Lötkolbentemperatur-Messgerät LTT 1
Aus ELVjournal
03/2008
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Technische Daten
Versorgungsspannung | 9-V-Batterie (6LR61) |
Stromaufnahme | 60 μA |
Anzeigebereich | Umgebungstemperatur –10 °C bis 40 °C, |
| Lötkolbentemperatur 100 °C bis 550 °C |
Abmessungen (B x H x T) | 84 x 68 x 46 mm |
Die
Einhaltung einer exakten Lötspitzen-Temperatur ist beim Verarbeiten
empfindlicher Bauteile ein Muss, will man keine Verluste und Misserfolge
riskieren. Aber nicht immer steht eine Lötstation mit exakter
Lötspitzen-Temperaturanzeige zur Verfügung. Dieses kleine,
batteriebetriebene Messgerät basiert auf einem interessanten
Sensorkonzept und zeigt die reale Lötspitzen-Temperatur exakt an.Genau gemessen
Das
heutige bleifreie Löten basiert u. a. auf einer systembedingt erhöhten
Löttemperatur, um die beteiligten Materialien elektrisch und mechanisch
mit einer exakten Lötstelle zu verbinden. Gerade hier zeigt sich bei
empfindlicheren Bauteilen eine Tücke – sie sind bei Einsatz der vollen
Löttemperatur thermisch überfordert. Eine auf einen bestimmten Lötkolben
abgestimmte Lötstation mit exakter Messung der Lötspitzen- Temperatur
steht aber nicht jedem zur Verfügung und wird auch nicht immer gebraucht
– denn meist genügt das „grobe” Voreinstellen der Temperatur an der
Lötstation. Das grenzt aber bei einfachen Lötstationen unter Einsatz von
Lötkolben ohne interne Temperaturerfassung an Kaffeesatz-Leserei, so
entstand die Idee, einen Temperatur-Anzeiger zu entwickeln, der auch
nicht wesentlich beim Löten aufhält, einfach handhabbar und zudem
preiswert sein sollte. Heraus kam dieses Gerät mit zwei
Anzeigefunktionen: Im Normalbetrieb wird, über einen normalen Sensor auf
der Platine erfasst, die Umgebungstemperatur angezeigt. Sobald man mit
dem Lötkolben den dafür vorgesehenen Sensor berührt, wird dies vom
Mikrocontroller erkannt (ab 80 °C), und die Temperaturanzeige schaltet
automatisch auf Lötkolbentemperatur-Anzeige um. Der
Lötkolbentemperaturmodus wird durch die zusätzliche Bargraph-Anzeige
angezeigt. Als Temperatursensor kommt ein in dieser Anwendung recht
origineller Hochtemperatursensor, ein NiCr-Ni-Thermoelement, zum
Einsatz. Mit ihm lassen sich theoretisch Temperaturen im Bereich von –40
°C bis +1000 °C messen. Der mechanische Aufbau ist speziell für eine
3-Punkt-Befestigung ausgelegt. Somit ist eine einfache Montage, z. B.
auf einer Platine, möglich. Der Sensor ist für die Lötspitze einfach
zugänglich, erfordert kein zeitraubendes (und verletzungsgefährdetes)
Anlegen eines Sensors o. Ä. und stellt in seinem konstruktiven Aufbau
eine originelle Praxislösung dar.Grundlagen der Thermoelemente

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Bild 1: Die diskutierten Einsatzvarianten eines Thermoelements |
Mit
einem Thermoelement lassen sich relativ hohe Temperaturen (bis 1500 °C)
messen, je nach Bauart und Mater ial. Bei diesen Sensoren wird der
sogenannte Seebeck-Effekt genutzt (benannt nach dem Entdecker: Thomas
Johann Seebeck, 1770–1831, Entdeckung des thermoelektrischen Effekts:
1821). Das Prinzip des thermoelektrischen Effekts: Weist ein
elektrischer Leiter an unterschiedlichen Stellen Temperaturdifferenzen
auf, entsteht an den Enden bzw. an zwei verschiedenen Messstellen auf
dieser Leitung eine Spannung (Thermospannung). Diese Spannung entsteht
durch Thermodiffusion. Jedes leitfähige Material besitzt einen
unterschiedlichen Seebeck-Koeffizienten (V/K). Um die Spannung in der
Praxis messen zu können, verwendet man zwei verschiedene Leiter mit
unterschiedlichen Koeffizienten. In unserem Beispiel besteht der eine
Leiter aus einer Nickel-Chrom-Legierung (NiCr) und der andere Leiter aus
Nickel (Ni). Abbildung 1a zeigt solch eine Grundschaltung. Die Spannung
wird an den kalten Enden des Leiters (Vergleichsstelle) gemessen. Die
gemessene Spannung ist die Differenz zwischen der Messstelle (Fühler)
und der Vergleichsstelle. In der Regel wird davon ausgegangen, dass die
Vergleichsstelle eine Tem peratur von 20 °C (Zimmertemperatur) aufweist.
Ist die Temperatur höher als an der Vergleichsstelle, ist die Spannung
positiv. Im umgekehrten Fall – die Messstelle ist kälter als die
Vergleichsstelle – ist die Spannung negativ. Bei einem NiCr-Ni- Sensor
liegt die Spannung (V/K-Konstante) bei 40,6 μV/K. Ist die Temperatur
(Raumtemperatur) an der Vergleichsstelle unterschiedlich, muss eine
Vergleichsstellenkorrektur vorgenommen werden. Dies kann z. B. durch
einen zweiten Sensor erfolgen, der an der Messstelle (Übergang
Fühlerkabel – Gerät) eingefügt wird. Dieser Sensor muss aus dem gleichen
Material bestehen wie der Messfühler. Dieses Schaltungsprinzip ist in
Abbildung 1b dargestellt. Die gemessene Spannung entspricht der
Temperaturdifferenz der beiden Messstellen. Eine weitere Möglichkeit ist
die elektronische Vergleichsstellenkorrektur (siehe Abbildung 1c). Hier
wird mit einem beliebigen Temperatursensor, der sich an der
Vergleichsstelle oder in deren Nähe befindet, die Raumtemperatur an der
Vergleichsstelle gemessen. In Abbildung 1c ist dies durch einen
NTC-Sensor angedeutet. Mit einem nachgeschalteten Mikrocontroller (mit
A/D-Wandler) kann nun die Thermospannung und die Raumtemperatur
(Vergleichsstelle) gemessen werden. Anhand dieser beiden Daten kann der
Controller die Fühlertemperatur relativ genau errechnen und auf eine
entsprechende Anzeige (z. B. LC-Display) ausgeben. Genau auf diesem
Prinzip basiert die Schaltung des Lötkolbentemperatur-Messgerätes.Schaltung

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Bild 2: Schaltbild des Lötkolbentemperatur-Messgerätes |
In
Abbildung 2 ist das Schaltbild des Lötkolbentemperatur- Messgerätes
dargestellt. Die Ansteuerung des LC-Displays und die Messwerterfassung
übernimmt der hochintegrierte Mikrocontroller IC 1 vom Typ ATmega169V.
Durch die sehr niedrige Stromaufnahme kann der Controller und somit auch
die Schaltung immer eingeschaltet bleiben, weshalb auch ein
Ein/Aus-Schalter fehlt. Im Normalbetrieb wird, wie schon erwähnt, die
Raum- bzw. Umgebungstemperatur angezeigt. Der Temperaturaufnehmer
hierfür ist TS 1, vom Typ AT103. Dieser Sensor, auch Thermistor (NTC)
genannt, weist einen negativen Temperatur-Koeffizienten auf, d. h. bei
steigender Temperatur sinkt der Widerstandswert. Bei einer Temperatur
von z. B. 25 °C nimmt der NTC einen Widerstandswert von genau 10 kΩ an.
Ein wesentlicher Vorteil dieses Sensors ist der, dass für alle
Temperaturen die Widerstandswerte des Sensors genau bekannt sind
(hierfür existiert für diesen Sensortyp ein genaues Datenblatt).
Hierdurch ist, bei entsprechender Beschaltung, eine Temperaturmessung
ohne aufwändigen Abgleich möglich. Damit der Mikrocontroller den
Widerstandswert des Sensors ermitteln kann, ist ein zweiter Widerstand
in Reihe geschaltet (R 8), wodurch sich ein Spannungsteiler ergibt.
Dieser Spannungsteiler wird von Pin 61 des Controllers mit UB (4,4 V)
versorgt. Über den A/D-Wandler-Eingang ADC 1 (Pin 60) wird nun die
Spannung über TS 1 gemessen. Anhand dieser Spannung und der bekannten
Größen kann der Controller nun den Widerstandswert und somit die
Temperatur errechnen. Um Batterie-Kapazität zu sparen, findet diese
Messung nur einmal in der Sekunde statt, weshalb dieser Spannungsteiler
nicht direkt an UB liegt, sondern vom Controller geschaltet wird. Aus
dem gleichen Grund wird der Messverstärker (IC 2) für das Thermoelement
ebenfalls nur für die Dauer der Messung aktiviert. Dies erfolgt mit dem
durch den Controller angesteuerten Schalttransistor T 1. Die Spannung
+UB ist somit nur für den Zeitraum der Messung präsent.Das
Thermoelement wird über die beiden Lötstifte ST 1 und ST 2 mit der
Schaltung kontaktiert. Der Chip-Ferrit L 1 und der Kondensator C 2
unterdrücken hochfrequente Störsignale. Der nachfolgende
nichtinvertierende Operationsverstärker IC 2 hat einen
Spannungsverstärkungsfaktor von 121, der von den beiden Widerständen R 6
und R 7 bestimmt wird. Durch die sehr guten technischen Daten dieses
Präzisions-Operationsverstärkers vom Typ LMV2011 (niedriger Offset usw.)
ist ein Abgleich dieser Stufe nicht notwendig. Die verstärkte
Analogspannung gelangt zur Messung auf den A/D-Wandler- Eingang ADC 4
(Pin 57) von IC 1. Damit IC 1 seinen internen A/D-Wandler abgleichen
bzw. den Skalenfaktor ermitteln kann, wird an Pin 59 eine externe, von
der „Z-Diode” D 1 stabilisierte Referenzspannung von 2,5 V zugeführt. D 1
ist in Wirklichkeit ein elektronischer Schaltkreis, dessen Funktion
einer Z-Diode ähnelt, nur eben mit besseren technischen Eigenschaften.
Da die Schaltung eine Spannung von 4,4 V benötigt, erfolgt die
Spannungsversorgung mittels einer 9-V-Batterie mit nachgeschaltetem
Spannungsregler (IC 3). Dieser Spannungsregler IC 3 (HT7144) ist durch
seinen geringen Eigenstrombedarf speziell für batteriebetriebene
Schaltungen ausgelegt. Zur „LOW-Bat.“-Erkennung wird die
Batteriespannung (9 V) mit dem Spannungsteiler R 2 und R 9
heruntergeteilt und auf den A/D-Wandler-Eingang ADC 3 (Pin 58) gegeben.
Der „Fußpunkt“ dieses Spannungsteilers liegt nicht, wie erwartet, an
Masse, sondern wird vom Controller intern nur während der Messphase an
Masse geschaltet. Hierdurch spart man wiederum wertvolle
Batterie-Kapazität. Unterhalb einer Batteriespannung von 6 V erscheint
das „BAT“-Symbol im Display. Unterhalb dieser Spannung ist eine
einwandfreie Funktion der Schaltung nicht mehr gewährleistet, und die
Batterie sollte gewechselt werden. Nachbau

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Bild 3: Montage des Displays |
Der
Nachbau gestaltet sich recht einfach, da die Platine bereits mit
SMD-Bauteilen bestückt geliefert wird, so dass nur die mechanischen bzw.
bedrahteten Bauteile zu bestücken sind. Somit umgeht man eventuelle
Handling- und Bestückungsprobleme auf der Platine. Hier ist lediglich
eine abschließende Kontrolle der bestückten Platine auf
Bestückungsfehler, eventuelle Lötzinnbrücken, vergessene Lötstellen usw.
notwendig. Zuerst sollten der Quarz Q 1 und der Temperatursensor TS 1
bestückt und verlötet werden. Überstehende Anschlussenden von TS 1 sind
mit einem Seitenschneider abzuschneiden. Kommen wir nun zur Montage des
Displays, welches fast alle SMD-Bauteile überdeckt. Es ist so in den
Klarsicht-Halterahmen zu legen, dass die kleine Glasverschweißung an der
linken Displayseite in die zugehörige Aussparung des Rahmens ragt
(siehe Abbildung 3).
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Bild 4: Die mit dem Seitenschneider eingeschnittenen Lötstifte halten den Sensor sicher fest. |

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Bild 5: So wird der Sensor zusammen mit der Zugfeder in die Lötstifte eingehängt. |
Dann
ist der Befestigungsrahmen von der rechten Seite aufzuschieben und mit
zwei Leitgummistreifen zu bestücken. Die Montage der zusammengebauten
Displayeinheit auf der Platine erfolgt durch vorsichtiges und
gleichmäßiges Verschrauben (über Kreuz verschrauben) mit sechs Schrauben
2,0 x 5 mm. Für die Befestigung des Sensors sind 3 Lötstifte mit Lötöse
zu bestücken. Diese Lötstifte erhalten, wie in Abbildung 4 dargestellt,
eine seitliche Einkerbung zur Aufnahme der Sensordrähte bzw. der
Zugfeder. Diese Einkerbungen lassen sich einfach mit einem
Seitenschneider vornehmen. Nachdem die Lötstifte auf der
Platinenunterseite verlötet sind, wird der Sensor mit der Zugfeder in
Lötstifte eingehängt (siehe Abbildung 5). Hierbei ist auf die richtige
Zuordnung der Farben (Rot und Blau) an den Anschlussdrähten zu achten.
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Bild 6: Die Kunststoffplatte für den Batteriehalter (oben) |
Hierbei
ist auf die richtige Zuordnung der Farben (Rot und Blau) an den
Anschlussdrähten zu achten. Der Batteriehalter befindet sich auf der
Rückseite der Platine und wird mit einem Kunststoffhalter befestigt
(siehe Abbildung 6). Zuerst verschraubt man den Batteriehalter mit vier
Schrauben 2,2 x 6,5 mm auf dieser Kunststoffplatte. Anschließend biegt
man die beiden Anschlüsse der Batterie kontakte rechtwinklig um, bis
diese bündig mit der Kunststoffplatte abschließen. Es verbleibt eine
Fläche von ca. 2 mm Breite, die zum Anlöten auf der Platine dient. Nun
wird diese Einheit auf die Rückseite der Platine gelegt und von vorn mit
zwei Schrauben 2,5 x 6 mm befestigt. Nun können auch die beiden
Batteriekontakte verlötet werden.
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Bild 7: Das fertig montierte Gerät von der Rückseite gesehen |
Zum
Schluss sind die beiden seitlichen Platinen, die zur Standfestigkeit
der Einheit notwendig sind, mit der Hauptplatine zu verlöten. Nach dem
Einsetzen der 9-V-Batterie ist die Schaltung einsatzbereit, Abbildung 7
zeigt das fertig montierte Gerät mit eingesetzter Batterie.
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Ansicht der fertig bestückten Platine des LTT 1 mit zugehörigem Bestückungsplan |
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