Akkumulatoren - wiederaufladbare Speicher für elektrische Energie Teil 1/3
Aus ELVjournal
03/2008
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Ein
Akkumulator ist eine Spannungsquelle, die einen Stromfluss über einen
Lastwiderstand bewirkt. Die dabei freigesetzte Leistung (VA = W),
multipliziert mit der Zeit, ist die abgegebene Energiemenge in Wh. Ist
die interne Energiemenge des Akkus verbraucht, lässt sie sich durch
Laden (ein Stromfluss aus einer externen Quelle zurück in den Akku)
wieder rückspeichern und ein neuer Entladezyklus kann beginnen. Der
vorliegende Artikel beschäftigt sich mit Historie, Wirkungsweise,
Kenngrößen und Bauformen dieses wieder befüllbaren Speichers für
elektrische Energie, ohne den das Zeitalter der mobilen Elektronik nicht
denkbar wäre.Geschichtlicher Rückblick
Der
österreichische Archäologe Wilhelm König machte im Jahr 1936 etwa 30 km
südöstlich von Bagdad Ausgrabungsfunde, von denen er annahm, es handle
sich um eine frühe Form der Trockenbatterie. Die Fundstücke, ca. 15 cm
hohe tönerne Krüge, enthielten – durch einen Bitumenpfropfen im Hals
voneinander isoliert – eine an der Unterseite geschlossene Hülse aus
Kupferblech und darin einen Eisenstab. 1938 beschrieb König seinen Fund
in einem Fachartikel „Ein galvanisches Element aus der Partherzeit?“
(Forschungen und Fortschritte 14 [1938]; 8–9), worin er als Anwendung
das Galvanisieren von Kunst- und Kultobjekten mit hauchdünnen
Goldschichten für möglich hielt. Auch über medizinische Anwendungen wie
eine Art Entkeimung des Wassers spekulierte er. Über das Für und Wider
solcher Deutungen wird seitdem heftig gestritten. Auch wenn viele Fragen
offen bleiben, ist es doch eine faszinierende Vorstellung, dass die
Menschheit vielleicht schon vor mehr als 2000 Jahren über elektrische
Spannungsquellen verfügen konnte.
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Bild 2: Luigi Galvanis Froschschenkel-Experimente regten Volta zur Erforschung des Phänomens der Kontaktelektrizität an. |

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Bild 1: Alessandro Volta legte die Grundlagen der modernen Elektrochemie. |
In
der Neuzeit wird der italienische Naturforscher Alessandro Volta
(1745–1827) als Vater der Batterie angesehen (Abbildung 1). Angeregt
durch die Experimente des italienischen Arztes, Anatomen und
Biophysikers Luigi Galvani (1737– 1798), in denen dieser
Muskelkontraktionen an sezierten Froschschenkeln unter dem Einfluss
statischer Elektrizität untersuchte und den Begriff der „animalischen
Elektrizität“ prägte (Abbildung 2), analysierte Volta das Phänomen
genauer und kam zu dem Schluss, dass die Muskelzuckungen auf
Kontaktelektrizität zwischen der Gewebeflüssigkeit und den
unterschiedlichen Metallen der Versuchseinrichtung zurückzuführen seien.
Nach systematischen Untersuchungen der elektrochemischen Spannungen
verschiedener Metalle (A. Volta: „On the electricity excited by the mere
contact of conducting substances of different kinds“; Philosophical
Transactions oft the Royal Society, 90: 403-431, 1800) war es zur
Volta’schen Säule – der ersten funktionierenden Batterie – nicht mehr
weit.
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Bild
3: Die Volta’sche Säule war das erste Primärelement, dessen Spannung
sich durch die Höhe des Elementarzellenstapels in weiten Grenzen
einstellen ließ. Damit war der Weg zur systematischen Erforschung
elektrochemischer und -physikalischer Phänomene frei. |
Die
Volta’sche Säule bestand aus gestapelten Scheibentripeln (Volta-Zelle),
jeweils aus einer Kupferplatte als negativer Elektrode, einer mit
Salzlake getränkten ledernen Zwischenlage als Elektrolyt und einer
Zinkplatte als positiver Elektrode (Abbildung 3). Damit war der Weg frei
zur systematischen Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Strom und
Magnetismus und elektrochemischer Phänomene. Zahllose Experimente mit
vielen anderen Metallkombinationen und Elektrolyten hatten das Ziel, die
Spannung und den Stromfluss zu erhöhen. An ihrem Ende stand die
Volta’sche Spannungsreihe. Etwa 100 Jahre nach seiner bahnbrechenden
Entwicklung (1897) wurde Volta posthum geehrt, indem man die Einheit der
elektrischen Spannung mit Volt benannte.Die
Spannung einer Volta-Zelle mit Zinkplättchen (elektrochemisches
Standardpotential -0,76 V) und Kupfer (elektrochemisches
Standardpotential 0,34 V) beträgt ca. 1,1 V. In der dargestellten
Volta’schen Säule mit 14 gestapelten Elementen wird entsprechend eine
Spannung von ca. 15,4 V erzeugt. Der elektrochemische Mechanismus: Die
Zinkatome geben zwei Elektronen ab und gehen als Zinkionen in Lösung.
Die dabei freigesetzten Elektronen erzeugen in der Zinkelektrode einen
Elektronenüberschuss, der sich über einen Verbraucher als
Elektronenfluss zur Kupferelektrode (entgegengesetzt zur technischen
Stromrichtung!) abbaut. An den Kupferplättchen wird Wasserstoff
freigesetzt. Weil die elektrochemischen Vorgänge in der Volta’schen
Säule nicht umkehrbar sind, lässt sie sich nicht wieder aufladen.
Deshalb zählt man sie zur Klasse der Primärelemente. Das
Verdienst, die Urform des Akkumulators – also einen Stromspeicher –
erfunden zu haben, gebührt dem deutschen Apotheker Johann Wilhelm Ritter
(1776–1810). Er deutete die dabei ablaufenden chemischen Vorgänge als
Erster richtig. Die von ihm 1803 vorgestellte Ritter‘sche Ladungssäule
bestand ähnlich wie Voltas Anordnung aus abwechselnd geschichteten
Metallscheiben mit porösen Zwischenlagen zur Aufnahme einer
elektrolytischen Flüssigkeit („kochsalznasse Pappplatten“). Ritter
verwendete jedoch einheitlich Kupferplättchen. So konnte natürlich
zunächst keine Spannung entstehen. Als Ritter jedoch seine Anordnung
eine Zeit lang mit einer Volta’schen Säule verband und dann wieder
trennte, war an ihren Klemmen eine belastbare Spannung festzustellen.
Der Grund liegt in der Veränderung der chemischen Beschaffenheit der
Oberflächen der Kupferscheiben durch den Ladestrom. Während der
Stromabgabe bilden sich die Veränderungen zurück. Solange dieser Vorgang
nicht abgeschlossen ist, gibt die Ritter’sche Säule Strom ab. Es
dauerte gut 50 weitere Jahre, bis 1854 der deutsche Arzt und Physiker
Wilhelm Josef Sinsteden (1803–1891) zeigte, dass zwei Bleiplatten in
verdünnter Schwefelsäure besonders gute Stromspeichereigenschaften
aufwiesen. Sinsteden kann somit als Vater des Blei-Akkumulators
angesehen werden, obwohl er seine Erfindung nicht wirtschaftlich
verwertete. Der französische Physiker Gaston Planté (1834–1889) brachte
den Blei-Akkumulator 1859 zur technischen Reife. Von den vielen
Erfindern, welche die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des
Blei-Akkumulators stetig verbesserten, hat 1886 der luxemburgische
Ingenieur Henri Tudor (1859– 1928) gerippte Bleiplatten mit vergrößerter
Oberfläche eingesetzt. Die großtechnische Herstellung des Tudor-Akkus
nahm 1887 der IndustrielIe Adolph Müller in der von ihm gegründeten
Aktiengesellschaft für Akkumulatorenherstellung (AFA) auf. Die AFA rief
1904 ihre Tochtergesellschaft VARTA (Vertrieb, Aufladung, Reparatur
Transportabler Akkumulatoren) für die Fertigung kleiner und
transportabler Akkumulatoren ins Leben. Seitdem wird der Blei-Akku in
der heute noch üblichen Kastenform vorwiegend zum Starten von
Kraftfahrzeugen eingesetzt. Akkumulatoren
hatten bis zur Entwicklung der dynamoelektrischen Maschine 1866 durch
Werner von Siemens (1816– 1892) noch keine praktische Bedeutung, denn zu
ihrer Ladung war immer erst eine Primärbatterie nach Art einer
Volta’schen Säule erforderlich. Daher rührt auch die Bezeichnung
Sekundärbatterie. Mit dem Dynamogenerator stand nun ein leistungsfähiger
Stromerzeuger zur Verfügung, der einen Akkumulator einfach und
preiswert laden konnte. So spielte der Blei-Akku in den Anfängen der
Automobiltechnik zur Speicherung der Antriebsenergie in elektromotorisch
angetriebenen Fahrzeugen eine bedeutende Rolle. Akkumulatoren - Idealvorstellung und Realität
Die
wünschenswerten und die chemisch-physikalisch reali sierbaren
Eigenschaften eines Akkumulators werden trotz aller Forschungen nicht
zur Deckung zu bringen sein. So steht zum Beispiel die Forderung nach
einem großen Speicher volumen im Gegensatz zur möglichst kompakten Größe
eines Akkus. Aber lassen wir unserer Fantasie einmal freien Lauf. Der
„ideale“ Akkumulator soll die folgenden Attribute vereinen:
- geringes Volumen und Gewicht
- hohe Speicherdichte
- weiter Arbeitstemperaturbereich
- minimale Selbstentladung für lange Lagerzeit
- Hochstromfestigkeit
- kurze Ladezeiten
- hoher Wirkungsgrad
- freie Formgebung
- in Herstellung und Betrieb und Entsorgung keine giftigen Stoffe benötigend bzw. absondernd
- lange Lebensdauer
- Sicherheit in allen Betriebszuständen
- recycelbar
- billig in der Herstellung ...
Dieser
Wünschekanon hört sich nach der „eierlegenden Wollmilchsau“ oder der
„Quadratur des Kreises“ an. In der Realität sind die Vielzahl der
Akkumulatorentypen daher auf die bestmögliche Erfüllung eines bestimmten
Aufgabenkreises optimiert, sei es in Spielzeug, Leuchten, mobiler
Unterhaltungselektronik, Laptops, Uhren, Funktechnik, Alarmtechnik,
Notstromversorgungen, Solarstromversorgungen, Kraftfahrzeugen,
Elektrowerkzeugen oder in elektronischer Kleidung (i-wear, smart
clothes). Der Blei-Akkumulator
Im
Blei-Akkumulator finden wir alle Elemente wieder, die jeder Akkumulator
in unterschiedlicher Ausgestaltung aufweist: positive Elektrode,
Elektrolyt und negative Elektrode. Deshalb beschreiben wir sein
Wirkungsprinzip etwas eingehender. Die (vereinfachten) chemischen
Vorgänge an den Elektrodenplatten sind noch relativ einfach
nachzuvollziehen (etwas Restwissen aus dem Chemieunterricht braucht’s
aber schon!). Die in den Reaktionsgleichungen verwendeten Größen sind O
(Oxygen = Sauerstoff), H (Hydrogen = Wasserstoff), S (Sulfide =
Schwefel) und Pb (Plumbum = Blei). Der Buchstabe e steht für ein
Elektron und die hochgestellten Plus- und Minuszeichen (+, -) deuten auf
einen Mangel (+) oder einen Überschuss (-) an Elektronen hin. Wir haben
es dann mit positiv oder negativ geladenen Ionen zu tun. Der
Akkumulator wird meist ohne Elektrolytfüllung ausgeliefert. Dann besteht
die positive Elektrode aus PbO2 (Bleidioxid) und die negative Elektrode
aus porösem Blei (Pb, Bleischwamm). Nach dem Einfüllen der mit Wasser
(H2O) verdünnten Schwefelsäure (H2SO4) sind die Voraussetzungen für eine
erste Entladung gegeben. Man bezeichnet den unbefüllten Akku deshalb
auch als „trocken vorgeladen“.
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Bild
4: Dieses Bild fasst die elektrochemischen Vorgänge bei der Entladung
eines Blei-Akkumulators zusammen. Mit fortschreitender Entladung sinkt
die Dichte des Schwefelsäureelektrolyten. |
Entladung:
Werden die Elektroden des geladenen Akkumulators nun über einen
Verbraucher verbunden, setzt ein Stromfluss ein (Abbildung 4). An der
positiven Elektrode wandelt sich das Bleidioxid unter Abgabe von
Sauerstoffionen (O++) und Aufnahme von Sulfationen (SO4 --) in
Bleisulfat (PbSO4). Die aus dem Elektrolyten aufgenommenen Sulfationen
(SO4 --) lassen freie Wasserstoffionen (H+) zurück, die sich mit den
freigesetzten Sauerstoffionen (O--) zu Wasser (H2O) verbinden. Im Zuge
der Entladung verringert sich die Konzentration der wässrigen
Schwefelsäure daher beständig. Deshalb kann die Säuredichte als Maß für
den Ladungszustand dienen – 1,285 kg/l (voll) bis 1,16 kg/l (leer) – und
mit einem Aräometer (Senkwaage) geprüft werden. An der negativen
Elektrode verbindet sich das Blei (Pb) nach Abgabe von zwei Elektronen
mit dem Sulfation zu Bleisulfat (Pb++-2e+SO4 --→ PbSO4). Es wandeln sich
also sowohl das Bleidioxid (PbO2) der positiven Elektrode als auch das
Blei (Pb) der negativen Elektrode zu Bleisulfat (PbSO4). Sind beide
Elektroden gleich, ist die Spannung zwischen ihnen null und die
Entladung vollständig. Der Blei-Akku wird irreversibel beschädigt, wenn
man bei einer Säuredichte von weniger als 1,15 kg/dm3 nicht nachlädt.
Über 2,4 V Klemmenspannung sollte man die Zelle nicht aufladen, weil
sonst der Ladestrom die Zersetzung des Wassers im Elektrolyten in
Wasserstoff und Sauerstoff bewirkt (Knallgasbildung!). Man sagt, der
Akku „gast“.
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Bild 5: Bei der Ladung des Blei-Akkumulators steigt die Dichte des Schwefelsäureelektrolyten so lange an, bis er „gast“. |
Ladung:
Beim entladenen Blei-Akku bestehen beide Platten aus Bleisulfat (PbSO4)
(Abbildung 5). Im Zuge des Ladens gibt die positive Platte Sulfationen
(SO4 --) an den Elektrolyten ab und verbindet sich mit dem Sauerstoff
des Elektrolytwassers unter Freisetzung von Wasserstoffionen zu
Bleidioxid. Dabei werden zwei Elektronen zur Stromleitung frei. Im
Verlauf der Ladung steigt die Säurekonzentration wieder an. Die Vorgänge
an den Platten bei Entladung bzw. Ladung sind in den Gleichungen in
Abbildung 4 bzw. Abbildung 5 dargestellt.
Der
Blei-Akkumulator mit flüssigem Elektrolyten hat heute in der
Unterhaltungselektronik keine Bedeutung als mobile Energiequelle. Für
einen lageunabhängigen Betrieb ist der Ersatz des flüssigen Elektrolyten
„wässrige Schwefelsäure“ (H2SO4) durch ein Gelsubstitut (durch Zugabe
von Kieselsäure erstarrte Schwefelsäure) und der gasungsfreie
geschlossene Betrieb Voraussetzung. Der Blei-Gel-Akku erfüllt beide
Anforderungen. Er wurde früher in portablen Tonbandgeräten eingesetzt,
heute noch in unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) für den PC,
in leistungsstarken Handscheinwerfern und Campingleuchten. Mit der
zunehmenden Miniaturisierung der Elektronik konnte der Blei-Akku nicht
mithalten und spielt heute in portablen Geräten keine Rolle mehr. Trotz
seiner geringen Energiedichte von ca. 30 Wh/kg kann der Blei-Akkumulator
wegen seines geringen Innenwiderstandes kurzzeitig hohe Ströme liefern.
Er wird deshalb bis heute als Starterbatterie für Verbrennungsmotoren
verwendet. Der elektrische Anlassermotor zieht für wenige Sekunden
Ströme von 100 bis 1000 A, ohne dass dabei die Spannung zu tief abfallen
darf. Der Blei-Akku kann dies in einem weiten Temperaturbereich zu
günstigen Kosten leisten. Der Nickel-Cadmium-Akkumulator
Der
Nickel-Cadmium-Akkumulator (NiCd) kann auf eine über 100-jährige
Geschichte zurückblicken. Etwa ab 1890 beschäftigten sich der
amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison (1847–1931) und der
schwedische Physiker Waldemar Jungner (1869–1924) mit Akkumulatoren,
deren Elektrolyt alkalisch ist und somit nicht an der Elektrodenreaktion
teilnimmt, sondern nur die Aufgabe eines flüssigen Ionenleiters mit
gleich bleibender Konzentration erfüllt. Als negative Elektrode setzte
Edison Eisen, Jungner dagegen Cadmium ein, als positive Elektrode
wählten beide Nickel. 1899 ließ sich Jungner auf seinen
Nickel-Cadmium-Akkumulator ein Patent erteilen, 1901 wurde Edisons
Urheberschaft am Cadmium-Eisen-Akkumulator geschützt. 1947 machte ein
Verfahren von Georg Neumann (1898–1976) die Herstellung des gasdicht
verschlossenen NiCd-Akkus möglich.Wegen
seiner Robustheit und im Vergleich zum Blei-Akku hohen Energiedichte
dominierte das Nickel-Cadmium-System den Markt der Klein-Akkumulatoren
nahezu vollständig. Die großen Stückzahlen im Umlauf und ein nicht
vollständig geschlossener Recyclingkreislauf stellen heute wegen des
giftigen Schwermetallbestandteils Cadmium aber ein Umweltproblem dar.
Deshalb wird seit dem 26.9.2006 gemäß EU-Batterie-Richtlinie 2006/66/EG
das „In-Verkehr-bringen“ von „Gerätebatterien und -akkumulatoren, die
mehr als 0,002 Gewichtsprozent Cadmium enthalten, einschließlich
solcher, die in Geräte eingebaut sind“ untersagt. Die Umsetzung dieser
Richtlinie in die nationale Gesetzgebung muss bis zum 26. September 2008
erfolgen. In zylindrischer Form enthält der NiCd-Akku einen Wickel aus
gestapelten Schichten, bestehend aus der Minuselektrode (geladen:
Cadmium Cd, entladen: Cadmiumhydroxid Cd[OH2]), einer mit wässriger
Kalilauge (KOH + Wasser) getränkten Separatorfolie und der Pluselektrode
(geladen: Nickeloxidhydrat NiO[OH], entladen: 
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Bild 6: Schichtenaufbau eines NiCd-Akku-Wickels |
Nickelhydroxid
Ni[OH2]). Die Reaktionen an den Elektroden bei Ladung und Entladung
sind in Abbildung 6 angegeben. Man sieht, dass das Kalium im
Elektrolyten Kalilauge nicht an den Reaktionen beteiligt ist. Diese sind
hier stark vereinfacht dargestellt. In Wirklichkeit laufen besonders an
der positiven Elektrode zahlreiche Zwischenreaktionen ab. NiCd-Akkus
haben eine Nenn-Klemmenspannung von 1,2 V und liegen damit ca. 20 %
unter den 1,5 V herkömmlicher Primärbatterien (z. B. Alkali-Mangan).
Deshalb kann man sie nicht in allen Fällen als 1:1-Ersatz verwenden. Im
Betrieb des Akkus sind einige Randbedingungen zu beachten, um seine
volle Kapazität auch nach mehreren Lade- Entlade-Zyklen zu erhalten. Bei
einer Dauerladung mit niedrigen Strömen oder bei Nachladung bereits bei
nur teilweiser Entlee rung wird die aktive Fläche der negativen
Cadmium- Elektrode durch Kristallbildung auf der Oberfläche reduziert.
Der Akku büßt dabei einen Teil seiner Kapazität ein. Er „merkt sich“
gewissermaßen, welche Kapazität ihm abverlangt wird, und stellt sich
quasi darauf ein.
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Bild 7: Wird der Entladezyklus eines NiCd-Akkus nicht vollständig durchlaufen, verliert er an Kapazität (Memory-Effekt). |
Daher
rührt auch die Bezeichnung „Memory-Effekt“ (Abbildung 7). Abhilfe
schafft, den Akku stets so lange zu entladen, bis das betriebene Gerät
seine Funktion einstellt, dann voll laden und vom Ladegerät trennen.
Manche Ladegeräte haben auch eine Entladefunktion, mit der sie den Akku
definiert tief genug entladen, bevor der Ladevorgang einsetzt, oder
können solche Akkus in mehreren Lade-Entlade-Zyklen „refreshen“.
Problematisch sind auch der Kapazitätsverlust mit abnehmender Temperatur
und die recht hohe Selbstentladungsrate von 5 bis 10 % pro Woche. Bei
richtiger Behandlung sind 1000 Zyklen problemlos zu erreichen, ohne dass
dabei die Kapazität unvertretbar nachlässt.Der Nickel-Metallhydrid-Akkumulator

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Bild 8: Schnittbild eines NiMH-Akkus |
Nickel-Metallhydrid-Akkus
(NiMH) haben bereits weitgehend den NiCd-Akku mit seiner giftigen
negativen Cadmiumelektrode verdrängt. Wegen der Spannungsgleichheit mit
NiCd-Akkus können sie diese 1:1 ersetzen, bei doppelter Kapazität und
ohne deren Umweltproblematik. Der grundsätzliche Aufbau eines NiMH-Akkus
ist dem des NiCd-Akkus sehr ähnlich (Abbildung 8). Lediglich für die
negative Elektrode wird statt Cadmium ein Metallhydrid eingesetzt.
Metallhydride sind Verbindungen zwischen Wasserstoff und einem Metall
oder einem Metallgemisch (Legierung) mit erstaunlichen Eigenschaften. Im
Zusammenhang mit der Entdeckung von Nickel-Eisen- (NiFe),
Magnesium-Nickel- (MgNi) und Lanthan-Nickel-Legierungen (LaNi5) vor ca.
25 Jahren fiel deren enormes Speichervermögen für Wasserstoff auf.
Geeignete Legierungen sind in der Lage, bis zum 1000fachen ihres
Volumens an Wasserstoff in ihrem Kristallgitter reversibel einzulagern.
Damit übersteigt der volumetrische Anteil an Wasserstoff in einem
Metallhydrid sogar den Wert von verflüssigtem Wasserstoff. Der NiMH-Akku
macht Gebrauch von der elektrochemischen Umkehrbarkeit des
Einlagerungsvorgangs im Material der negativen Elektrode. Die positive
Elektrode besteht aus einer Nickeloxid-Verbindung und der
Ladungsaustausch zwischen den Elektroden findet über einen wässrigen
Elektrolyten statt.Die
Reaktionen an den Elektroden und in Gesamtheit gibt Gleichung 1 wieder.
In Gleichung 1 ist M die Wasserstoff speichernde Metallverbindung und
Hab der absorbierte Wasserstoff. MHab ist also nicht als chemische
Formel zu verstehen, sondern als Anschrieb für ein Mischmetall M mit
absorbiertem Wasserstoff Hab. An der Gesamtreaktion ist das
Wirkungsprinzip des NiMHAkkus zu erkennen: Der Wasserstoff bewegt sich
beim Laden von der positiven zur negativen Elektrode und umgekehrt beim
Entladen, ohne dass der Elektrolyt (verdünnte Kalilauge KOH) einen
Anteil an der Reaktion hätte. Er wird weder in seiner Konzentration noch
in der Zusammensetzung verändert, sondern dient ausschließlich als
Transportmedium für die negativen Hydroxid-Ionen (OH-). Das erleichtert
die Herstellung gasdichter Zellen. Im unbelasteten Zustand stellt sich
zwischen den Elektroden eine Leerlaufspannung von ca. 1,3 V ein. Den
Vorstellungen vom Ideal kommen der Eneloop-Akku (Hersteller Sanyo) und
Folgeprodukte anderer Hersteller ein gutes Stück näher. Sie weisen eine
stark verringerte Selbstentladung (Low Self Discharge: LSD-NiMH) von
typ. 10 % im Jahr auf. Deshalb werden sie vorgeladen ausgeliefert und
können meist sofort eingesetzt werden. Möglich wurde dies durch eine
Superkristall-Legierung (Superlattice Alloy) als Material für die
negative Elektrode und eine modifizierte positive Elektrode. Den
Nachteil einer etwas geringeren Kapazität gleicht die flachere
Entladekurve aus. Für Foto- und Filmkameras, die ja stets einsatzbereit
sein sollen, sind LSD-NiMH-Akkus deshalb eine gute Wahl. Im zweiten Teil
dieses Artikels werden weitere Speicher für elektrische Energie wie
Li-Ionen-, Li-(Ionen-)Polymer- und RAM-Akkus, Super-Caps,
Brennstoffzellen usw. beleuchtet, die Systeme aus der Sicht der
Anwendungen genauer unter die Lupe genommen und die Besonderheiten der
Ladeverfahren beschrieben. Fachbeitrag online und als PDF-Download herunterladen
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- Akkumulatoren - wiederaufladbare Speicher für elektrische Energie Teil 1/3
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