Die Reifen-Funker - Funk-Luftdruck-Überwachung
Aus ELVjournal
04/2008
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Der
richtige Luftdruck im Reifen ist überlebenswichtig für Reifen und
Fahrer. Da diese „Kleinigkeit“ von vielen Fahrern gern vergessen wird,
rücken elektronische Luftdruck-Überwachungssysteme zunehmend in den
Mittelpunkt als nützliches Fahrerassistenzsystem. Wir stellen ein neues,
für jeden selbst montierbares Funk-Luftdruck-Überwachungssystem vor,
das jederzeit den Überblick über Luftdruck und Temperatur im Reifen
gibt.Wenn Reifen reden könnten...
…
würden sie mit den meisten ihrer Besitzer schimpfen ob deren
Nachlässigkeit gegenüber einem der lebenswichtigsten Teile unserer
Autos. Nach einer Studie kümmern sich drei Viertel der Fahrzeugbesitzer
nie oder höchstens einmal im Jahr um den Luftdruck in ihren Reifen,
hingegen werden die Leichtmetallfelgen durchschnittlich alle vier Wochen
auf Hochglanz gebracht. Nur die allerwenigsten wissen, mit welchem
Luftdruck sie fahren müssen – gut, dafür gibt’s die praktischen Tabellen
in den Türen und Tankklappen. Zwar sind Reifen heute sehr robuste
Hightech-Produkte, dennoch können sie Misshandlungen jederzeit, meist
zum ungünstigsten Zeitpunkt, mit bösen Ausfallerscheinungen quittieren,
die ihren nachlässigen Besitzer mitunter das Leben kosten. Reifen sind
auf die Einhaltung bestimmter Betriebsbedingungen hin konstruiert, die
wichtigste ist der richtige Luftdruck entsprechend der aktuellen Last.
Zu niedriger Luftdruck erhöht den Verschleiß stark, führt zu instabilen
Fahreigenschaften (Überund Untersteuern), im Extremfall durch die starke
Walkarbeit der Flanken zu Überhitzung und schließlich zum Platzen des
Reifens. Und natürlich steigt auch der Kraftstoffverbrauch durch den
erhöhten Rollwiderstand an, ein gerade heute nicht unwichtiges Argument,
mit dem richtigen Luftdruck zu fahren.Auch
zu hoher Luftdruck kann schaden. Der Abrollkomfort und die
Federungseigenschaften des Reifens verschlechtern sich dramatisch,
genauso die Lenk- und Rolleigenschaften und der Verschleiß auf der
Lauffläche. Auch die ohnehin nur geringe Aufstandsfläche des Reifens
verringert sich. Lediglich ein geringes Erhöhen des Luftdrucks gegenüber
der Norm wird von manchen Experten empfohlen, um den Rollwiderstand zu
verringern und Sprit zu sparen. Allerdings empfehlen die
Reifenhersteller dies eher nicht, sie meinen, dass die exakte Einhaltung
ihrer Vorgaben entsprechend der aktuellen Belastung des Wagens die
beste Lösung sei, hier hat der Reifen in der Summe alle in ihn
hineinkonstruierten Eigenschaften. Hingegen empfiehlt der ADAC eine
leichte Druckerhöhung um bis zu 0,2 bar als bedenkenlos und
spritsparend. Druck unter Kontrolle
Während
in der Praxis aber zu hoher Luftdruck eher selten vorkommt, ist
schleichender Druckverlust ein weit verbreitetes Übel, das eine hohe
Unfallgefahr, hohen Kraftstoffverbrauch und eine geringe
Reifenlebensdauer nach sich zieht. Solche Druckverluste sind keinesfalls
nur durch Reifenschäden verursacht, der Alterungszustand des Reifens
(Diffusionsverlust) sowie Undichtigkeiten von Ventil und Felge sind die
normalen Ursachen im Alltag. Deshalb ist die periodische Kontrolle des
Luftdrucks so wichtig. Aber – Hand aufs Herz – wer macht mehr, als beim
Wechsel von Winter- auf Sommerreifen und umgekehrt den richtigen
Luftdruck herzustellen? Allenfalls vor der großen Urlaubsreise noch mal
kontrollieren – das war’s meist! Fachleute empfehlen zwei Kontrollen im
Monat! Aber man muss ja heute nicht mehr zur Tankstelle fahren, sich die
Finger schmutzig machen, nur um mal den Luftdruck zu kontrollieren.Schon
seit vielen Jahren gibt es, ausgehend vom militärischen Bereich,
Reifendruck-Kontrollsysteme, ja sogar vom Fahrersitz aus bedienbare
Regelsysteme, wie etwa am Unimog, an Traktoren oder dem ehemaligen
Militärfahrzeug Hummer. Bei allen Fahrzeugen, die sich nicht in
unterschiedlichem (schwerem) Gelände bewegen müssen, genügt eine
Luftdruckkontrolle. Hier gibt es, vor allem im Luxussegment und bei
allen Fahrzeugen, die Reifen mit Notlaufeigenschaften fahren, schon seit
den 90er Jahren werkseitig verbaute Reifendruck-Kontrollsysteme. Hier
wird ein Luftdruck- und Temperatursensor, der von einer langlebigen
Batterie gespeist wird, fest innerhalb des Reifens an die Felge
montiert. Die Sensoren in den Reifen melden ihre erfassten Daten per
Funk an ein Kontrollgerät, das die Daten mit den programmierten
Normdaten vergleicht und den Fahrer warnt, wenn eine Abnormität
auftritt, etwa Luftverlust. 
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Bild
1: Beim werkseitig verbauten Überwachungssystem werden die Anzeigen in
das Cockpit integriert, hier am Peugeot 607/807. (Bild: Peugeot) |
Abbildung
1 zeigt ein solches System im Peugeot 607/807. Solch ein System findet
man heute in vielen Aufpreislisten bis hinab in die Kompaktklasse,
freilich zu gesalzenen Preisen, was die Verbreitung wohl noch stark
behindert. Ein anderes System nutzt die ABS-Sensoren und registriert
einen Druckverlust über eine erhöhte Umdrehungszahl des betroffenen
Rades gegenüber den anderen Rädern, da dieses dann einen geringeren
Durchmesser hat.
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Bild 2: Klassisches Nachrüstsystem – das Hella TC 400 mit vier in den Reifen zu montierenden Sensoren. (Bild: Hella KG) |
Doch
der Nachrüstmarkt schläft nicht, und so kann man auf die
verschiedensten Nachrüstsysteme zu inzwischen erschwinglichen Preisen
zurückgreifen, etwa das TC 400 von Hella (Abbildung 2), das bis zu 7
Räder überwachen kann. Die erste Generation dieser Systeme mit im Reifen
liegendem Sensor wurde noch mit einem Schellenband an der Felge
angebracht, das um die gesamte Felge geschlungen wurde – eine inzwischen
nicht mehr genutzte, weil zu betriebsunsichere Lösung. Das Band kann
sich lösen, Band und Sensor den Reifen von innen zerstören.
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Bild 3: Hier ist der Sensor im Reifen direkt am Ventil eingebaut. (Bild: Hella KG) |
Die
zweite Generation besteht aus einem direkt mit dem Reifenfüllventil
verbundenen Sensor, der sich nicht mehr lösen kann (Abbildung 3). So
sehen auch die heute werkseitig verbauten Sensoren aus. Der Nachteil
dieses Systems – um es nachrüsten zu können, müssen die Reifen von der
Felge. Und man benötigt zwei Sätze Sensoren für Sommer- und
Winterreifen. Auch bei einem irgendwann anstehenden Batteriewechsel ist
ein Besuch in der Reifenwerkstatt unumgänglich. Das macht diese Systeme
im Unterhalt relativ teuer.An der Quelle...

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Bild 5: Der komplette Sensor inklusive Batterie und Funksender steckt in einer nur ca. 10 g leichten Ventilkappe. |

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Bild
4: Das einfach installierbare Reifendruck-Überwachungssystem besteht
lediglich aus vier Reifensensoren und einem kleinen Monitor für die
Zustandsanzeige und Warnung bei Abweichungen. |
Warum
nicht den Luftdruck da messen, wo ihn der Fahrer auch bei jeder Wartung
misst – außen am Ventil? Ein solches pfiffiges System ist neuerdings
verfügbar, und zu einem sehr erschwinglichen Preis (Abbildung 4). Der
Sensor ist hier samt Sendeelektronik und Batterie in einer Ventilkappe
untergebracht, die insgesamt nur ca. 10 g wiegt (Abbildung 5). Das mag
nicht viel sein, stellt aber insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten
schon eine nicht zu vernachlässigende Unwucht am Rad dar, weshalb der
Hersteller auch anrät, die Räder nach der Montage des Systems auswuchten
zu lassen – was bekanntlich nicht die Welt kostet.
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Bild
7: So angebracht, ist der Reifendruck-Monitor immer im Blickfeld – im
Alarmfall macht er sich zusätzlich akustisch bemerkbar. |

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Bild 6: Die Sensoren werden, natürlich richtig zugeordnet, einfach statt Ventilkappe auf das Reifenventil geschraubt. |
Damit
Langfinger nicht zum Zuge kommen, werden die ansonsten unauffälligen
Sensoren (Abbildung 6) mit einer speziellen Festhaltung gegen
Abschrauben gesichert. Der etwa Handy-große Monitor des Systems findet
seinen Platz an einer Halterung, die man z. B. mit dem mitgelieferten
Gummisaugnapf an der Frontscheibe befestigen kann (Abbildung 7). Der
Monitor kann wahlweise mit einer Batterie oder am Bordnetz betrieben
werden. Beim Betrieb am Bordnetz ist das Monitordisplay ständig
beleuchtet, ansonsten muss man die Beleuchtung auf Tastendruck
einschalten. Nach dem Einschalten des Monitors empfängt dieser per Funk
die aktuellen Druck- und Temperaturwerte der Sensoren. Die Druckdaten
erscheinen als ständige Anzeige, die Temperaturdaten kann man sich auf
Tastendruck anzeigen lassen. Nun nimmt man sich die Reifendrucktabelle
für das eigene Auto und stellt untere und obere Grenzwerte für eine
Alarmierung bei sinkendem oder zu hohem Reifenluftdruck sowie eine obere
Grenze für die Temperatur ein.Gegen tückische Überhitzung
Die
zusätzliche Temperaturüberwachung ist ein wichtiges Kriterium, das z.
B. in folgender Situation den Fahrer rechtzeitig vor einer drohenden
Reifenüberhitzung warnt: Man hat etwa den Reifendruck für die
alltägliche Belastung nur mit Fahrer eingestellt und vergessen, diesen
der vollen Belastung auf der Urlaubsfahrt mit vier Personen, Gepäck,
Dachträger und vielleicht noch Anhänger anzupassen. Die Reifen walken
unter der erhöhten Last stärker und erwärmen sich entsprechend. Dies ist
übrigens eine der häufigsten Ursachen bei Reifenschäden an Lkw –
Überladung! So kann der Temperaturalarm die letzte Warnung sein, um
solche Vergesslichkeit auszubügeln. Wird nun einer der eingestellten
Grenzwerte über- bzw. unterschritten, gibt es einen deutlichen
akustischen Alarm und dazu auf dem Display den Hinweis, welches Rad
betroffen ist. Ein schleichender Plattfuß, Hauptursache der meisten
Reifenschäden, etwa nach Einfahren eines Nagels, ist damit einfach kein
Thema mehr!Ist
eine der Batterien in den Sensoren weitgehend erschöpft, wird auch dies
gemeldet und nachdrücklich an einen anstehenden Batteriewechsel
erinnert. Der ist bei diesem System ganz einfach: Sensordeckel
abschrauben, Batterie tauschen – fertig! Das Fazit zu diesem sehr
einfach installierbaren und bedienbaren System kann nur lauten: für
sicherheitsbewusste Fahrer sollte solch ein Assistenzsystem ganz oben
auf der Zubehörliste stehen! Wechselt man das Fahrzeug, ist das Ganze in
zwei Minuten spurlos zu demontieren und im anderen Fahrzeug zu
installieren. Für Bike, Caravan und Transporter

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Bild
8: Das System für Caravans, Anhängerbetrieb, Transporter usw. Hier ist
es auch möglich, jeden Reifen einer mit Zwillingsreifen bestückten Achse
einzeln zu überwachen. |
Dieses
System gibt es inzwischen nicht nur für Pkw, eine Motorradversion sowie
eine für größere Fahrzeuge bzw. Hängerbetrieb sind nun ebenfalls
verfügbar. Der Clou am letztgenannten System (Abbildung 8) ist die
Möglichkeit, dass man verschiedenste Achs- und Radbestückungen
berücksichtigen kann. Die dritte Achse (auch Anhänger) ist ebenso mit
Sensoren bestückbar wie Zwillingsreifen-Paare oder eine Schleppachse. So
kann man mit diesem System auch alle Arten von Caravans, Transporter
und (kleine) Busse und Lkw bestücken. Da geht man selbst mit dem gut
beladenen Caravan mit Zwillingsbereifung auf der Hinterachse ganz auf
Nummer sicher und kann tatsächlich jeden Reifen überwachen.Fachbeitrag als PDF-Download herunterladen
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