend aufwändig. Aber es gibt einen kostenlosen, mächtigen und eleganten Ausweg – Scilab. Seit Mitte Dezember 2006 in der Version 4.1, ist dieses hervorragende wissenschaftliche Softwarepaket unter www.scilab.org herunterladbar. Damit steht ein ausgezeichnetes Werkzeug für numerische Berechnungen und die grafische Präsentation der Ergebnisse zur Verfügung. Ja, es scheint so: „The best things in life are free.“ Scilab ist ein Interpreter, d. h., die geschriebenen Programme brauchen nicht übersetzt (kompiliert) zu werden, man kann sie sofort ausführen. Eine komplette Einführung in Scilab würde den Rahmen dieser Artikelreihe bei weitem sprengen, aber wir wollen an einigen Beispielen ohne tiefere Erläuterungen demonstrieren, wie nützlich dieses Tool ist. Angenommen, Scilab ist auf dem Rechner installiert. Nach dem Aufruf wechseln wir in den Editor SciPad. Dort erstellen wir das kleine Programm aus Abbildung 18. Um es zu testen, wählen wir über Execute den Menüpunkt „Load into Scilab“, und wenn wir alles richtig gemacht haben, poppt ein Fenster auf, das die gewünschte grafische Darstellung in Abbildung 18 zeigt.

Vom analogen zum digitalen Signal

Analoge Signale sind innerhalb ihres Wertebereichs durch eine unendlich feine Stufung bezüglich Zeit und Amplitude gekennzeichnet. Man sagt auch: „Analogsignale sind zeit- und wertekontinuierlich“. Entnimmt man ihnen zu regelmäßigen Zeitpunkten Werteproben – diesen Vorgang bezeichnet man auch als Abtasten –, haben wir zunächst die Zeit diskretisiert, aber immer noch einen kontinuierlichen Wertebereich. Typische Vertreter solcher zeitdiskreten, aber wertekontinuierlichen Systeme sind SC-Filter, bei denen ohmsche Widerstände durch periodisch umgepolte Kondensatoren (SC: switched capacitor) ersetzt werden. Bei voll digital arbeitenden Schaltungen geht man noch einen Schritt weiter und ordnet den analogen Abtastwerten digitale Zahlenwerte zu. Diese werden durch Binärwörter mit endlicher Wortlänge repräsentiert, woraus eine gewisse „Granularität“ der Amplitudendarstellung resultiert. Jetzt haben wir es also mit einer zeit- und wertediskreten Präsentation des Signals zu tun.

Das Abtasttheorem

Bild 19: Claude Elwood Shannon hat die Nachrichtentechnik viel zu verdanken.
Bild 19: Claude Elwood Shannon hat die Nachrichtentechnik viel zu verdanken.
Das Abtasttheorem beantwortet die Frage, in welchem zeitlichen Abstand einem Signal Proben entnommen werden müssen, um es aus denselben ohne Informationsverlust wieder vollständig rekonstruieren zu können. Das Abtasttheorem geht auf Arbeiten von Edmund Taylor Whittaker (1873–1956), Harry Nyquist (1889–1976), Wladimir Alexandrowitsch Kotelnikow (1908–2005) und Claude Elwood Shannon (1916–2001) (Abbildung 19) zurück und wird in der Literatur deshalb auch mit den Namen „Nyquist-Shannon-Abtasttheorem“ oder „WKS-Abtasttheorem“ (WKS: Whittaker Kotelnikow Shannon) belegt. Mit den Kenntnissen aus der Fourierana lyse ist das Abtasttheorem einfach zu verstehen. Nach Fourier entsteht jede Funktion aus der Überlagerung elementarer harmonischer Schwingungen mit Vielfachen einer Grundfrequenz. Enthält das Signal nun eine Komponente mit der maximalen Frequenz fmax, so sind dieser wenigstens zwei Abtastwerte pro Periode zu entnehmen, um sie wieder eindeutig rekonstruieren zu können. Mit anderen Worten: Wenn fmax die höchste in einem Signal auftretende Frequenz ist, muss es mindestens mit der doppelten Maximalfrequenz 2 fmax abgetastet werden, um Verluste bei der Rekonstruktion aus der Abtastwertefolge zu vermeiden. Mit der Schreibweise fs für die Abtastfrequenz (s steht für das englische Wort sample = Probe) zeigt Gleichung (48) die mathematische Formulierung des Abtasttheorems.
Gleichung 48 – Das Abtasttheorem
Gleichung 48 – Das Abtasttheorem
Für die Einhaltung des Abtasttheorems ist also eine Begrenzung der Bandbreite des abzutastenden Signals (Bandbegrenzung) erforderlich. Dazu dient ein analoger Tiefpass, dessen Grenzfrequenz gleich oder kleiner als die halbe Abtastfrequenz sein muss. Damit ist sichergestellt, dass keine hohen Frequenzanteile im abzutastenden Signal enthalten sind, welche das Abtasttheorem verletzen und so genannte Alias-Effekte hervorrufen würden. In der Praxis ist es wegen der endlichen Flankensteilheit des analogen Tiefpasses üblich, die Abtastfrequenz deutlich größer als die doppelte Maximalfrequenz im Signal zu wählen.
Bild 20: Wird das Abtasttheorem nicht eingehalten, entstehen Aliasfrequenzen
Bild 20: Wird das Abtasttheorem nicht eingehalten, entstehen Aliasfrequenzen
Am Beispiel in Abbildung 20 wird dieser Sachverhalt verdeutlicht. Die Zeitachse ist in ein 100-ms-Raster unterteilt. Eine Periode der grünen Sinuskurve dauert drei Rasterschritte, ihre Frequenz beträgt somit 3,33 Hz. Sie wird alle 100 ms, also mit einer Abtastfrequenz von 10 Hz abgetastet. Damit ist das Abtasttheorem erfüllt, welches ja mindestens eine Abtastfrequenz von 6,66 Hz verlangt, man spricht von Überabtastung. Zwischen den so gewonnenen grünen Abtastwerten lässt sich nur eine Sinuskurve – nämlich die grüne – einpassen. Dieser Vorgang ist die originalgetreue Rekonstruktion der ursprünglichen grünen abgetasteten Kurve. Anders sieht es aus, wenn wir die grüne Kurve nur alle 5 Takte, also mit 2 Hz, abtasten. Das Abtasttheorem wird verletzt (Unterabtastung) und die rekonstruierte rote Kurve ist nicht mehr identisch mit der grünen Ausgangskurve. Sie ist vielmehr ein niederfrequenteres Abbild (Alias), dessen Periode 15 Takte umfasst und dessen Frequenz somit 2/3 Hz beträgt. Aliasfrequenzen entstehen nur bei Verletzung des Abtasttheorems, wenn also fs < 2 fmax ist, also die höchste im Signal auftretende Harmonische nicht mindestens zweimal pro Periode abgetastet wird. Aliasfrequenzen berechnen sich dann nach der Beziehung Gleichung (49):
Gleichung 49
Gleichung 49
n ist als ganze Zahl so zu wählen, dass der Betrag von nfs – f den kleinstmöglichen Wert annimmt. Im Beispiel von Abbildung 20 wäre demnach n = 2, woraus die Aliasfrequenz (2 • 2 – 31/3) Hz = 2/3 Hz folgt. Ein weiteres Beispiel: Vier Frequenzen f1 = 25 Hz, f2 = 70 Hz, f3 = 160 Hz und f4 = 510 Hz werden mit fs = 100 Hz abgetastet. Bei der Abtastung von f2, f3 und f4 wird das Abtasttheorem verletzt und es entstehen die Aliasfrequenzen f2 Alias = Betrag von (100 – 70) Hz = 30 Hz, f3 Alias = Betrag von (200 – 160) Hz = 40 Hz sowie f4 Alias = Betrag von (500 – 510) Hz = 10 Hz. Die Wirkung einer Unterabtastung ist auch in alten Westernfilmen in Gestalt sich scheinbar rückwärts drehender Wagenräder und als Stroboskopeffekt in der Diskothek beobachtbar. Der Abtastvorgang wird mathematisch durch die Multiplikation einer kontinuierlichen Zeitfunktion x(t) mit einer regelmäßigen Folge von Dirac-Impulsen ss(t) beschrieben. Der zeitliche Abstand der Dirac-Impulse entspricht der Abtastperiode Ts. Durch die Ausblendeigen - schaft des Dirac-Impulses wird nur der Funktionswert von x(t) selektiert, der zum Zeitpunkt des Dirac-Impulses existiert. Gleichung (50) drückt dies aus.
Gleichung 50
Gleichung 50
Um aus dieser Gleichung weitere Erkenntnisse bequem ableiten zu können, werden wir uns jetzt ein wenig mit der Faltung – im Englischen Convolution genannt – beschäftigen.

Multiplizieren hier – Falten dort

Aus Tabelle 1 wissen wir, dass die Multiplikation zweier Zeitfunktionen der Faltung ihrer Spektren (auf Englisch: convolution) entspricht bzw. umgekehrt. Doch was ist nun eine Faltung zweier Funktionen? Mathematisch gesprochen ist die Faltung eine Vorschrift, nach der zwei Funktionen x1(t) und x2(t) auf eine dritte Funktion y(t) abgebildet werden. Das hört sich komplizierter an, als es ist. Im analogen Zeitbereich ist die Faltung zweier Funktionen wie in Gleichung (51) definiert. Im Frequenzbereich ist die Fouriertransformierte von y(t) gleich dem Produkt der Fouriertransformierten von x1(t) und x2(t), wie in Gleichung (52) dargestellt.
Gleichung 51 – Faltung im Zeitbereich und symbolische Schreibweise mit Faltungsstern
Gleichung 51 – Faltung im Zeitbereich und symbolische Schreibweise mit Faltungsstern
Gleichung 52 – Multiplikation im Frequenzbereich
Gleichung 52 – Multiplikation im Frequenzbereich

Werden zwei Frequenzfunktionen X1(ω) und X2(ω) miteinander gefaltet, entspricht das der Produktbildung ihrer Fourierrücktransformierten im Zeitbereich. Vergleiche Gleichungen (53) und (54). Wir werden später genauer auf Anwendungen der Faltung eingehen. An dieser Stelle wollen wir als Merksatz knapp zusammenfassen:

Faltung im Zeitbereich entspricht Multiplikation im Frequenzbereich bzw. Multiplikation im Zeitbereich entspricht Faltung im Frequenzbereich.

Gleichung 53 – Faltung im Zeitbereich und symbolische Schreibweise mit Faltungsstern
Gleichung 53 – Faltung im Zeitbereich und symbolische Schreibweise mit Faltungsstern
Gleichung 54 – Multiplikation im Frequenzbereich
Gleichung 54 – Multiplikation im Frequenzbereich

Von der Faltungssumme zum Faltungsintegral

Bild 21: Die Eigenschaften eines LTI-Systems: linear und zeitunabhängig
Bild 21: Die Eigenschaften eines LTI-Systems: linear und zeitunabhängig
Wer mathematisch etwas vorgebildet ist, kann das Faltungsintegral aus der Gleichung auch anschaulich interpretieren. Vorausgesetzt wird ein lineares, zeitinvariantes System (LTI: Linear Time Invariant). Darunter versteht man ein System, das zu jedem Zeitpunkt auf die gleichen Eingangsanregungen mit den gleichen proportionalen Reaktionen antwortet. Abbildung 21 fasst diese Eigenschaften zusammen.
Bild 22: Die Überlagerung der Systemantworten auf eine durch eine Folge von Rechtecken nachgebildete Eingangsfunktion führt zur Faltungssumme als Ausgangsfunktion
Bild 22: Die Überlagerung der Systemantworten auf eine durch eine Folge von Rechtecken nachgebildete Eingangsfunktion führt zur Faltungssumme als Ausgangsfunktion
Zur Ableitung des Faltungsintegrals denken wir uns nun die Eingangsanregung x(t) durch eine Treppenkurve angenähert (Abbildung 22). Sie besteht aus einer Folge von Rechtecken der Breite Δτ und einer Höhe, die dem Eingangssignalwert in der Mitte des Rechtecks entspricht. Am Beispiel eines RC-Tiefpasses sind die Antworten auf die einzelnen Rechtecke in deren Farben als ansteigende und abfallende e-Funktionen untereinander dargestellt. Wegen der LTI-Eigenschaften überlagern sie sich zu einer Summe entsprechend Gleichung (55).
Gleichung 55 – Überlagerungssumme
Gleichung 55 – Überlagerungssumme
Je feiner nun die Treppe gestuft wird, umso ähnlicher wird die Überlagerungssumme dem wahren Ausgangssignal des Systems. Im Grenzübergang für Δτ → 0 gehen die Rechtecke des treppenförmigen Eingangssignals xr(t) in eine unendliche Rechteckdauer Δτ zum infinitesimal kurzen Zeitabschnitt dτ, die Summe zum Integral und die diskreten Zeitpunkte nΔτ zur Laufvariablen τ wie in (56) und (57). Die Gleichung (56) ist nichts weiter als die bereits aus Gleichung (22) bekannte Ausblendeigenschaft des δ-Impulses. Gleichung (57) ist das Faltungsintegral aus dem Eingangssignal und der Impulsantwort des Systems. Wegen der LTI-Eigenschaften genügt es also, die Antwort y(t) = h(t) des Systems auf einen Dirac-Impuls δ(t) als Eingangssignal zu kennen. Für ein beliebiges Eingangssignal x(t) folgt dann aus Gleichung (57) die entsprechende Ausgangsspannung y(t) = x(t)*h(t).
Gleichung 56
Gleichung 56
Gleichung 57
Gleichung 57
Eine erstaunliche Tatsache! Es ist sehr nützlich, einige der wichtigsten in den Gleichungen (58–62) dargestellten Eigenschaften der Faltung zu kennen. Die meisten davon lassen sich unmittelbar aus dem Definitionsintegral nach Gleichung (51) oder (57) herleiten.
Gleichung 58 – Die Faltung ist kommutativ
Gleichung 58 – Die Faltung ist kommutativ
Gleichung 59 – Die Faltung ist assoziativ
Gleichung 59 – Die Faltung ist assoziativ
Gleichung 60 – Die Faltung ist distributiv
Gleichung 60 – Die Faltung ist distributiv
Gleichung 61 – Der Diracimpuls ist das neutrale Element der Faltung
Gleichung 61 – Der Diracimpuls ist das neutrale Element der Faltung
Gleichung 62 – Verschiebungseigenschaften des Diracimpulses
Gleichung 62 – Verschiebungseigenschaften des Diracimpulses

Grafische Veranschaulichung des Faltungsintegrals

Bild 23: So werden das Eingangssignal x(t) und die Impulsantwort des Systems zum Ausgangssignal „gefaltet“
Bild 23: So werden das Eingangssignal x(t) und die Impulsantwort des Systems zum Ausgangssignal „gefaltet“
Wir wollen anhand von Gleichung (63) grafisch die Wirkungsweise der Faltung nachvollziehen. Als anregendes Signal x(t) nehmen wir zwei aufeinanderfolgende Rechtecke – das erste negativ, das zweite positiv. Die Impulsantwort des Systems h(t) ist eine abklingende e-Funktion. Abbildung 23 zeigt, wie x(t) und h(t) mit Hilfe des Faltungsintegrals Gleichung (63) in y(t) überführt werden.
Gleichung 63 – Faltungsintegral
Gleichung 63 – Faltungsintegral
Bild 24: Der Faltungsprozess zu vier aufeinanderfolgenden Zeitpunkten
Bild 24: Der Faltungsprozess zu vier aufeinanderfolgenden Zeitpunkten
Abbildung 24 demonstriert grafisch, wie die Faktoren des Integranden, der Integrand selbst und das Integral zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten t1, t2, t3 und t4 aussehen. Mit zunehmender Zeit t schiebt sich das zeitgespiegelte Eingangssignal immer weiter über die Impulsantwort. Das Produkt aus beiden wird aufintegriert und ergibt den Momentanwert der Ausgangsspannung. Alle Momentanwerte zusammen repräsentieren den zeitlichen Verlauf des Ausgangssignals (gestrichelte Kurve). Bei zeitlich begrenztem x(t) und h(t) entsteht erst dann ein Ausgangssignal, wenn sich die Faktoren des Integranden zu überlappen beginnen. Deshalb ist das Ausgangssignal y(t) ebenfalls zeitlich begrenzt und so breit wie die Anregung x(t) und die Impulsantwort h(t) zusammen.
Wenn wir nun auf Gleichung (50) unser Wissen anwenden, dass der Faltung im Zeitbereich die Multiplikation im Frequenzbereich entspricht, führt dies unter Auslassung einiger Zwischenschritte bei der Berechnung zu Gleichung (64). Sie beschreibt nun nichts anderes als das mit der Abtastkreisfrequenz ωs periodisch wiederholte Spektrum X(iω) der nicht abgetasteten, bandbegrenzten Zeitfunktion x(t). Mit anderen Worten: Wird eine Zeitfunktion x(t), deren Spektrum X(iω) ist, unter Einhaltung des Abtasttheorems regelmäßig im Raster Ts = 2π/ωs abgetastet, so ist das Spektrum Xs(iω) der abgetasteten Zeitfunktion eine in ωs periodische Wiederholung von X(iω). Wir merken uns deshalb: Die Abtastung einer Zeitfunktion führt zur Periodisierung ihres Spektrums. Wird das Abtasttheorem eingehalten, überlappen sich die periodischen Spektren nicht. Ist die Abtastfrequenz dagegen zu klein, überlagern sie sich. Deshalb lässt sich aus ihnen die ursprüngliche Zeitfunktion nicht mehr fehlerfrei zurückgewinnen.
Gleichung 64 – Periodisches Spektrum einer abgetasteten Zeitfunktion
Gleichung 64 – Periodisches Spektrum einer abgetasteten Zeitfunktion
Bild 25: Wird das Abtasttheorem verletzt, überlagern sich die periodischen Spektren und das Spektrum des unabgetasteten Originalsignals lässt sich nicht wiedergewinnen. Es ist durch Aliasanteile verfälscht.
Bild 25: Wird das Abtasttheorem verletzt, überlagern sich die periodischen Spektren und das Spektrum des unabgetasteten Originalsignals lässt sich nicht wiedergewinnen. Es ist durch Aliasanteile verfälscht.
Abbildung 25 gibt dies wieder. Es ist jetzt anschaulich zu erkennen, dass eine Verletzung des Abtasttheorems ωs < 2 ωmax eine Durchdringung des Basisbandspektrums mit seinen Nachbarn bewirkt. Damit ist die Wiedergewinnung des Basisbandspektrums des analogen (unabgetasteten) Signals durch Tiefpassfilterung nicht mehr möglich. Somit kann auch das unabgetastete Signal nicht rekonstruiert werden.
Fassen wir also noch einmal zusammen: Durch das Abtasten eines bandbegrenzten Signals entstehen bei Vielfachen der Abtastfrequenz Kopien des ursprünglichen Spektrums des unabgetasteten Signals (Aliasspektren). Die Betrachtung der Grenzfälle ist interessant. Lassen wir das Abtastintervall gegen null gehen, entnehmen wir also mit einer unendlich hohen Abtastfrequenz Signalproben, schieben sich die Aliasspektren ins Unendliche und es verbleibt das Basisbandspektrum des unabgetasteten Signals. Verringern wir die Abtastfrequenz dage gen immer mehr, rücken die periodischen Spektren immer weiter zusammen. Mit dem Verletzen des Abtasttheorems beginnen sie sich zu überlagern, bis sie im Grenzfall eines einzigen Abtastwerts den konstanten Summenwert 1 annehmen (65).
Gleichung 65
Gleichung 65
In Teil 4 beschäftigen wir uns mit der Digitalisierung analoger Signale.

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