In der Lebenswirklichkeit
heutiger Kinder spielt elektrischer Strom als einer der wichtigsten
Energielieferanten eine entscheidende Rolle. Sie benutzen Strom ganz
selbstverständlich um elektrisches Spielzeug zu betreiben, Licht
zu machen oder Unterhaltungsmedien zu gebrauchen; sie erfahren täglich
seine Nutzung im schulischen und außerschulischen Lebensumfeld.
|
Elektrischer Strom
hat für die Kinder "magische Qualitäten", eine allgegenwärtige
geheimnisvolle, unsichtbare, nützliche, aber auch sehr gefährliche
Kraft, die die Dinge bewegt, den Menschen Arbeit abnimmt und ihnen Licht
bringt.
Das Wesen des Stroms ist dabei für Kinder nur ansatzweise "be-greifbar"
zu machen - und Simplifizierungen wie die verbreitete Darstellung von
Elektronen als kleine Männchen verbieten sich im Sachunterricht.
|
Aber auch die Funktionsweisen
immer komplizierter werdender elektrischer Geräte können Kinder
nicht oder nur teilweise nachvollziehen. Dies widerspricht ihrem Bedürfnis,
hinter die Dinge zu schauen, ihre Bestandteile und Wirkmechanismen zu
verstehen.
"Unsere fertige, hochkomplexe Welt gibt Kindern nur noch selten
Gelegenheit, sich als erfolgreich Wirkende zu erfahren. Grundschulunterricht
muss auf diese veränderte Lebenswelt kompensatorisch reagieren,
durch Situationen, in denen Schüler sich aktiv und verstehend mit
exemplarischen technischen Zusammenhängen und Folgewirkungen der
Technisierung auseinandersetzen." (K. Möller in GSZ 108, 1997,
S.12)
|
Die Auseinandersetzung
mit verschiedenen Anwendungen einfacher Stromkreise schafft solche Situationen.
Allerdings ermöglichen viele der einschlägigen Lehrmittelangebote
lediglich das Nachbauen vorgegebener Lösungen und Versuchanordnungen;
allenfalls werden isolierte Lernprozesse durch Experimente mit stark
vorstrukturierten Materialien initiiert, ohne echte problemhaltige Fragestellungen
aufzubauen oder die kindlichen Vorerfahrungen bzw. Vermutungen einzubeziehen.
|
Bei diesen "Nachbauten"
oder isolierten Versuchsanordnungen können zwar allein durch die
handelnde, zielgerichtete Auseinandersetzung durchaus fruchtbare Lernerfolge
erzielt werden, eine nachhaltigere Wirkung zeigen jedoch Aufgaben, die
verstärkt entdeckende und problemorientierte Lernprozesse fördern.
|
Beispiele hierfür
sind "Lückenprobleme" in Form einer "Black-Box",
ein Vorgehen, das sich zum Beispiel beim "Heißen-Draht"
bzw. der "Zitterachterbahn"
oder auch beim "Elektroquiz"
anbietet. Die Funktionsweisen müssen hier von den Kindern selbst
handelnd entdeckt werden. (dazu K. Möller in GSZ 108/1997, S.13)
|
Eine weitere, anwendungsorientiertere
Möglichkeit besteht darin, von konkreten Problemstellungen im Sinne
eines handlungsorientierten Unterrichts auszugehen. Die Konstruktion
einer Beleuchtung für einen Tannenbaum,
der Einbau einer Beleuchtungsanlage in eine "Schuhkartonwohnung"
oder in den "Sternbilderguckkasten"
lässt die Kinder z.B. die Vor- und Nachteile von Parallel- bzw.
Reihenschaltungen am konkreten Problem erfahren.
|
Eine
wichtige Intention des Lehrplans ist es, dass die Kinder befähigt
werden, Sicherheitsaspekte zu beachten.
Nun bringen jedoch die hier beschriebenen Arbeitsanregungen selbstverständlich
keinerlei Gefahren für die Kinder mit sich und die Thematik "Leiter/
Nichtleiter" kann zwar ein gewisses Grundwissen zum Verständnis
sicherer Handlungsweisen beim Umgang mit elektrischem Strom liefern;
es wäre jedoch ein Trugschluss zu glauben, dass die Kinder diese
Erkenntnisse immer auf Alltagssituationen übertragen können
und sich deshalb entsprechend verhalten. Im schlimmsten Fall erzeugt
das Wissen über vermeintlich gefahrlosen Umgang mit elektrischen
Strom falsche Sicherheiten.
|
Es
ist daher unumgänglich, die Kinder im gemeinsamen Gespräch
für konkrete Gefahren beim Umgang mit elektrischem Strom zu sensibilisieren
und Sicherheitsmaßregeln
festzuhalten. Erfahrungsgemäß wissen die meisten Kinder um
die grundsätzliche Gefährlichkeit des elektrischen Stroms,
begegnen ihm mit sehr viel Respekt und beteiligen sich rege an Diskussionen
über die Gefahrenproblematik.
|