Akkumulatoren - wiederaufladbare Speicher für elektrische Energie Teil 2/3

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Aus ELVjournal 04/2008     0 Kommentare
 Akkumulatoren - wiederaufladbare Speicher für elektrische Energie Teil 2/3

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Nach dem historischen Exkurs geht es weiter mit der Beschreibung elektrischer Energiespeicher: vom Lithium-Ionen-Akku bis zum Super-Cap.

Der Li-Ionen-Akkumulator

Einen weiteren Sprung in Bezug auf die Energiedichte (Energieinhalt pro Raumeinheit: volumetrische Energiedichte, Energieinhalt pro Masseneinheit: gravimetrische Volumendichte) ermöglicht die Technologie von Akkumulatoren auf der Grundlage von Lithium-Elektroden. Dem stehen aber auch eine Reihe von Nachteilen gegenüber, insbesondere die Empfindlichkeit gegen ungeeignete Lade- und Entladevorgänge und ein starker Leistungsrückgang bei niedrigen Temperaturen. Lithium ist das leichteste alkalische Metall mit einer Dichte von 0,53 g/cm³ und in reiner Form äußerst reaktionsfreudig. Zugleich hat es das größte Standardpotential (-3,05 V) unter den Metallen auf der elektrochemischen Spannungsreihe, was bei den heute gebräuchlichen Bauformen und Elektrodenmaterialpaarungen zu einer typischen Zellenspannung von 3,2 V führt. Wegen des geringen Gewichts und der hohen Energiedichte von über 100 Wh/kg wird dieser Akku-Typ zunehmend bei mobilen Anwendungen eingesetzt.
Der grundsätzliche Aufbau eines Li-Ionen-Akkus gleicht dem des NiCd- und NiMH-Akkus. Ein Schichtenstapel aus durch Separatorfolien getrennten Dünnschichtelektroden wird zu einem Zylinder aufgerollt. Die Elektroden bestehen aus Verbundmaterialien. Für die negative Elektrode sind dies Graphitverbindungen (enthalten Kohlenstoff, C), für die positive Lithiumverbindungen (enthalten Lithium, Li, z. B. LiMO2). Das Wirkungsprinzip beruht auf der reversiblen Einlagerung von positiven Lithiumionen (Li+) in die Elektroden (Insertionselektroden, Intercalationselektroden), die ihre Gitterstruktur als Wirt zur Verfügung stellen (Wirtsgitter).
Bild 10: Beim Entladen „schwingen“ die Ionen zur positiven Elektrode zurück (Swing-Akku).
Bild 10: Beim Entladen „schwingen“ die Ionen zur positiven Elektrode zurück (Swing-Akku).
Bild 9: Beim Laden eines Li-Ionen-Akkus werden positive Lithiumionen im Wirtsgitter der negativen Elektrode eingelagert.
Bild 9: Beim Laden eines Li-Ionen-Akkus werden positive Lithiumionen im Wirtsgitter der negativen Elektrode eingelagert.
Beim Laden (Abbildung 9) und Entladen (Abbildung 10) werden die Ionen zwischen den Elektroden ausgetauscht. Sie „schwingen“ gewissermaßen zwischen den Elektroden hin und her, was die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung „Swing-Akkumulator“ begründet. Die Aufnahme und Abgabe der Li+-Ionen sind mit Volumenveränderungen (ca. 9 %) der Wirtselektroden verbunden, jedoch nicht mit chemischen Reaktionen im Elektrolyten. Dieser besteht meist aus einem organischen Lösungsmittel (1:1-Mischung EC/DMC [Ethylencarbonat/Dimethylcarbonat]) mit einem Leitsalz (z. B. LiPF6 [Lithiumhexafluorophosphat]).

Die Reaktionen an den Elektroden und in Gesamtheit bei Ladung und Entladung zeigt Gleichung (2). Bei allen Reaktionen gemäß Gleichung (2) tritt Lithium nur in Verbindungen auf und niemals metallisch rein (atomar). Das muss auch unbedingt vermieden werden, weil sonst durch Gasbildung im Elektrolyten und Überhitzung Explosionen und Brände auftreten können. Bei leistungsstarken Akkumulatoren wird deshalb jede einzelne Zelle gegen Überspannung und -temperatur gesichert. Dass dies selbst renommierten Herstellern nicht immer vollständig gelingt, beweisen die vielen Rückrufaktionen bei Handy-, Laptop- und Kamera-Lithium- Ionen-Akkus im Lauf der letzten Jahre.
Ganz aktuelle Entwicklungen an der amerikanischen Stanford- Universität stellen eine Verzehnfachung der Kapazität von Lithium- Ionen-Akkumulatoren in Aussicht. Weil die Menge an Lithium, die im Kohlenstoff-Wirtsgitter eingelagert werden kann, die Kapazität des Akkus begrenzt, hat man nach Stoffen gesucht, die ein höheres Absorptionsvermögen aufweisen. Dies leistet z. B. Silizium, aber mit dem Nachteil einer größeren Volumenänderung, die zu Brüchen und damit zur Degradation und letztlich Zerstörung der negativen Elektrode führt. Das Team um Prof. Yi Cui hat nun Nanodrähte aus Silizium eingesetzt, die bei der Aufnahme von Lithium nicht brechen. In einem Mitte Dezember 2007 online publizierten Aufsatz in „Nature Nanotechnology“ mit dem Titel „High-performance lithium battery anodes using silicon nanowires“ sehen die Forscher große Anwendungsfelder im Bereich elektrisch angetriebener Fahrzeuge, mobiler Geräte wie Laptops und Unterhaltungselektronik sowie autarken Solarstromsystemen. Wegen der ausgereiften Technik, die hinter der Herstellung von Silizium-Nanodrähten steht, sind die Entwickler optimistisch, dass die Technologie bald in ein Vermarktungsstadium eintreten wird.

Der Lithium-(ionen-)Polymer-Akkumulator

Im Gegensatz zu Lithium-Ionen-Akkus ist der Elektrolyt eines Lithium-(Ionen-)Polymer-Akkus (LiPo) nicht flüssig, sondern als Folie oder Gel ausgebildet. Seine Energiedichten liegen über denen von Lithium-Ionen-Akkus. 200 Wh/kg sind heute erreichbar. Leider ist die Ionendurchlässigkeit trockener Folien- Elektrolyten erst über 60 °C akzeptabel, mit Gelelektrolyten schon bei Raumtemperatur (20 °C). In Bezug auf Spitzenströme sowohl bei Entladung als auch Ladung hinkt dieser Akku-Typ seinen Wettbewerbern (noch) etwas hinterher. Meistens sind Ströme in der Größenordnung von 1C (Zahlenwert der mAh-Kapazität x mA, ein 1800-mAh- Akku darf also mit höchstens 1800 mA ge- bzw. entladen werden) die zulässige Obergrenze.
Bild 11: Typischer planarer Schichtenaufbau eines LiPo-Akkus
Bild 11: Typischer planarer Schichtenaufbau eines LiPo-Akkus
Allerdings lassen sich Lithium- Polymer-Akkumulatoren in nahezu beliebigen, insbesondere extrem flachen Gehäuseformaten (<1 mm) unterbringen. Das macht diesen Akku-Typ im Zeichen immer kleinerer, leichterer und flacherer Mobilgeräte äußerst attraktiv. Abbildung 11 zeigt den typischen Schichtenaufbau einer flachen Akkuzelle.

Energiedichten im Vergleich

Der ideale Akkumulator soll möglichst viel Energie pro Volumeneinheit speichern und dabei möglichst leicht sein. Mit anderen Worten: In einem Diagramm, welches in der Senkrechten die volumetrische Energiedichte in Wattstunden/ Liter (Wh/l) und in der Waagrechten die gravimetrische Energiedichte in Wattstunden/Kilogramm (Wh/kg) darstellt, sind Akkumulatorensysteme, die einen möglichst großen Abstand zu beiden Achsen haben, wünschenswert.
Bild 12: Für die Akkus der Zukunft wird man das Diagramm nach rechts oben erweitern müssen, denn dort sind die Technologien angesiedelt, die kleine, leichte und energiereiche Akkus ermöglichen.
Bild 12: Für die Akkus der Zukunft wird man das Diagramm nach rechts oben erweitern müssen, denn dort sind die Technologien angesiedelt, die kleine, leichte und energiereiche Akkus ermöglichen.
Wie man Abbildung 12 entnehmen kann, ist in dieser Hinsicht der Lithium- Ionen-Polymer-Akkumulator am weitesten entwickelt. Er ist klein und leicht und kann viel Energie speichern. Natürlich gibt es weitere Eigenschaften, welche in der Gesamtbewertung einer Akku-Technologie eine Rolle spielen: Unbedenklichkeit der eingesetzten Materialien, Produktionskosten, hohe Zyklenfestigkeit, niedriger Innenwiderstand, Schnellladefähigkeit, Komplexität der Ladetechnologie, hoher Wirkungsgrad, geringe Temperaturabhängigkeit usw. In dieser Hinsicht wird die Verbundforschung von Elektrochemie, Materialwissenschaften, Grenzflächenphysik und Elektrotechnik im Lauf der kommenden Jahre die Grenzen deutlich herausschieben. Insbesondere die Nanotechnologie gibt Anlass zu großen Erwartungen.

Exotischer Zwitter: RAM-Akku

Wiederaufladbare Alkali-Mangan-Zellen weisen Eigenschaften von Primärzellen (Batterie) und Sekundärzellen (Akkumulator) auf. Sie sind unter der Bezeichnung RAM-Akkus (Rechargeable Alkaline Manganese) im Handel und können als Alternative zu Primärbatterien eingesetzt werden. In ihren Eigenschaften unterscheidet sich die RAM-Zelle von einem herkömmlichen Akku, z. B. einem Nickel-Metall- Hyd rid-Akku. Vorteilhaft ist die Klemmenspannung von 1,5 V anstelle von typ. 1,2 V bei NiMH-Akkus und die geringe Selbstentladungsrate von weniger als 0,5 %/Monat. Negativ zu werten ist die relativ geringe Anzahl von Ladezyklen (typ. 25, max. 100) und eine mit jedem Ladezyklus abnehmende Kapazität. Die Zellspannung sollte nicht unter 1,2 V abfallen, weil sich sonst die Lebensdauer verkürzt.
Für hohe Lastströme ist der RAM-Akku nicht geeignet. Versucht man, ihm diese abzufordern, kann er dabei Schaden nehmen. Mit herkömmlichen Ladegeräten können RAM-Zellen nicht geladen werden (der „Lade“-Vorgang müsste eigentlich „Regeneration“ heißen). Zum Laden einer RAMZelle mit Konstantstrom muss dieser regelmäßig unterbrochen werden, um die Zellenspannung im Leerlauf zu messen. Übersteigt das Messergebnis 1,73 V, wird mit der Ladung so lange ausgesetzt, bis die Zellenspannung wieder auf 1,69 V abgefallen ist. Übrigens kann man alle Alkali-Batterien mehrmals (je nach Anwendung 3- bis 10-mal) regenerieren. Auch mit einem geeigneten „Ladegerät“ nimmt dabei aber die Gefahr des Undichtwerdens oder Auslaufens zu, ein Explodieren ist nicht möglich. Im einfachsten Fall kann ein NiCD-NiMH-Langsamlader (>14 h) verwendet und die Regeneration nach 6 bis 12 Stunden abgebrochen werden (http://www2.ife.ee.ethz. ch/~zinniker/batak/alkali_regenerieren/index.html).

Doppelschicht-Kondensatoren (DLC)

Schon seit dem Physikunterricht wissen wir, dass in einem Kondensator elektrische Energie gespeichert werden kann. Für das elektrostatische Speichervolumen spielt die Kapazität des Kondensators und damit die Fläche A der leitfähigen Kondensatorflächen, ihr Abstand d und die relative Dielektrizitätskonstante εr des isolierenden Materials zwischen den Kondensatorflächen eine Rolle.
Bild 13: Prinzipdarstellung eines Kondensators
Bild 13: Prinzipdarstellung eines Kondensators

In Gleichung (3) und Abbildung 13 werden die Zusammenhänge verdeutlicht. Es ist also ganz offensichtlich, wo man ansetzen muss, um Kondensatoren mit großer Kapazität (Superkondensatoren) herzustellen – an der Fläche (möglichst groß) und am Abstand (möglichst klein). Bei den sogenannten Doppelschicht- Kondensatoren (auch DLC: Double Layer Capacitor, Super- Cap, GoldCap … genannt) schafft die Elektrochemie an der Grenzfläche zwischen flüssigem Elektrolyten und festen metallischen Elektroden beides. Ein isolierendes Dielektrikum ist also nicht erforderlich.
Bild 14: An der Grenzfl äche zwischen Elektrolyt und Elektrode bildet sich eine Helmholtz’sche Doppelschicht als äußerst dünnes Dieelektrikum.
Bild 14: An der Grenzfl äche zwischen Elektrolyt und Elektrode bildet sich eine Helmholtz’sche Doppelschicht als äußerst dünnes Dieelektrikum.
Der Physiker Hermann von Helmholtz (1821–1894) hatte bereits 1853 festgestellt, dass an der Phasengrenze zwischen fest und flüssig eine Ladungstrennung mit Isolierwirkung auftritt (Abbildung 14, Quelle: M. Waidas, Siemens AG). Dieser Bereich wurde von Helmholtz als Doppelschicht bezeichnet und gibt den Doppelschicht-Kondensatoren ihren Namen. Aus den atomaren Dimensionen der Schichtdicke (typ. 1 nm) folgen gemäß Gleichung (3) sehr große Kapazitäten. Durch die Verwendung von Aktivkohle mit ihrer enorm hohen aktiven Oberfläche von bis zu 3000 m²/g als Elektrodenmaterial kann die Kapazität nochmals drastisch gesteigert werden. Bauformen, die bei herkömmlichen Elektrolyt-Kondensatoren Kapazitäten von typ. 100 μF ermöglich, lassen bei Doppelschicht- Kondensatoren ohne weiteres 10 F (!) zu, also das 100.000fache.
Bild 15: Der Schichtenstapel eines DLC wird aufgewickelt.
Bild 15: Der Schichtenstapel eines DLC wird aufgewickelt.
In der Praxis wird ein DLC als aufgewickelter Sandwich aus Aluminiumfolie, Aktivkohle, Separatorschicht mit Elektrolyt, Aktivkohle und Aluminiumfolie ausgeführt (Abbildung 15). Mit organischen Elektrolyten sind Kondensatorspannungen bis knapp 2,8 V möglich.


Damit ergibt sich ein möglicher Energieinhalt gemäß Gleichung (4). Ein konstanter Strom I kann dem DLC während einer Zeit t gemäß Gleichung (5) entnommen werden. Moderne Entwicklungen zeigen, dass durch den Einsatz von Kohlenstoff-Nanoröhrchen (CNT: Carbon Nanotube) die Energiedichte von DLCs auf 100 Wh/kg gesteigert werden kann und damit bereits an die von Li-Ionen-Zellen mit typ. 120 Wh/kg heranreichen würde (http://lees-web.mit.edu/ lees/ultracapacitors.htm).

Vorteile des DLC

Der DLC hat einige herausragende Vorteile gegenüber herkömmlichen Primär- und Sekundärzellen. Wegen des kleinen Innenwiderstandes kann er sehr schnell (<1 Sek.) mit hohen Strömen ge- und entladen werden und das bei einer enorm hohen Zyklenanzahl (bis zu einer Million Zyklen!). Die daraus resultierende hohe Leistungsdichte eröffnet viele Anwendungen mit hohem Marktpotential.
Bild 16: Diverse Bauformen von Super-Kondensatoren (Quelle: Maxwell)
Bild 16: Diverse Bauformen von Super-Kondensatoren (Quelle: Maxwell)
Abbildung 16 zeigt einige DLC-Bauformen. Ein interessantes Einsatzfeld liegt in emissionsarmen Fahrzeugen bei der Rückgewinnung und kurzfristigen Speicherung der Bremsenergie bis zum nächsten Beschleunigungsvorgang. Die Robustheit und ein weiter Betriebstemperaturbereich (-30 °C bis +70 °C) erleichtern die Integration in das Antriebssystem. Allgemein darf man annehmen, dass der DLC in hybriden Systemen, z. B. in Kombination von Batterie oder Brennstoffzelle mit Doppelschicht-Kondensator, eine glänzende Zukunft hat. Aus der Kombination eines Energiespeichers mit hoher Leistungsdichte (DLC) mit einem Energiespeicher mit hoher Energiedichte (Akku, Brennstoffzelle) ergibt sich eine längere Akku lebensdauer, ein geringerer Bedarf an Akku-Kapazität (Gewichtseinsparung) und bei Bedarf dank des DLCs eine schnellere Energierückgewinnung.
Bild 17: Klar erkennbar ist der Vorteil des DLCs gegenüber Primär- und Sekundärelementen in Bezug auf die Leistungsdichte und damit das Hochstromverhalten.
Bild 17: Klar erkennbar ist der Vorteil des DLCs gegenüber Primär- und Sekundärelementen in Bezug auf die Leistungsdichte und damit das Hochstromverhalten.
Abbildung 17 zeigt die Überlegenheit des Doppelschicht-Kondensators gegen über Primär- und Sekundärelementen im Hinblick auf die Leistungsdichte (Quelle: M. Waidas, Siemens AG). Für die Umwelt ist besonders erfreulich: Es werden keinerlei Schwermetalle oder andere umweltkritische Materialien eingesetzt. Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit der Brennstoffzelle.

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