Einführung in die digitale Signalverarbeitung Teil 6/8

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Aus ELVjournal 01/2008     0 Kommentare
 Einführung in die digitale Signalverarbeitung Teil 6/8

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Gemeinhin gilt: „Von nichts kommt nichts.“ Bei einer bestimmten Erweiterung von diskreten Signalfolgen im Zeit- und Frequenzbereich durch Nullwerte ist das anders. Wenn wir Letztere zwischen vorhandene Abtastwerte der Zeitsignalfolge oder in der Mitte der Frequenzsignalfolge einfügen, führt das zu interpolierten Werten in den korrespondierenden Folgen im jeweils anderen Bildbereich. Mit diesem „Zero Padding“ genannten Verfahren zur Auflösungsverbesserung beschäftigen wir in uns in Teil 6 unserer Artikelserie.

Rückblick

Es wurde bereits gesagt, dass die diskrete Fouriertransformation eine gewisse Anzahl von Zeitwerten in ebenso viele Spektralwerte überführt. Bei der Wahl von N als der Anzahl von Abtastwerten sollte die Messdauer N • Ts mindestens gleich lang wie die Signaldauer sein, um dieses vollständig zu erfassen. Wenn wir N dann noch als Zweierpotenz (2, 4, 8, 16 ..., 1024 ...) wählen, ist das Verfahren der schnellen Fouriertransformation (Fast Fourier Transform: FFT) anwendbar. Weil die spektrale Auflösung umgekehrt proportional zur Anzahl der Abtastwerte ist (siehe Gleichung [87]), sollte N möglichst groß sein. Das kann durch eine häufigere Abtastung des zeitkontinuierlichen Signals geschehen oder durch das Anhängen von Nullen an die verfügbare Folge von Abtastwerten. Letzteres wird als Time Domain Zero Padding (TDZP) bezeichnet und bewirkt die Interpolation zusätzlicher Spektralwerte. Umgekehrt führt das Einfügen von Nullen (Frequency Domain Zero Padding: FDZP) in der Mitte der Spektralfolge zu interpolierten Zeitfolgenwerten.

Time Domain Zero Padding

Schauen wir uns die Wirkung des Anhängens von Nullen an eine Signalfolge im Zeitbereich einmal genauer an. Im Englischen wird das als Time Domain Zero Padding (TDZP) bezeichnet, was in der Übersetzung so viel heißt wie: Auffüllen mit Nullen im Zeitbereich. Die aufgefüllte Folge wird dann der DFT unterworfen, d. h., in den Frequenzbereich transformiert. Da die Zahl der Spektrallinien immer gleich der Anzahl der transformierten Zeitfolgenwerte ist, erwarten wir also ein feiner gerastertes Linienspektrum, d. h. die spektrale Auflösung muss steigen.
Bild 53: Das Erweitern der Zeitsignalfolge durch Anhängen von Nullen (hier 8) führt im Frequenzbereich zu interpolierten Spektralwerten.
Bild 53: Das Erweitern der Zeitsignalfolge durch Anhängen von Nullen (hier 8) führt im Frequenzbereich zu interpolierten Spektralwerten.
Abbildung 53 bestätigt das. Hier wurden an das Zeitsignal aus Abbildung 52 8 Nullen angehängt, so dass die Folge nun 16 Werte lang ist: x(n) = (6, 7, 5, 3, 1, –1, –2, –3, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0). Bei genauer Betrachtung des roten Betragsspektrums in Abbildung 53 fällt auf, dass die Spektralwerte des nicht mit Nullen aufgefüllten Zeitsignals wieder auftreten, aber jeweils gefolgt von einem neuen, interpolierten Wert.
Bild 54: Zwei angehängte Nullen pro Original-Zeitfolgenwert führen zu zwei interpolierten Werten zwischen den Werten der Original-Spektralfolge.
Bild 54: Zwei angehängte Nullen pro Original-Zeitfolgenwert führen zu zwei interpolierten Werten zwischen den Werten der Original-Spektralfolge.
Wir prüfen das an der gleichen Zeitfolge nach, der wir jetzt 16 Nullen anhängen (Abbildung 54). Tatsächlich sind jetzt zwei neue Werte zwischen die Spektralwerte der „ungepaddeten“ Zeitfolge interpoliert worden.
Bild 55: Zero Padding im Zeitbereich mit 8 Signalwerten und 32 bzw. 56 Nullwerten.
Bild 55: Zero Padding im Zeitbereich mit 8 Signalwerten und 32 bzw. 56 Nullwerten.
Ein dritter Versuch mit 32 bzw. 56 angehängten Nullen demonstriert die gestiegene Frequenz auflösung ganz augenscheinlich (Abbildung 55). Jetzt wurden 4 bzw. 7 neue Werte zwischen die Spektrallinien der Original-Ausgangszeitfolgen eingefügt. Die spektrale Auflösung hat sich vervier- bzw. versiebenfacht, allerdings ohne einen echten Zuwachs an Informationsgehalt, denn die interpolierten Zwischenwerte rühren ja nicht von einem feiner abgetasteten Zeitsignal her, sondern werden vom Zero Padding verursacht.

Frequency Domain Zero Padding

Bild 56: Zero Padding im Frequenzbereich erfolgt durch Einfügen einer Folge von Nullwerten in der Mitte der Original-Spektralfolge. Die Wirkung ist das Einschachteln von interpolierten Werten zwischen die Werte der Original-Zeitfolge.
Bild 56: Zero Padding im Frequenzbereich erfolgt durch Einfügen einer Folge von Nullwerten in der Mitte der Original-Spektralfolge. Die Wirkung ist das Einschachteln von interpolierten Werten zwischen die Werte der Original-Zeitfolge.
Entsprechendes können wir beobachten, wenn wir Nullen in der Mitte der Spektralfolge einfügen (FDZP: Frequency Domain Zero Padding). Hier wird – mit 8 Nullen – jeweils ein Wert zwischen den Original-Zeitfolgenwerten interpoliert (Abbildung 56), bei 16 Nullen zwei Werte usw. Man sieht, dass das Ergebnis der inversen DFT (IDFT) wieder die reellen Werte der Original-Zeitfolge erzeugt, aber zwischen ihnen komplexe Werte hinzufügt.
Bild 57: Zereo Padding im Frequenzbereich (FDZP) zum Nachvollziehen
Bild 57: Zereo Padding im Frequenzbereich (FDZP) zum Nachvollziehen
Die gleiche Frequenzfolge mit 24 eingefügten Nullen führt zu den Zahlenwerten von Abbildung 57. Hier sind jeweils drei interpolierte Werte zwischen die Folgenwerte der Original-Zeitfolge verschachtelt. In der Praxis tritt der Zero-Padding-Effekt immer dann auf, wenn mit einer festen Anzahl von Werten transformiert wird und die Signalfolge den Transformationsrahmen („frame“ oder „record“, man kann auch Analysefenster dazu sagen) nicht ausfüllt, also kürzer ist.

Den Zusammenhang zwischen Frequenzauflösung Δ, Frame- Länge T0 und Samplingfrequenz fs = 1/Ts zeigt Gleichung 89. Durch das Zero Padding verkleinern sich die Amplituden der transformierten Folgewerte, weil ja die Signalenergie auf mehr Transformationsfolgewerte verteilt wird. Bei Einfügen gleich vieler Nullen wie Signalfolgenwerte halbieren sich die Amplituden der Transformationsfolge, bei doppelt so vielen Nullen gehen sie auf ein Drittel zurück usw. In unseren Beispielen wurde deshalb mit einem entsprechenden Faktor multipliziert, um die Originalwerte einfacher in der interpolierten Folge wiederzufinden.
Bild 58: Im Allgemeinen ist das Spektrum einer Zeitfolge durch einen Real- und einen Imaginärteil oder seinen Betrag und seine Phase gekennzeichnet. Das wird hier am Beispiel eines Rechtecks gezeigt.
Bild 58: Im Allgemeinen ist das Spektrum einer Zeitfolge durch einen Real- und einen Imaginärteil oder seinen Betrag und seine Phase gekennzeichnet. Das wird hier am Beispiel eines Rechtecks gezeigt.
Ein weiteres Beispiel zeigt Abbildung 58. Hier wurde ein 64-Punkt-Rechteck-Zeitsignal aus 8 Eins-Werten und 56 Null-Werten der DFT unterworfen. Es ergibt sich im Frequenzbereich der charakteristische sin(x)/x-Verlauf, wegen der Betragsbildung mit hochgeklappten negativen Anteilen.
Bild 59: Die DFT eines Dreiecks
Bild 59: Die DFT eines Dreiecks
Eine Dreiecksfolge im Zeitbereich und im Frequenzbereich, deren Betrag, Real- und Imaginärteil sowie Phase zeigt Abbildung 59. Bezogen auf die Mitte des Spektralfensters ist der Realteil des Spektrums Re{X(iω)} gerade, der Imaginärteil Im{X(iω)} und die Phase sind dagegen ungerade.

Diskrete Faltung mit Hilfe der DFT

Gleichung 83 definierte die Faltung zweier Zeitsignalfolgen. Eine war das Eingangssignal und die andere die Impulsantwort eines LTI-Systems. Das Faltungsergebnis ist das Ausgangssignal als Systemantwort auf das Eingangssignal. Man kann das Ausgangssignal aber auch ohne Berechnung der Faltungssumme bestimmen. Dazu werden die endlichen Zeitfolgen, die x(n) mit der Länge N1 und h(n) mit der Länge N2 repräsentieren, mit so vielen Nullen aufgefüllt, dass ihre Länge N ≥ N1 + N2 – 1 ist. Dann werden die Folgen der DFT unterworfen, miteinander multipliziert und das Produkt wird mit Hilfe der IDFT (inversen DFT) wieder in den Zeitbereich zurücktransformiert. Wir haben damit die Faltung als Operation im Zeitbereich über eine Multiplikation im Frequenzbereich ausgeführt.
Bild 60: Man kann zwei Zeitfolgen auch falten, indem man ihre diskreten Fouriertransformierten miteinander multipliziert und das Produkt wieder in den Zeitbereich zurücktransformiert (Convolution by DFT).
Bild 60: Man kann zwei Zeitfolgen auch falten, indem man ihre diskreten Fouriertransformierten miteinander multipliziert und das Produkt wieder in den Zeitbereich zurücktransformiert (Convolution by DFT).
Abbildung 60 fasst die Alternativen zusammen. Auf der linken Hälfte werden x(n) und h(n) zum Ausgangssignal gefaltet. Auf der rechten Seite werden die zugehörigen, per DFT ermittelten Spektren X(k) und H(k) miteinander multipliziert und über die inverse DFT zur Ausgangsfolge des Systems im Zeitbereich transformiert. Auf den ersten Blick scheint der Weg über den Frequenzbereich aufwändiger. Aber bei langen Eingangsfolgen x(n) dauert die Berechnung der Faltungssumme sehr lang. Mit den Methoden der schnellen Fouriertransformation (FFT: Fast Fourier Transform) und einer Segmentierung der EingangsEingangsfolge können beträchtliche Geschwindigkeitsgewinne erzielt werden. Dazu werden die Faltungen der Teilfolgen mit der Impulsantwort durch Multiplikation ihrer Spektren berechnet und nach der Rücktransformation in den Zeitbereich wieder zusammengefügt. Bekannte Vertreter dieser segmentweisen Faltung (block convolution) sind die Overlap-add- und die Overlapsave- Methode, auf die wir hier aber nicht näher eingehen wollen. In Teil 7 unserer Serie beschäftigen wir uns mit der „schnellen Fouriertransformation“ (FFT: Fast Fourier Transform), einem der wichtigsten Verfahren zur Analyse von Funktionen und Signalen in der digitalen Signalverarbeitung. Mit dem Einstieg in die z-Transformation schaffen wir uns dann das mathematische Rüstzeug, um Abtastsysteme effizient zu beschreiben.

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